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Ich kenne dein Geheimnis

Titel: Ich kenne dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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gehen wir.«
    |62| Principini musterte seinen Partner misstrauisch. In letzter Zeit kam er ihm verändert und gehetzt vor. Würde er dem Druck
     standhalten?
    »Da kommen Santini und Citerich«, Pellani wirkte erleichtert.
    Er hatte die beiden Männer sofort erkannt. Beide um die vierzig, der eine klein und mager, der andere ein Hüne mit slawischen
     Zügen.
    Pellani leerte seinen Gin in einem Zug.
    »Langsam, Luca. Der Alkohol mindert dein Denkvermögen.«
    »Auch falscher Ehrgeiz schadet nur«, konterte Pellani.
    Die anderen waren inzwischen an den Tisch gekommen.
    »Wollt ihr etwas trinken?« Principini hatte gerade sein Glas Tomatensaft mit Zitrone ausgetrunken.
    »Nein, danke«, erwiderte Santini, der kleinere der beiden Neuankömmlinge.
    »Geht schon vor, wir kommen nach. Es ist besser, nicht zu sehr aufzufallen, besonders du nicht, mein lieber Professore.«
    Citerich sprach mit leicht kehligem Akzent. Principini bedachte ihn mit einem eiskalten Lächeln. Dann bedeutete er Pellani
     aufzustehen und verließ mit ihm das Lokal. Ihr Ziel war Pasqualis Wohnung in der Via dei Giardini.
     
    Die Nacht war totenstill und stockfinster, nur einige wenige Sterne standen am Himmel. Obwohl die Wärme des Tages noch nicht
     gewichen war, zitterte sie vor Kälte. Das weiße Baumwollkleid klebte an ihrem Körper, als hätte man sie unter die Dusche gestellt.
     An eine Wand gepresst, kauerte sie im Laderaum des kleinen Lastwagens. Sie hatte die Knie dicht an den Körper gezogen, der
     Schweiß lief ihr über die Stirn in die Augen, die zu brennen begannen. Sie hatte Angst. Noch nie hatte sie solche
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Angst gehabt. Sie versuchte, sich auf ihren Atem zu konzentrieren, denn eine Panikattacke würde alles noch viel schlimmer
     machen.
    Der Lastwagen hatte vor wenigen Minuten angehalten, wo , wusste sie nicht. Der Stille nach zu urteilen, wahrscheinlich irgendwo auf dem Land. Ihr Herz schlug zum Zerspringen. Sie
     hörte Türen klappen und Wortfetzen von Männern, die sich draußen unterhielten. Warum hatte sie nicht auf ihre Mutter gehört?
     »So ein aufreizendes Kleid, zieh das bloß aus.«
    »Ich gehe doch nur zum Bäcker, Mama , fünf Minuten, was soll mir da schon passieren?« Jetzt wusste sie es besser. Selbst in fünf Minuten konnten die schlimmsten
     Dinge passieren. Die Hecktür wurde geöffnet. Während kräftige Arme sie aus dem Wagen zerrten, kniff sie instinktiv die Augen
     zusammen, so fest sie konnte. Dumpf schlug sie auf dem Pflaster auf. Und da geschah das Wunder: Sie konnte fliegen. Hoch in
     die Lüfte erhob sie sich, wie ein Vogel. Dass es grobe, gierige Männerhände waren, die sie in der Schwebe hielten, zählte
     nicht. Sie flog.
    Als sie die Augen schließlich wieder öffnete, fand sie sich in einem alten Schuppen wieder, der von einer nackten Glühbirne
     beleuchtet wurde. Es stank erbärmlich. Sie erkannte Ackergeräte und einen ausrangierten Motor. Und drei Männer. Drei Raubtiere,
     die ihre Beute eingekreist hatten.
    Einer kam ihr bekannt vor. Aber sie war zu verwirrt, um das Gesicht zuordnen zu können. Er stieß sie zu Boden. Sie fiel nicht
     hart, sondern angenehm weich. Dann packte der Mann sie an den Füßen und drehte sie bäuchlings auf die stinkende Matratze.
     Ihr blieb die Luft weg, als ihre Nase einen verkrusteten dunklen Fleck streifte. Blut . Als sie spürte, wie der Mann ihr das Kleid auszog und ihre Pobacken umfasste, war sie fast ohnmächtig vor Angst. Absurderweise
     musste sie in diesem Moment daran denken, dass sie ihr Lieblingskleid nie wieder sauber
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bekommen würde. Dann hörte sie, wie der Mann seinen Reißverschluss aufzog, ein Geräusch, das sie nie wieder vergessen würde.
     
    Schweißüberströmt schreckte sie aus dem Schlaf auf, geweckt durch ihren eigenen Schrei. Auf dem Nachttisch standen die Reste
     des Frühstücks. Und der Brief. Wieder begann ihr Herz zu rasen, genau wie in ihrem Alptraum. Es war nicht das erste Mal, dass
     sie einen anonymen Brief bekommen hatte, doch diesmal erschien er ihr besonders bedrohlich. Das Schlimmste aber war das Gefühl,
     von einer unbekannten Macht in die Vergangenheit zurückgezogen zu werden, eine schmerzliche Vergangenheit, die sie um jeden
     Preis vergessen wollte. Da half es auch nichts, sich vor den Spiegel zu setzen, zu lächeln und sich zu sagen, dass diese gutaussehende
     dunkelhaarige Frau Smeralda Mangano war. Und nicht etwa Maria Catena Eustochia Smeralda Calogero. Selbst die raffinierteste
     Schminke und falsche

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