Ich kenne dein Geheimnis
rauchen
dürfen …«
»Und runter mit den Füßen.« Selbst jetzt blieb Spargi locker. Erst als sie ihm die Zigarette aus der Hand riss und sie im
Limoges-Aschenbecher ausdrückte, wurde er unruhig. Ihre Blicke kreuzten sich. Dann sprang Spargi auf, packte sie an den Schultern
und zischte: »Mach das nie wieder, sonst schlage ich zu!«
Amanda wich zurück: »Mit deinen Drohungen beeindruckst du mich kein bisschen!«
»Ach nein?« Er zog sie brutal an sich. Amanda mochte das. Sie fragte sich, ob Franco genauso empfand. Manchmal schlug seine
Wut urplötzlich in wildes Verlangen um. Waren seine Gefühlsausbrüche Hass oder Leidenschaft?
|80| »Hör gut zu«, sie sah ihm fest in die Augen. Jetzt war sie am Zug. »Ich habe dich aus dem Dreck gezogen, als du deinen Körper
reichen alten Weibern verkauft hast, ich habe dir einen guten Job verschafft, weil ich mich von deinem Freund habe blenden
lassen:
Der arme Junge hat so viel mitgemacht, er hat keine Eltern mehr und ist bei den Salesianern von Don Bosco aufgewachsen …«
Sie wartete auf seine Reaktion. Doch Spargi schwieg und hielt ihrem Blick stand, so schnell gab er sich nicht geschlagen.
Amanda war mit ihrer Geduld am Ende. »Gut, du willst es nicht anders. Sollte ich herausfinden, dass du gewisse Dinge ausgeplaudert
hast, wirst du dir wünschen, nie geboren worden zu sein«, drohte sie und hielt ihm eine Handvoll Papierstreifen unter die
Nase.
Einen Moment lang war Spargi versucht, Amanda auf den Schreibtisch zu werfen und sie links und rechts zu ohrfeigen. Es wäre
nicht das erste Mal, dass ihr Vorspiel so ungestüm begann, man sah noch immer den Abdruck von Amandas Zähnen auf seiner rechten
Hand. Doch er riss sich zusammen, irgendetwas in Amandas Gesichtsausdruck verriet ihm, dass es ihr ernst war. »Sagst du mir
jetzt endlich, was los ist?«
»Heute Morgen habe ich diesen Brief bekommen«, Amanda zeigte auf einen zerrissenen Umschlag neben dem Telefon.
Franco Spargi schwieg und wartete ab.
»Und ich habe ihn vernichtet!« Wieder griff Amanda nach den Papierstreifen und warf sie wie Konfetti in die Luft. Tränen standen
in ihren Augen.
»In dem Brief stand: ›Ich kenne dein Geheimnis.‹ Aber ich habe niemandem etwas erzählt. Der Einzige, der mein Geheimnis kennt,
bist du.«
|81| »Buongiorno, Signorina Mangano.« Titti Lepori ging lächelnd auf die Schauspielerin zu. »Die neue Frühling-Sommer-Kollektion
ist eingetroffen.« Smeralda ließ die Augen durch die Boutique schweifen. Der Donna-Diabla-Ständer war nicht schwer zu finden,
denn fast alle Kleidungsstücke, die dort hingen, waren leuchtend rot.
»Kommen Sie bitte«, Titti ging voraus und blieb dann vor einem langen Kleid mit tiefem Rückenausschnitt stehen. »Wie Sie sehen,
sind die Modelle ausgesprochen sexy, ohne vulgär zu wirken.«
Smeraldas Hände glitten sanft über die Kleiderbügel, während sie die Kollektion begutachtete. Auch wenn Titti noch wenig Erfahrung
hatte, wusste sie instinktiv, dass Smeralda den Laden nicht mit leeren Händen verlassen würde. »Jedes Kleid hat seine individuelle
Note, die Persönlichkeit der Trägerin wird darin optimal zur Geltung gebracht. Für eine Frau wie Sie, die ständig im Licht
der Öffentlichkeit steht, ist Donna Diabla einfach ideal.«
Smeralda zog die rechte Augenbraue hoch. »Lassen Sie das, ich bin nicht wie die anderen …«, wies sie die Verkäuferin zurecht
und ließ eine Hand über das rote Kleid mit dem tiefen Rückenausschnitt gleiten.
»Das wollte ich damit auch nicht sagen, Signorina. Nicht jede Frau kann Donna Diabla tragen, für dieses Modell braucht man
einen perfekten Körper. Wie Ihren. Dieses Kleid ist wie für Sie gemacht«, schmeichelte Titti.
»Ich möchte es anprobieren. Ist Egle da?«
»Unsere Schneiderin kommt heute leider etwas später. Marianna ist aber da, wenn Sie es eilig haben.«
Smeralda schüttelte den Kopf. »Nein, danke, ich vertraue nur Egle.« Egle war Amandas beste Kraft, mit sicherem Auge und begnadeten
Händen steckte sie in Windeseile ein Kleid so |82| ab, dass es nach kleinen Änderungen aussah wie ein maßgeschneidertes Modell.
»Suchen Sie etwas für eine besondere Gelegenheit?« Titti half Smeralda, das Kleid vom Bügel zu nehmen.
»Ja, für die Rosso-Bianco-Oro-Party …«, antwortete Smeralda wortkarg, doch Titti ließ sich nicht entmutigen. »Natürlich, die
Weingala.« In Sachen Klatsch und Tratsch aus der High Society war sie
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