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Ich kenne dein Geheimnis

Titel: Ich kenne dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Expertin.
    »Genau die.«
    »Ah, darüber habe ich gerade gestern etwas im Internet gelesen, habe aber nicht so recht verstanden, worum es da geht.«
    Smeralda hatte nicht die geringste Lust, über die Gala zu sprechen, wollte aber auch nicht unfreundlich sein. »Es handelt
     sich dabei um einen Preis, den der Winzerverband Associazione Vinicola delle Terra di Chianti ausgeschrieben hat, ein Muss
     für alle großen Winzer. In diesem Jahr sind die Sannazzaros die Gastgeber.« Alles, was Rang und Namen hatte, würde dabei sein,
     sogar Mitglieder der berühmten Adelsfamilien Tarabelli und Frescobaldi. Und das alles zu Ehren von Viveca Sannazzaro.
    Ängstlich dachte sie daran, dass der große Tag unmittelbar bevorstand.
    »Geht es Ihnen nicht gut, Signorina?« Titti sah sie besorgt an und nahm ihren Arm.
    »Doch, alles in Ordnung.«
    »Sie wurden plötzlich ganz blass, ich dachte schon, Sie würden ohnmächtig werden.«
    »Nein, nein. Es geht mir gut, danke, Titti.« Sie blickte in Richtung Eingang, wo sie eine Bekannte gesehen hatte. Sie ging
     ihr entgegen. »Ciao, Anna.«
    Anna Principini blickte erschrocken hoch. Es dauerte eine |83| Weile, bis sie Smeralda erkannt hatte, dann zwang sie sich zu einem Lächeln. »Du hast abgenommen«, bemerkte Smeralda und warf
     Anna einen mitleidigen Blick zu, die sich dadurch nur noch dicker und hässlicher vorkam. Frustriert betrachtete sie ihr Gesicht
     in einem Wandspiegel. Die Augenringe erschienen ihr noch ausgeprägter als sonst, aber das konnte auch an ihrer Verfassung
     liegen. Es war nicht zu leugnen: Wenn man sie ansah, wusste man sofort, wie sie sich fühlte. Der Streit mit ihrem Mann und
     der anonyme Brief gingen ihr einfach nicht aus dem Kopf. Hinter ihr stand die strahlend schöne Smeralda und beobachtete sie.
     Wie schon so oft, packte Anna der Neid, und sie hasste sich dafür. Sie musterte ihr aufgedunsenes blasses Rauchergesicht und
     fragte sich, wie jemand anderes als ihr Mann auch nur irgendetwas an ihr hatte finden können. Nun ja, es war eine Weile her,
     als sie sich noch nicht so gehen ließ. Aber nein. Damals, als es passiert war, hatte sie schon genauso ausgesehen wie jetzt:
     fett und blass. Und trotzdem hatte er sie begehrt, und sie hatte es zugelassen, das erste Mal nach so vielen Jahren, taub
     für die warnende Stimme in ihrem Kopf:
Tu’s nicht . Tu’s nicht , Anna .
Aber die Sehnsucht danach, begehrt zu werden, war stärker gewesen als der gesunde Menschenverstand. Noch heute spürte sie
     den bitteren Nachgeschmack dieser demütigenden Erfahrung. Er hatte sie ausgenutzt, und sie hatte sich so sehr dafür geschämt.
    Sie atmete schwer. Es gab noch etwas Schlimmeres als Scham: Angst. Sie wagte sich nicht einmal vorzustellen, was passieren
     würde, wenn ihr Geheimnis ans Licht käme.
    Smeralda musterte noch immer Annas sorgenvolles Gesicht. Die tiefe Qual, die sie in Annas Zügen las, kannte sie nur zu gut.
     Wir haben alle unsere Sorgen, dachte sie seufzend. Dann versuchte sie die düsteren Gedanken zu verdrängen, indem sie |84| sich das feuerrote Kleid anhielt. Sie war so in ihr eigenes Spiegelbild versunken, dass sie Annas verzweifelten Blick völlig
     vergaß.
     
    »Früher oder später erschlage ich dich und verschwinde auf Nimmerwiedersehen.« Franco Spargi war wieder die Souveränität in
     Person. Er zog eine Zigarette aus der Packung, steckte sie an und blies Amanda den Rauch entgegen. Amanda sah ihn missbilligend
     an, auch wenn der Rauch im Augenblick gewiss ihr geringstes Problem war. »Dazu wärst du gar nicht fähig …«
    »Sieh mal, mein Engel«, Spargi legte seinen rechten Fuß auf den Tisch, »ich kann nicht mit einer Frau zusammenleben, die mir
     nicht vertraut. Wenn irgendjemand deine dunkle Vergangenheit kennt, dann ist das dein Problem, nicht meins.«
    Amandas Nerven waren zum Zerreißen gespannt, es kostete sie eine fast übermenschliche Selbstbeherrschung, ihm nicht an die
     Gurgel zu gehen. Sie versuchte sich abzulenken, griff nach einem Kugelschreiber und kritzelte auf dem Notizbuch neben dem
     Telefon herum. »Hör gut zu, Franco«, sagte sie nach kurzem Schweigen, »ich würde dir ja gerne glauben, aber du weißt so gut
     wie ich, dass nur wir beide von dem Geld wissen, außer demjenigen, der es mir gegeben hat, natürlich. Ich habe mit niemandem
     sonst darüber gesprochen.«
    Spargi musterte sie abschätzig, dann trat ein spöttisches Lächeln auf seine Lippen. »Und warum könnte nicht gerade er es gewesen
     sein,

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