Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone
den eigenen vier Wänden zu viel Auslauf hat. Die Millionen-Dollar-Frage: »Welches Studio passt zu mir?«
Mikes Kraft-Kaschemme?
Apropos »Dollar«: Man muss nicht viel Englisch sprechen können, um in den USA Karriere zu machen. Kurz nachdem Arnold Schwarzenegger mit den Worten »My name is Arnold and I am strong« ins Filmgeschäft einstieg, wurden in den 70ern Muckibuden wie die Kraft-Kaschemme geboren. Seitdem lernt jeder Neue, weshalb der Arnie seine Hüften nicht trainierte. Hier pumpen und boxen echte Kerle. Und echte Kerle sind treu. Fast alle sind Mike, dem Besitzer, treuer als ihren Ehefrauen. Der so Geschätzte eröffnete den Club vor vierzig Jahren. Manchmal
heißt er nicht Mike, sondern Wolle oder Ralle, fährt eine alte Corvette und spielt die eierlegende Wollmilchsau, die nachts auch noch bellt. Mike/Wolle/Ralle macht alles in dem Laden. Mit Herzblut. Und bezahlbar. In der Kraft-Kaschemme wird auch schon mal angeschrieben.
Ein paar Geräte sind nach MacGyver-Manier aus einem alten Wagenheber, einer Fusselrolle und einem sechs Meter langen Bindfaden selbst hergestellt. Alle anderen haben einige Jahre zu viel auf dem Buckel: Die nächste TÜV-Abnahme ist fraglich, aber echte Kerle brauchen keinen TÜV. Solange die Geräte irgendwie funktionieren, ist Mikes Welt in Ordnung.
Der Ausdauerbereich (den Begriff »Cardio« kennt man hier nicht) besteht aus zwei quietschenden Fahrrad-Hometrainern und einem scheppernden Laufband, das spielend die Hardrockmusik aus den mannshohen Marshall-Boxen übertönt. Lauter brüllen nur der Trainierende (vor Anstrengung) und sein Sparringspartner (wegen der Motivation) während der »Arbeit« an den unglaublich hohen Gewichten. Jawoll, richtig gelesen: »Arbeit«. Bei Mike wird nämlich noch Old-School-trainiert, nicht herumgezupft. Darum gibt es selbstredend auch keine Hüpfräume.
Entsprechend hängen Frauen hier ausschließlich an den Wänden – leicht bekleidet und ein wenig vergilbt. Einzige Ausnahme ist die mit Rosen und Herzen tätowierte bessere Hälfte von Mike/Wolle/Ralle. Sie bedient hinter der liebevoll mit angestaubten Body-Building-Meisterschaftsfotos dekorierten Fitnesstheke. Hier ist der Mittelpunkt von Mikes Kraft-Kaschemme. Der Treffpunkt der echten Kerle. Der Ort, an dem es für jeden eine tiefenpsychologische Lebensberatung gibt – und einen Aschenbecher.
Fazit: Mikes Kraft-Kaschemme bietet den geballten und unverfälschten Charme der Goldgräberstimmung zu Beginn der aufkeimenden Fitnessbranche. Nimmt man den sämtliche Wandporen durchdringenden Schweißgeruch mit hinzu, hat dieser Laden echten Kultcharakter. Nur eingeschränkt für Retrofans mit Bodybuilder-Ambitionen geeignet, für Frauen gar nicht zu empfehlen.
Die Big-Mac-Muskelschmiede für Alleinunterhalter?
Hier geht es schnörkellos zur Sache – und das für einen Spottpreis. Niemals Schieschie, oft Total-Verzicht auf Kurs-Gehopse und auch keine Theke fürs gemütliche Miteinander danach …
… dafür eine Halle gigantischen Ausmaßes, die ihrem Namen gerecht wird, denn hier hallt jegliches Gepruste und Gestöhne von den Wänden zurück. Die überaus beeindruckende Fläche ist in deutlich erkennbare Zonen unterteilt, die Abteilungen für Cardio und Kraft. Beide sind vollgepfropft mit stabilen Fitnessgeräten in Reih und Glied. Hat man die hinter sich gebracht, wartet ein großer Freihantelbereich darauf, den Sixpack-Feinschliff zu übernehmen.
Pssst… – Die müffelige Männerecke bei den Hanteln ist übrigens für kluge Damen ein ausgezeichneter Platz, sich in den Augen der coolsten Typen klar von der Menge abzuheben. – Ja, richtig gelesen! Viele Mädels denken, sie würden dort nur blöde angeglotzt und machen einen Bogen um die Hanteln. Dabei – und das weiß ich selbstverständlich aus eigener Erfahrung – denken die Kerle sich: »Endlich mal ’ne Frau, die richtig trainiert!« Und genau deshalb würde sie dort ihren größten Trainingserfolg feiern.
Es ist ganz egal, was, wann und in welchem Bereich man trainieren will: Schlange stehen ist bei dem Geräteüberfluss im Big-Mac-Studio
kein Thema. Einen Trainer sucht man dafür allerdings oft vergebens. Hier gilt nämlich »Einer für alle«. Zur Einführung ist er noch da, danach auf Zuruf – aber nur, wenn nicht alle gleichzeitig rufen. Dafür ist – mit etwas Glück bei der Studiowahl – der Unterhaltungswert besonders groß: Bei Big Mac sind Typen unterwegs, deren überdimensionale Halsketten (die vermutlich
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