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Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone

Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone

Titel: Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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mehr wiegen als die Gewichte, die ihre Träger stemmen) auch zur Befestigung an einer Hundehütte dienen könnten.
     
    Fazit: Wer sich sehr gut auskennt und nicht ständig einen Trainer zum Händchenhalten braucht, ist in der Big-Mac-Muskelschmiede gut aufgehoben. Allen anderen rate ich zu einer möglichst kurzen Vertragslaufzeit (die meistens nicht angeboten wird), weil falsches Training nichts bringt – obwohl es immer noch besser ist als gar nichts.
    Der Fitness-Tempel »Style your body«?
    120 Kursstunden pro Woche, immer das Neuste vom Neusten, kein Trend aus den USA oder aus England, der hier, im Tempel, nicht umgehend auch angeboten wird. Die versnobte Klientel, Herren wie Damen, bekommt von der gestylten Trainer-Crew jede Menge geboten – was man doch wohl für sein Geld auch erwarten kann, oder?
    »Wie aufregend, wenn man gar nicht weiß, wo anfangen mit dem Training!« – Es herrscht Überfluss auf vierstelligen Quadratmetern über mehrere Etagen. Und Überfluss hemmt die Entscheidungsfreude. Aber irgendwo muss es ja losgehen: Vielleicht am besten im riesigen Cardiobereich? Der wird immer sehr gut von all denen frequentiert, die noch an das Märchen glauben, man müsse erst keuchend und schwitzend vom Laufband oder Stepper fallen, bevor die Fettverbrennung startet (statt sich nur kurz aufzuwärmen). Ehrlich: Würde man all diese Geräte mit einem Dynamo ausstatten, wäre das Energieproblem gelöst.
    Der futuristische Gerätepark punktet gleich beim Eintreten durch seine Science-Fiction-Optik. Für jeden einzelnen Muskel gibt es das richtige hypermoderne Dehnen, Strecken, Schieben, Heben, Wuchten oder Ziehen. Und damit sich die Investition in die Erlaubnis, solche Wunderwerke der Mechanik nicht nur bestaunen, sondern auch nutzen zu dürfen, dann auch rentiert, haben die meisten sich abstrampelnden Herrschaften einen pastellfarbigen, schick laminierten Trainingsplan für mindestens zwölf Geräte dabei. So verlieren sie beim Rundgang nicht
den Überblick. »Supi, wie motiviert alle sind! Das färbt doch sofort ab!« – Aber dummerweise dauert es glatte zwei Stunden, bis der Parcours absolviert worden ist. Da lässt die Motivation schnell nach, spätestens wenn zu Hause keine Zeit mehr zum Staubsaugen und Wäschewaschen bleibt.
    Okay. Bangemachen gilt nicht. Es gibt ja schließlich sooo viele Alternativen in der Etage für die Kurse: Tae Bo zum Beispiel; oder, für die Männer, Steppen wie Astaire und Sixpack-Training; oder Pilates; oder, für die Frauen und die Männer mit Herdentrieb, Power-Yoga mit neuesten Ver- und Entknotungstechniken und Hot Iron – was kein Bügeleisen ist, sondern Gewichtstraining in der Gruppe mit Hantelstangen. Für Paare ist lateinamerikanisches Tanzen namens Zumba im Angebot, was den fleißigen Rhythmusakrobaten als Zusatznutzen auch noch die Kosten für den Diskobesuch erspart. Allseits beliebt aber ist – sogar bei denen, die draußen niemals freiwillig fürs Fahrrad das Auto stehen lassen würden – der extra Spinningraum, eine Art »geschlossene Anstalt«, in der sich die strampelfreudigen Jungs und Mädels den Popo wund strampeln können. Hier wird geschwitzt. Am Ende des Tages steht der Raum halb unter Wasser. Blöd halt, wenn beim Radeln der kühlende Gegenwind fehlt. Andererseits: Beim Tunnelblick im hohen Belastungsbereich vermisst sowieso niemand die fehlende Natur. Dafür sieht man die Töne aus der Musikanlage in Farbe.
    Glücklicherweise sind auch die Sanitäranlagen vom Feinsten. Als da wären: Brausen mit LED-Regenbogen-Effekt für gute Laune beim Duschen; ein großer Saunabereich mit der Wahl zwischen Dampfgaren, Ultrahocherhitzen oder gemischtem Wasserbad zu anregender Düdeldüü-Musik; und nicht zu vergessen: das Solarium – gegen Aufpreis mit handgeschnittener Schablone für das Brennen des Sixpackmusters auf den angedickten Bauch. Alternativ bietet sich ein Besuch in der Kosmetikabteilung an, zum Verspachteln der Schneisen, die der Schweiß ins Make-up geschlagen hat.
    Und zum Ausklang lockt die Lounge: Wer mag, darf seine Hausschuhe anziehen und den restlichen Abend hier verbringen.
     
    Fazit: Der Tempel ist ein gehobener Ort in reizender Atmosphäre für alle, die gehobene Orte in reizender Atmosphäre mögen. Einschränkung: Selbst wenn Sie hier gute Trainer finden, wird es außer Ihnen
kaum jemanden geben, der ernsthaft trainiert. Rechnen Sie lieber mit Gerätezupfern, die anschließend einen Mega-Cocktail an der Fitnesstheke schlürfen und für

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