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Ich kenne dich

Ich kenne dich

Titel: Ich kenne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenn Ashworth
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Luft fliegen: ein Rauchpilz in der Größe eines Planeten, und alles tot in der Zeit, die ich brauchte, um mit dem Daumen das Rädchen am Zündstein zu reiben. Das Li cht der zittern den Flamme verwandelte das Fenster in einen Spiegel, und das Haus, die Flasche, die Couch und Barbaras Arm verschwanden. Das Trommeln des Hagels auf dem Wellblechdach des Schuppens war erstaunlich laut und irgendwie tröstlich.
    Ich musste lachen, weil »Wichse wie Weihnachten« lustig klang, und ich sagte es laut und lachte wieder, weil es beim zweiten Mal sogar noch lustiger war. Wenn das nächste Mal jemand nach meiner Meinung fragen würde, beschloss ich zu sagen: »Was, das ist die gleiche Wichse wie Weihnachten.«
    Meine Zigarette brannte, und ich ließ die Flamme des Feuerzeugs ausgehen. Dann saß ich im Dunkeln mit dem Hagel draußen, der sich anhörte, als würde jemand Steinchen gegen das Fenster werfen, und ich stellte mir Emma vor, die draußen im dichten Schneeregen stand und nach Hause trampen oder sogar für ein Taxi bezahlen und in der klirrenden Kälte darauf warten musste, weil Chloe sich mit Carl irgendwohin verzogen hatte. Und Carl und Chloe, die unter einer dunklen Brücke parkten, seine Hände in ihren Klamotten, und beide keuchten und befummelten sich, während sie den Wagen mit ihrem heißen Atem füllten, bis plötzlich – peng! – die Batterie schlappmachte oder die Heizung den Geist aufgab – und es zu dunkel war, um sich wieder richtig anzuziehen, bevor der Pannendienst kam, um sie zu retten. Ha.
    Das waren nette Überlegungen. Ich nahm einen Schluck von dem klaren Zeug in meiner Tasse. Weil es so schrecklich kalt war und weil es mir nicht wirklich schmeckte, trank ich schnell. Dann machte ich das Feuerzeug wieder an und hielt es nach unten, um zu sehen, was alles so herumlag. Ich hielt Ausschau nach etwas, worin ich die Kippe ausdrücken konnte. Ich hoffte auf ein Einmachglas mit einem eingetrockneten Rest Farbe, einen Blechdeckel oder sogar die Klinge eines rostigen Spachtels. Ich schwenkte das Feuerzeug durch die Luft in langsamem Bogen.
    »Typisch.« Ich führte selten Selbstgespräche. Ich fluchte. »Wie scheinheilig.«
    Auf dem Boden lagen ungefähr zwanzig Zigarettenstummel, ein großer Haufen flachgetretener Kippen, die die ganze Zeit unter meinen Füßen waren. Ein Filter klebte seitlich an meinem Turnschuh, und ich musste mit dem Fuß stampfen, um ihn abzuschütteln. Ich ließ meine eigene Kippe auf den Boden fallen zu den anderen, manche davon verblasst, andere frisch, alle auf den hellbraunen Filterrand mit einem Ring aus braunem Lippenstift geküsst.

8
    Die Welt wurde weißer und weißer. Es war die Art von Weiß, die man bereits spürt, bevor man morgens aufsteht und aus dem Fenster schaut, weil die kalte, große Helligkeit durch die Vorhänge dringt. Es war der letzte Samstag, bevor die Schule wieder losging, und ich hatte immer noch nichts von Chloe gehört.
    Barbara schaltete den Staubsauger aus, um einer neuen Meldung in den Nachrichten über das ungewöhnlich kalte Wetter zu lauschen. Abgesehen von dem Nachspiel einer Straßenschlägerei in der Silvesternacht, die ausgelöst worden war, als einer aus der Bürgerwehr einen alten Mann bemerkte, der an das Schaufenster von Tammy Girl pinkelte, und das falsch deutete, gab es nichts Neues zu berichten. Es war Januar. Es war klirrend kalt. Frostig. Der Fluss war an manchen Stellen zugefroren. Große Sache.
    Donald war an jenem Morgen in einer seltsamen, unruhigen Stimmung. Barbara hatte ihm eine Rolle Klopapier in die Hand gedrückt und ihn damit durchs Haus geschickt, damit er die beschlagenen Fensterscheiben von innen abwischte. Er tupfte sie mit einem Papierknäuel ab, das Fasern hinterließ, die am Glas kleben blieben, was ihn noch mehr aufregte, sodass er nun damit beschäftigt war, mit seinem Hemdsärmel über die Scheiben zu wischen. Aber auch er ließ sich ablenken von den Nachrichten und schlenderte ins Wohnzimmer, um mit uns zu schauen.
    Terry, in einem Mantel, der aussah wie ein Damennerz, und mit passender Pelzmütze, stand auf der alten Eisenbahnbrücke über dem Ribble und redete von Klimawandel und globaler Erwärmung, während die Kamera die träge Schicht aus Eis heranzoomte, die sich von einem Ufer zum anderen einen Weg über den Fluss bahnte. Verdutzte Enten rutschten am Rand entlang und plumpsten in die eiskalte, schnell fließende, braune und trübe Brühe. Gegenstände ragten aus dem Wasser: Trolleys, alte Fahrräder und

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