Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)
total übertrieben.«
»Wenn wir mit unserem Verdacht recht haben, dann hört er natürlich erst dann auf, wenn er denkt, dass du auch in ihn verliebt bist. Und du hast ja bisher alles getan, dass er es nicht denkt.«
»Stimmt.«
»Du hast nur zwei Möglichkeiten, die Wahrheit herauszufinden«, erinnert Luzie mich. »Entweder, du gestehst Ingo deine Gefühle, auch auf die Gefahr hin, dass er mit Julia doch richtig zusammen ist. Oder du beobachtest sie und findest heraus, wie die Lage wirklich ist.«
»Okay«, sage ich. »Dann nehme ich selbstverständlich die Observation, das andere bringe ich beim besten Willen nicht fertig.«
»Brav, Carla«, kommt es zurück. »Das ist doch auch viel, viel aufregender!«
Notiz an mich selbst:
Bei Gelegenheit mal ein
Yps-Heft kaufen. Das mit
der Nachtsichtbrille und dem
Fingerabdruck-Set. Werde ich
demnächst wohl mal brauchen.
Als Privatdetektivin bin ich gar nicht so schlecht. Jedenfalls habe ich auch am siebten Morgen, an dem ich mit meinem Corsa in Julias Straße stehe, nicht das Gefühl, dass sie mich irgendwie bemerkt hat. Was vielleicht auch daran liegt, dass sie bisher in der Zeit zwischen sieben und neun – danach muss ich ja ins Geschäft – noch nie aufgetaucht ist. Scheint eine Langschläferin zu sein. Oder sie übernachtet doch häufig bei Ingo. Aber leider kann ich mich ja nicht zweiteilen und vor beiden Türen gleichzeitig stehen, für eine musste ich mich entscheiden.
Luzie hat – gewundene Kränze und Weihrauch für Luzie! – während der Observationsphase großzügigerweise sämtliche Fahrten zum Großmarkt übernommen. Da bin ich fast versucht zu behaupten, dass ich noch nichts herausgefunden habe, selbst wenn ich schon längst alles weiß. Aber so gemein bin ich natürlich nicht.
So stehe ich also an einem Samstagmorgen mal wieder in Julias Straße, kämpfe gegen die Müdigkeit an und warte, was passiert. Ganz schön langweilig, stundenlang auf eine Haustür zu starren. Aber lesen kann ich ja auch schlecht, das wäre etwas kontraproduktiv.
Um kurz vor neun, ich will gerade schon meinen Wagen starten und ins Geschäft düsen, passiert endlich was. Die Haustür auf der anderen Straßenseite öffnet sich – und heraus tritt Julia! Ich juchze auf, endlich hat sich das lange Warten gelohnt! Zu Fuß geht sie die Straße entlang, ich steige aus dem Auto und folge ihr in gebührendem Sicherheitsabstand.
Eine Stunde später haben sich nahezu bahnbrechende Dinge ereignet: Julia hat bei Tchibo zwei Päckchen Kaffee gekauft, im Lottoladen einen Schein ausgefüllt (tippe mal auf das heutige Spiel), hat im Supermarkt frischen Aufschnitt, Käse und drei Becher Joghurt gekauft und im Bäcker direkt daneben ein Landbrot erstanden. Hammer! Wenn das mal nicht erkenntnisreich war!
Ich folge ihr zurück zu ihrem Haus und warte, bis sie wieder hineingegangen ist. Dann schlendere ich zu meinem Auto und steige ein. Als ich gerade aus meiner Parklücke fahren will, erkenne ich im Rückspiegel – Ingos Auto! Blitzschnell bücke ich mich und hoffe, dass er meinen Corsa nicht sieht. Als ich fünf Sekunden später wieder auftauche, stelle ich erleichtert fest, dass er mich offenbar nicht gesehen hat. Mit laufendem Motor steht sein Wagen mitten auf der Straße, er selbst ist ausgestiegen und klingelt bei Julia.
Wenige Augenblicke später kommt sie aus der Tür, begrüßt ihn mit einem Küsschen (ob auf Wange oder Mund konnte ich aus der Entfernung nicht sehen) und steigt dann mit ihm ins Auto.
Die beiden fahren los, ich hänge mich dran. Fast ist es mir egal, ob sie mich gleich entdecken werden oder nicht, jetzt habe ich die historische Chance, sie einmal zu beobachten, wenn sie sich für unbeobachtet halten.
Während ich mich durch den dichten Hamburger Stadtverkehr kämpfe und mir Mühe gebe, meinen Observationsobjekten weder aufzufallen noch sie aus den Augen zu verlieren, frage ich mich zum wiederholten Mal, ob ich sie eigentlich noch alle habe. Die Antwort liegt, wenn ich ehrlich bin, relativ eindeutig auf der Hand. Nein, ich habe sie selbstverständlich nicht mehr alle. Aber ich kann nicht anders. Ich bin schon so weit gegangen, jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Schließlich biegen wir links in die Eppendorfer Landstraße, am Ende halb rechts in den Eppendorfer Weg. Schon bevor Ingo sein Auto parkt, ist mir klar, wo die beiden hinwollen: Zu mir in den Laden! Na, super!
Ich gurke um die Ecke, stelle den Corsa an einer fast legalen Stelle ab und eile im
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