Ich kenne dich
Buggys, verbeulte Verkehrshütchen, die Kränze aus Zweigen und Schmodder trugen. Am anderen Ufer steckte eine Matratze im nackten Boden, beschwert mit einer Mülltonne, die zur Hälfte mit Schlamm gefüllt war. Der obere Teil der Matratze klappte nach vorne, als würde sie sich vor einem unsichtbaren Publikum verbeugen. In den Morgennachrichten hatte Terry gesagt, dies sei der kälteste Winter in achtzig Jahren seit Beginn der Aufzeichnungen, aber inzwischen hatte sein Rechercheteam die Zahl korrigiert auf vierundachtzig, und man sah Bilder von gelben Einsatzfahrzeugen, die langsam über die verwaiste Umgehungsstraße rollten und Salz und Splitt streuten.
»Aber es gibt keinen Grund, schwarzzusehen«, sagte Terry und grinste.
Barbara stützte sich auf den Staubsauger und nahm das Kabel in die Hand, um es fachmännisch über dem Ellenbogen mit flinken, ruckartigen Bewegungen aufzuwickeln, wofür sie nicht einmal die Augen von der Mattscheibe abwenden musste.
»Er hat sich wieder die Zähne machen lassen, oder, Lola? Zumindest hat er sie polieren lassen. Was meinst du?«
Ich hing drapiert über einen Sessel und tat so, als würde mich das alles nicht interessieren, obwohl ich insgeheim hoffte, dass die Wasserrohre in der Schule einfroren, damit die Ferien verlängert wurden – auf unbestimmte Zeit.
»Tatsächlich werden die jungen Damen in unserer Stadt höchst erfreut sein über einen unerwarteten Nebeneffekt dieses Kälteeinbruchs«, sagte Terry.
Barbara beugte sich vor.
»Die Serie von unerfreulichen Zwischenfällen, die unsere Stadt heimsuchte, in den Parkanlagen, Gärten, Bahnhöfen und an anderen abgelegenen Orten … «, fuhr er heiter fort, »… scheint abgerissen zu sein. Wie wir berichteten, gab es zuletzt an Heiligabend einen Vorfall, als eine Fünfzehnjährige auf dem Weg zu ihrer Großmutter am Bahnhof von einem Mann belästigt wurde, der sich vor ihr entblößte und anschließend versuchte, über sie herzufallen. Der Täter ist noch nicht identifiziert.« Terry zupfte gekünstelt an seiner Mütze und zog eine Grimasse. »Und auch der Name des Mädchens liegt uns zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vor.«
»Es macht ihm immer noch zu schaffen«, sagte Barbara.
Aufgrund der Tatsache, dass sie eine Frau war, war es Fiona gelungen, ein Exklusiv-Interview mit einem der ersten Opfer zu bekommen – einer Dreizehnjährigen, die hinter einem Pub in Chorley angegrapscht worden war. Es hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass Terry keine Ruhe geben würde, bevor er nicht eines der Opfer dazu bekam, das Erlebnis live in seiner Abendsendung zu schildern, oder besser noch, bevor er nicht selbst die Identität des Täters aufdeckte. Aus diesem Grund kritisierte er nicht die Bürgerwehr – auch wenn die Polizei das tat. Barbara meinte, die freiwilligen Wächter seien Terrys Augen und Ohren vor Ort. Er war entschlossen, als Erster an das nächste Mädchen heranzukommen.
»Aber glücklicherweise liegt dieser Überfall nun schon mehr als zehn Tage zurück, und während die Bürgerwehren weiterhin die dunklen Ecken der Stadt durchstreifen, hat es den Anschein, als könnte die restliche Bevölkerung erleichtert aufatmen. Unsere Freunde im Süden mögen sich gerne lustig machen über die berühmte Toleranz der Einwohner von Lancashire gegenüber der Kälte, aber vorerst sieht es jedenfalls so aus, als wären unsere Mädchen sicher. Der Frost ist einen Tick zu streng, sogar für die schlimmste Plage, die unsere Stadt jemals erlebt hat.«
»Das ist lächerlich«, sagte Barbara – plötzlich griesgrämig. Sie schaltete um. Eine Weihnachtsausgabe von Cluedo lief auf dem anderen Kanal, und ich setzte mich richtig hin, um sie mir anzusehen.
»Mir soll es recht sein, wenn dieser Triebtäter zu Hause vor seinem Kamin bleibt«, sagte Donald. Seine Hand wanderte nach oben, landete auf meiner Schulter und drückte sie kurz. »Das denkt sicher jeder, der eine Tochter hat.«
»Er wird weitermachen, sobald der Frühling da ist. Garantiert. Dass er jetzt Weihnachtsferien macht, ist nicht dasselbe, wie ihn zu schnappen und ihm seinen … « Barbara unterbrach sich, warf einen Blick auf mich und hüstelte. »Solche Typen … die können nicht anders. Die ticken nicht richtig im Oberstübchen.«
Sie verstaute klappernd den Staubsauger im Schrank und kehrte ohne Schürze zurück, während sie die Haare mit einem Gummi zusammenband.
»Kommt, lasst uns rausgehen. Wir sitzen seit Tagen nur in der Bude. Ich habe schon das
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