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Ich kenne dich

Ich kenne dich

Titel: Ich kenne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenn Ashworth
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ihn aus ihrem Leben zu kriegen, damit zwischen uns wieder alles normal war. Das konnte ich nicht, indem ich mich zu Hause verkroch, also ging ich hinter ihnen, folgte den ganzen Weg.
    »Hast du mir was mitgebracht, Loverboy?«, fragte sie, mit zu lauter Stimme, weil sie halb betrunken war. An ihrem Hals war ein Bluterguss.
    Carl deutete auf ihre Hand. »Ich habe dir die Flasche mitgebracht, oder nicht?«
    »Das ist kein richtiges Geschenk«, sagte sie und blickte über ihre Schulter zu ihm, schmollend. »Du musst mir Blumen schicken, Postkarten, Pralinen.« Sie hielt die Flasche hoch, und ich dachte, sie würde sie mir anbieten, also streckte ich die Hand danach aus, aber dann schüttelte sie klirrend ihr Handgelenk, und mir wurde bewusst, dass sie mich gar nicht ansah, sondern Carl ihr Armband zeigte.
    »Du könntest mir noch einen Herzanhänger besorgen.«
    »Du hast doch schon drei.«
    »Und einer mehr macht vier. Ein Herz für jeden Monat, den wir uns kennen, klar?«
    Carl drehte den Kopf zur Seite und sah in den Wald. Wir trotteten immer weiter. Es ging nur langsam voran. Er war angespannt. Schreckhaft.
    »Meinetwegen«, sagte er. »Ich geb dir Geld dafür. Dann kannst du dir selber einen besorgen, wenn du das nächste Mal in der Stadt bist.«
    »Carl, das ist nicht dasselbe … «, begann sie zu jammern. »Morgen ist Valentinstag. Andere Frauen werden übers Wochenende eingeladen. Sie werden schick ausgeführt zum Essen. In neuen Kleidern.«
    »Klar, von mir aus«, sagte er, ohne ihr zuzuhören.
    »Ich wette, ich werde dich nicht einmal zu sehen bekommen«, sagte sie, und dann, als hätte sie beschlossen, trotzdem fröhlich zu sein und sich nicht darum zu kümmern, machte sie eine Show daraus, wieder einen langen Zug aus der Flasche zu nehmen, auf mich zu warten, bis ich sie einholte, und sie wieder mir zu geben.
    »Nimm«, sagte sie. »Trink aus.« Ihre Augen waren schmal und unklar. Ich fragte mich, ob sie eine von Carls Spezialtabletten genommen hatte. Die Flasche war olivgrün und eiskalt. Die zerfetzte Folie um den Hals kratzte ein bisschen an der weichen Haut meiner Hand, unter dem Daumen.
    »Komm her, Carl«, sagte sie. »Komm und zeig Lola, was du hast.«
    Carl bewegte sich auf uns zu und nahm mir ungeschickt die Flasche aus der Hand. Er trank den Fünf-Zentimeter-Rest aus und schleuderte sie über unsere Köpfe in die Büsche. Als er dabei sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte, geriet er ins Schwanken und kippte auf Chloe. Sie drückte das Gesicht gegen seine Brust und kicherte. Ich horchte auf einen Schlag, aber der kam nicht.
    »Hierher«, sagte er und krümmte den Finger nach mir. »Komm näher. Ich werd dich schon nicht beißen.«
    Ich machte ein oder zwei Schritte vorwärts und beobachtete, dass er eine kleine Handvoll Polaroidfotos mit Eselsohren aus seiner Innentasche zog. Ich wusste, dass er immer ein Bild von Chloe bei sich trug, weil sie es mir erzählt hatte. Aber die hier waren nicht von Chloe. Sie waren von mir.
    »Ich hoffe, es macht dir nichts aus«, sagte er, fast förmlich. »Chloe hat sie mir gezeigt.«
    Mein Gesicht glühte, und ich drehte mich weg und starrte auf meine Füße.
    »Hab dich nicht so, Lola«, sagte sie und legte den Arm um mich. Als sie mich auf die Wange küsste, konnte ich ihre ungewaschenen Haare und ihre Alkoholfahne riechen.
    »Du siehst sehr hübsch aus«, sagte er und rülpste leise. »Das sind zwar keine professionellen Aufnahmen, aber du hast was. Hast du schon mal daran gedacht, das auszubauen?«
    Ich hob den Kopf. Er rieb mit dem Daumen über den unteren Rand und berührte die Stelle, wo meine Unterarme im Bild waren.
    »Du hast eine besondere Ausstrahlung«, sagte er. »Das gewisse Etwas – wie man es hin und wieder in großen Kinofilmen sieht. Oder auf den Laufstegen. Eine unaufdringliche Schönheit. Nicht viele Mädchen sehen so aus«, er deutete auf das Bild und nicht auf mich, »ohne es zu wissen.«
    Chloe lachte. »Er glaubt, du könntest Model werden«, sagte sie. »Das war sein erster Kommentar, als ich ihm die Fotos gezeigt habe.«
    Ich sagte nichts.
    »Du brauchst eine Fotomappe«, sagte Carl. »Etwas, das qualitativ ein bisschen besser ist als das hier.« Er wedelte mit den Polaroidfotos, als würde er darauf warten, dass sie sich entwickelten, und steckte sie dann zurück in seine Jacke. »Du solltest darüber nachdenken. Ich könnte das für dich machen, wenn du willst.« Er zuckte mit den Achseln. »Liegt natürlich ganz bei

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