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Ich klage an

Titel: Ich klage an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayaan Hirsi Ali
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zu tun, was man will - wird sehr stark eingeschränkt, sondern auch die innere Freiheit. Meine Tante hat einmal einen Brocken Schafsfett in die Sonne gelegt. Er lockte ganze Ameisenkolonnen und Fliegenschwärme an. Meine Tante sagte: »Die Männer sind wie diese Ameisen und Fliegen: Wenn sie eine Frau sehen, können sie ihre Begierden nicht mehr beherrschen.« Ich sah, wie das Fett unter der Invasion der Ameisen und Fliegen in der Sonne immer kleiner wurde. Eine schmutzige Spur blieb zurück - und nicht nur auf dem Boden ...
    Die Jungfräulichkeit junger Frauen wird auf mehrere Arten geschützt. Die erste Möglichkeit ist Hausarrest ab der Pubertät. Um ihre Jungfräulichkeit zu gewährleisten, werden Mil-
    Honen von muslimischen Frauen zum Verrichten häuslicher Arbeiten und zu ewiger Langeweile verurteilt. Wenn eine junge Frau das Haus unbedingt verlassen muß, darf sie das nur, wenn sie den Kopf bedeckt und ein alles verhüllendes Gewand anlegt. Das ist für Männer das Signal, daß sie sexuell nicht zur Verfügung steht/
    Außerdem läßt sich das Hymen dadurch schützen, daß sich Männer und Frauen, die keine Verwandten ersten Grades sind, innerhalb des Hauses in getrennten Räumen aufhalten. Eine Verschärfung des Hausarrests. In Saudi-Arabien, dem bedeutendsten Land des Islam, in dem die beiden heiligen Häuser Allahs stehen (in Mekka und in Medina), ist dieses Prinzip der räumlichen Trennung am weitesten verbreitet. Die anderen relativ reichen Ölscheichtümer und der Iran, aber auch Pakistan, der Sudan und der Jemen streben dies ebenfalls an.
    Die extremste Art des Schutzes der Jungfräulichkeit besteht in der Abtrennung der Klitoris sowie der großen und der kleinen Schamlippen des Mädchens und schließlich in der Ausschabung der Vaginawände mit einem scharfen Gegenstand (Glasscherbe, Rasiermesser oder Kartoffelschälmesser). Anschließend werden die Beine so zusammengebunden, daß die Vaginawände miteinander verwachsen können. Dies ist in über dreißig Ländern gängige Praxis, unter anderem in Ägypten, in Somalia und im Sudan. Im Koran wird dies zwar nicht vorgeschrieben, für jene Muslime aber, die auf die Arbeit junger Mädchen außerhalb des Hauses nicht verzichten können, ist dieser ursprünglich auf Stammestraditionen zurückgehende Brauch praktisch zu einer religiösen Pflicht geworden und wird auch als solche verteidigt. Seine Befürworter führen an, daß es die weibliche Beschneidung bereits vor und während Mohammeds Wirken gegeben habe und daß der Prophet sie nicht ausdrücklich verboten habe. Die sogenannte Infibulation (wörtlich »Verklammerung«) oder Vernähung stellt eine zusätzliche Garantie dar, um die wachsamen Augen der Mütter, Tanten, Großmütter und anderen Aufpasserinnen zu ergänzen.
    Das Mißtrauen gegenüber der Frau erreicht in der Hochzeitsnacht seinen Höhepunkt. Dann findet der alles entscheidende Test statt. Ist die muslimische Braut noch Jungfrau oder nicht? Aufgrund der geschlechtlichen Apartheid, welche die Frauen aus dem öffentlichen Leben verbannt, hat der muslimische Mann nie eine Frau kennengelernt, in die er sich hätte verlieben können. Er hat die Partnerwahl seiner Familie überlassen, da nur diese weiß, wo man noch eine richtige Jungfrau finden kann. Die frischvermählten Eheleute kennen sich also häufig nicht, müssen aber in der Hochzeitsnacht miteinander schlafen. Auch dann, wenn die junge Frau nicht will und ihr Körper aus Angst oder Aversion blockiert. Und auch, wenn ihr Mann vielleicht nicht will; er muß nämlich beweisen, daß er ein Mann ist, daß er es kann. Draußen warten die Hochzeitsgäste, bis ihnen das blutbefleckte Betttuch präsentiert wird. Dieser erzwungene Geschlechtsakt ist somit faktisch eine genehmigte Vergewaltigung und damit eine grobe Mißachtung der Würde des einzelnen.
    Eine Ehe ist niemals einfach; die muslimische Ehe aber beginnt auf diese Weise gleich mit einem Symbol des Mißtrauens, gefolgt von einer gewalttätigen Handlung. In dieses Szenarium von Mißtrauen und Gewalt wird die nächste Generation hineingeboren und darin aufgezogen.
    Viele junge Muslimas, die in westlichen Ländern leben, haben sich eine Vielzahl von Tricks ausgedacht, um vorehelichen Sex genießen zu können und zugleich der obsessiven Fixierung ihrer Familie auf das Jungfernhäutchen Rechnung zu tragen. Sie stecken sich beispielsweise Gegenstände in die Vagina, um in der bewußten Nacht eine Blutung zu verursachen. Für junge Frauen aus

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