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Ich kenne dein Geheimnis

Titel: Ich kenne dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Morgen wurde er vom Klinikpersonal ehrerbietig begrüßt. Er nickte kurz in die Runde und ging rasch in sein Büro.
     Was stand heute an? Wichtig war vor allem der Termin mit seinem Anwalt Morici. Von ihm brauchte er juristischen Rat, bevor
     er sich mit einigen Freunden traf. Freunde? Wohl eher Geschäftspartner. Und was für Partner, dachte er angewidert, als er
     die Bürotür hinter sich schloss.
     
    Hinter ihm lag ein anstrengender Tag. Neben der üblichen Visite, hatte Principini Interviews über Fortschritte in der Pädiatrischen
     Onkohämatologie gegeben, eines mit dem Daily Telegraph, ein zweites mit der Bunten. Er sah auf die Uhr, es war fast sieben.
     Er rief seinen Fahrer an, um ihm mitzuteilen, dass er ihn in zwanzig Minuten erwartete. Anschließend trug er die Termine des
     Folgetags in sein ledergebundenes schwarzes Notizbuch ein und gönnte sich eine kurze Pause in seinem ergonomisch geformten
     Entspannungssessel. Das edle Schreibset auf dem Mahagonitisch und der elegante lederne Rezeptblock waren Geschenke eines reichen
     Patienten. Alles |60| in seinem Büro strahlte Macht und über lange Jahre erworbenen Reichtum aus. Von seinem Sessel blickte er auf ein faszinierendes
     Bild: ein Kunstdruck des Ölgemäldes »Nr. 15« von Mark Rothko. Die Farben dieses Bildes waren seine Energiequelle, in ihrer
     Betrachtung fand er zur inneren Ruhe. Es schien, als würde das Bild in Flammen stehen. Die Farbpigmente wirkten wie mikroskopisch
     kleine Lebewesen, die sich ständig zu verändern schienen, genau wie die Körperzellen, die er tagaus, tagein im Labor untersuchte.
    Danach ging er in sein privates Bad hinüber, benetzte sein Gesicht mit Wasser und betrachtete sich im Spiegel. Nur wenn er
     lächelte und seine strahlend weißen Zähne zeigte, waren winzige Fältchen zu erkennen. Ja, er war ein schöner Mann. Ein Mann,
     der die Frauenherzen höher schlagen ließ. Und Frauen waren nun mal das schönste Spielzeug für einen Mann, und manchmal waren
     sie sogar nützlich. Er versicherte sich, dass er Handy und Hausschlüssel eingesteckt hatte, und verließ das Büro. Sein Anwalt
     Edmondo Morici erwartete ihn, ein guter Freund, allerdings keiner, der Rabatte gewährte. Besser, gleich zahlen, als Schulden
     haben. Früher oder später präsentierten selbst Freunde ihre Rechnung, mit Zins und Zinseszins, sinnierte er, als er den hell
     erleuchteten Flur im ersten Stock entlangeilte. Dann fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, Anna zu sagen, dass er an diesem
     Abend nicht zu Hause essen würde. Erst wollte er die Sache auf sich beruhen lassen, dann rief er doch an. José nahm ab und
     leitete das Gespräch an Anna weiter.
    »Pronto, Giampiero …«, Annas Stimme hatte jede Härte verloren. Prinicipini atmete tief durch, sagte aber nichts und wartete
     ab.
    »Giampiero, es tut mir leid wegen heute Morgen …«
    Sie hörte ihn seufzen und wusste, dass er ihr verziehen |61| hatte. »Schon vergessen, mach dir keine Sorgen. Ich habe vergessen, dir zu sagen, dass ich heute später nach Hause komme,
     ich habe noch ein Arbeitsessen.« Sein Ton war freundlich, doch Anna spürte die Kälte, die von ihm ausging.
    »Schade. Ich sage Rosy, dass sie heute nicht zu kochen braucht.«
    »Gut. Pass auf dich auf.«
    »Das werde ich, ciao.«
    »Ciao.«
    Als sie das Klicken in der Leitung hörte, spürte Anna das Loch in ihrem Magen. Sie wusste genau, dass ihr Mann log. Das »Arbeitsessen«
     war sicher ein Date mit seiner Geliebten. Sie brauchte unbedingt etwas zu essen, irgendetwas, um die innere Leere zu füllen.
     Während sie die Pralinen aus dem Schlafzimmerschrank holte, beschloss sie, am nächsten Tag bei Amanda vorbeizugehen. Vielleicht
     konnte sie sich auch mit einem schicken Kleid aus der Boutique ihrer Freundin etwas Gutes tun.
     
    Sie trafen sich bei Cova zur Happy Hour.
    »Sag bloß, du rauchst«, Luca Pellani schaute Giampiero Principini ungläubig an, der sein Feuerzeug gezückt hatte.
    »Nein, aber ich liebe das Feuer«, Principini blies die Flamme aus.
    »Nun, was machen die Geschäfte in Mitteleuropa?«
    »Es läuft gut. Die Nachfrage ist groß, die Beschaffung macht allerdings die üblichen Schwierigkeiten.«
    »Die Details klären wir heute Abend bei Pasquali«, Principini wollte das Thema nicht vertiefen.
    Pellani verzog das Gesicht und spielte mit seinem Glas. »Citerich ist wie üblich zu spät, früher oder später werden wir ihm
     eine Lektion erteilen müssen. Wenn er in fünf Minuten nicht da ist,

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