Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)
Dann drücke ich die rote Taste und höre nur noch ein »Bis« von Ingo, das ich mal als »Bis heute Abend« interpretiere.
»Hallo, Carla.« Tom steht lächelnd vor mir und wirkt, als wäre es das Normalste auf der Welt, in mein Geschäft spaziert zu kommen, so als wäre nichts passiert.
»Tom?«, frage ich ungläubig. Luzie, die hinten war, kommt nach vorn und tut so, als müsste sie ein paar Blumenvasen neu anordnen.
»Ich wollte mal schauen, wie es dir so geht«, erklärt Tom seine unverhoffte Anwesenheit.
»Äh«, stottere ich und merke, wie mein Puls zu rasen beginnt. »So weit ganz gut.«
»Schön«, meint er dann. »Mir geht’s auch bestens.«
»Und was willst du hier?«, meldet sich mal wieder Luzie zu Wort.
Ich werfe ihr einen strafenden Blick zu, die soll sich da raushalten!
Tom bleibt allerdings gelassen, lächelt sie süffisant an und erklärt: »Ich wollte deine Chefin«, er betont das Wort »Chefin«, »fragen, ob sie spontan Zeit und Lust hat, mit mir heute Abend was trinken zu gehen.« Dann wendet er sich wieder an mich. »Und? Hast du Zeit und Lust?«
»Heute Abend?«, wiederhole ich.
Luzie schüttelt energisch den Kopf, was ich aber ignoriere.
Das ist der Moment, auf den ich so lange gewartet habe – und von dem ich, wenn ich jetzt mal kurz ehrlich zu mir bin, niemals und unter keinen Umständen gedacht hätte, dass er jemals kommen würde. »Warum nicht?«, höre ich mich selbst sagen. »Ich könnte so ab acht Uhr.«
»Sehr gut, dann sagen wir um acht.«
Luzie sieht so aus, als würde sie ihm – oder auch mir –gleich an die Gurgel springen. Aber sie hält sich zurück. Warum auch immer.
»Holst du mich ab?«, will ich wissen.
»Mach ich«, antwortet er. »Dann bis später. Ich freue mich!«
»Okay, bis später!«
»Du hast ja wohl gar keinen Stolz«, kommentiert Luzie, sobald Tom den Laden verlassen hat.
»Stimmt. Habe ich nicht. Und außerdem möchte ich wissen, warum er sich mit mir treffen will.«
»Das kann ich dir sagen«, meint Luzie. »Ich schätze, seine Freundin hat sich gestern mal wieder von ihm getrennt. Deshalb hat er in seinem Adressbuch geblättert und geguckt, wer denn so blöde sein könnte, ihn jetzt ein bisschen abzulenken. Und da bist du ihm eben eingefallen.«
»Vielen Dank, dass du davon ausgehst, dass ein Mann sich mit mir höchstens ablenken will!«
»Sorry, aber das ist meiner Meinung nach die Wahrheit.«
»Das werde ich ja spätestens heute Abend herausfinden.«
»Und außerdem bist du mit Ingo verabredet«, erinnert mich Luzie.
»Weiß ich auch«, belle ich zurück. »Muss ich ihm eben absagen.«
»Mannomann«, meint Luzie und wendet sich wieder ihren Vasen zu. »Du bist echt eine tolle beste Freundin. Kaum taucht ein Idiot auf, wird der liebe Ingo wieder in die Ecke gestellt. Aber wart’s nur ab: Schon bald stellt der Idiot dich genau so zurück in die Ecke.«
»Schnauze!« Grummelnd gehe ich nach hinten und mache mich daran, die vollen Biomüllsäcke zu verschnüren, damit ich sie am Montag mit zum Großmarkt nehmen kann. Vielleicht, muss ich mir selbst eingestehen, hat Luzie recht. Vielleicht aber auch nicht. I shall find out. Und zwar schon heute Abend.
»Gut siehst du aus!« Tom begrüßt mich mit einem fetten Grinsen, nachdem er um Punkt acht geklingelt hat und ich aus der Haustür komme. »Hast du abgenommen?«
»Ein bisschen«, gebe ich zu und freue mich blöderweise darüber, dass er es bemerkt hat. Es dürfte zwar nicht viel mehr als ein Kilo sein, aber in der vergangenen Woche habe ich mal ein bisschen auf die Fressbremse getreten, weil meine Lieblingshose schon fast nicht mehr zuging. Heute Abend trage ich ein Hängerchen im Empire-Stil, das meinen Busen gut zur Geltung bringt und mein Bäuchlein kaschiert, dazu eine enge Jeans, die in ein paar hohen Stiefeln steckt. Durchaus ansehnlich, wie mein Spiegelbild mir bestätigt hat.
»Du siehst aber auch gut aus«, stelle ich in einem Gegenkompliment fest. Und verdammt, das tut er: Er trägt seine blonden Haare etwas kürzer, als ich es in Erinnerung habe. Unter dem engen Strickpullover zeichnen sich deutlich seine Muskeln ab, seine Lederjacke hat er lässig über die linke Schulter geworfen, seine dunkelgrünen Augen mustern mich intensiv. Ja, ich weiß sofort wieder, warum ich ihm mal so verfallen bin.
»Und?«, fragt er, während wir zu seinem Auto gehen. »Wohin wollen wir fahren?«
»Mir egal«, stelle ich fest. »Irgendwohin, wo’s nett ist.«
»Mit dir ist es
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