Ich klage an
Unsicherheiten, mit denen er zu kämpfen hat, implizieren, daß die bewußte Organisation und Planung einen viel weniger prominenten Platz einnimmt, als wir es gewohnt sind. Obrigkeit und Autoritäten sind im AMP absolut und unantastbar. Den Autoritäten kann man sich nicht straflos widersetzen. In diesem Muster ist Arbeit schließlich kein Segen, sondern ein Fluch und eine Last, Nichtstun dagegen ein von vielen begehrter, doch nur wenigen vorbehaltener Luxus. 10
Islam und Stammesmentalität
Der Islam hat seinen Ursprung in einer Stammesgesellschaft. Der Monotheismus des Islam bedeutete einen harten Bruch mit der bis dahin auf der arabischen Halbinsel bestehenden Vielgötterei."
Der neue Glaube verlieh Mohammeds Stamm in den ständigen Kämpfen gegen benachbarte Stämme Mut. Dabei predigte Mohammed Barmherzigkeit. Besiegte Stämme wurden nicht in die Sklaverei geführt, wenn sie sich bekehrten und sich dem Kampf gegen ungläubige Nachbarstämme anschlossen. Damit nahm der Islam einen stark expansiven Charakter an; die Unterwerfung und Bekehrung der Ungläubigen bekam einen großen Stellenwert. Prä-islamische Bräuche mit spirituellem Charakter wie Beten, Fasten und das Geben von Almosen wurden in den Islam übernommen. Die Beziehung zwischen Mohammed und seinem Gott ist vertikal: Gott ist allmächtig, es gibt nur einen Gott, er befiehlt, und Mohammed gehorcht. Das Verhältnis zwischen Mohammed und seinen Anhängern ist denkbar einfach: Mohammeds Wille ist Gesetz.
Im Koran wird die erwünschte gesellschaftliche Ordnung vorgegeben. Die Gebote und Verbote sollten vor allem der damals herrschenden tribalen Anarchie, das heißt den überaus gewalttätigen Kämpfen innerhalb der einzelnen Sippen und Stämme, Einhalt gebieten. David Pryce Jones beschreibt in The Ciosed Circle 12 , wie dieses Stammessystem funktionierte. Es gab einen unaufhörlichen Kreislauf der Gewalt, in dem ein Stamm versuchte, den anderen zu beherrschen, und in dem innerhalb der (einzelnen) Stämme, Sippen und Familien ein ständiger Kampf um die Macht geführt wurde. An der Spitze jeder Familie, jeder Sippe oder jedes Stammes stand ein einziger Mann. Dieser Anführer hatte seine Position häufig mit List und Gewalt erobert. Mohammeds großer Erfolg lag darin, bei einer Reihe von Stämmen wichtige politische und soziale Vorschriften (und später sogar wirtschaftliche Regeln) implantieren zu können. Diese Vorschriften griffen die zentralen Werte des Stammes auf, etwa die Wahrung der Stammesehre und die Umverteilung von Besitz. Mit dieser Gesetzgebung konnten die Stämme dauerhaft vereinigt werden. Es wurde weitergekämpft, aber nicht gegen die Stämme, die dem islamischen Kreis beitraten.
In vielen Vorschriften des Korans hat daher auch der soziale Friede der eigenen Gruppe die höchste Priorität. Viele der Regeln betreffen die Ehre des Mannes und seiner Familie oder seiner Sippe. Das Pendant zur Ehre ist die Schande: Genauso leidenschaftlich, wie ein Mann über seine Ehre wacht, ist er davon besessen, Schande oder Scham zu vermeiden. Auch hierbei spielen Verleugnung und Lüge eine wichtige Rolle. In einer Schamkultur ist es durchaus üblich, ein tatsächliches Ereignis zu ignorieren oder schlicht zu leugnen. Dieses Verhalten wird von einem stark entwickelten Mißtrauen begleitet, nicht nur gegenüber Außenstehenden, sondern auch gegenüber Mitgliedern der eigenen Familie und Sippe. In der eigenen Gruppe herrscht ein hohes Maß an sozialer Kontrolle, wobei sich das Mißtrauen vor allem in endlosem Klatsch über (vermeintliche) Verletzungen der Regeln, welche die Ehre der Gruppe aufrechterhalten sollen, äußert.
Blüte und Verfall des Islam
Bernard Lewis bewundert die Art und Weise, wie sich unwissende und von Anarchie zerrissene arabische Stämme vereinten und sich unter dem Banner des Islam zu einer Weltkultur entwickelten. Im siebten Jahrhundert wurden Syrien, Palästina» Ägypten und Nordafrika erobert. Nichts schien die neue Religion aufhalten zu können. Während der Blütezeit des Islam habe es nur eine vergleichbare Hochkultur, nämlich die Kultur Chinas, gegeben. Lewis beschreibt die chinesische Kultur als auf eine Region und eine ethnische Gruppe beschränkt. Völlig anders sei es hingegen um die islamische Kultur bestellt gewesen. Die Muslime schufen eine multiethnische, multirassische und universale Weltkultur. 11 Lewis beklagt die heutige Lage der muslimischen Völker. Verglichen mit der Welt des Christentums sei die Welt des
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