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Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone

Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone

Titel: Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Während Torben den Pilz in Kleinteile zerlegte (jede Form von Beschäftigungstherapie war ihm willkommen), klammerte er sich an die Frage, die er sofort nach dem letzten Blatt stellte: »Und was gibt es als Hauptgericht?«
     
    Isi lächelte milde. Offenbar hatte ihr Torben den Ernst der Lage noch nicht erkannt. »Das war das Hauptgericht« , erklärte sie und räumte die Teller weg. Mehr als ein Glas Wasser stand zu diesem Zeitpunkt nicht mehr auf dem Tisch. – Da sollte tatsächlich nichts mehr nachkommen?
     
    Torben war fassungslos, schluckte schwer. »Will sie mich umbringen? War das vielleicht sogar ein Fliegenpilz?« – Doch dann erinnerte er sich an seinen Schwur von gestern: »Ich ziehe das mit dir durch.« Also musste er zumindest pro forma dranbleiben. Aber mit dem Loch im Magen wuchs sein Rachebedürfnis, und die ersten Betrugspläne ließen nicht lange auf sich warten.

     
    Mit welcher Ausrede könnte er kurz das Haus verlassen, um heimlich an etwas Essbares zu kommen? Die nächste Tanke war nicht weit, Isi würde nichts davon merken und könnte ihm also auch nicht vorwerfen, er habe gemogelt.
     
    »Ich hab’s! Abdampfen und Sport vortäuschen.« Schweißspray in die Tasche, die müffelnden Schuhe dazu und rein ins Auto. »Ich bin dann mal im Wald, Schatzi. Anschließend treffen wir uns im Fitnessstudio.« Und weg war er. »Nur gut« , dachte er, »dass es am Waldrand warme Würstchen gibt.«
     
    Eine kleine Racheshow braucht Publikum, sonst wäre sie langweilig. Geeignete Zuschauer fand Torben im Fitnessstudio. »Du schummelst«, verkündete er sehr laut, als Isi schon beim vierten Liegestütz nur noch mit dem Hinterteil rauf- und runterwippte, statt mit Armkraft den ganzen Körper immer der Nase nach einen Zentimeter über den Boden zu senken und anschließend wieder hochzuwuchten. Nicht weniger laut zählte Torben die eigenen Aufs und Abs: »Einundzwanzig … zweiundzwanzig … dreiundzwanzig …«
     
    »Angeber!« , grummelte Isi und beschloss, ab morgen allein loszuziehen – offiziell ins Ladys-Only-Studio zum brandneuen Iron-Woman-Special, in Wirklichkeit aber zum Relaxen ohne Rächer. Es kam, was kommen musste. Torben überfraß sich regelmäßig bei seinen Heimlichtouren, Isi hing mit ein paar Mädels untertourig beim Spinning ab, und zu Hause bestätigten die beiden sich gegenseitig, was sie eigentlich schon immer wussten: »Diät ist doof, und bringt auch gar nichts.«
     
    »Aber was ist die Alternative? Weiter so herumlaufen wie bisher?« – Nee, dann wäre ja doch wieder alles umsonst gewesen: das Leiden am Pilz zwischen den Salatblättern, die Jahresmitgliedschaft im Fitnessstudio, die fünf Diätbücher und die teuren Sportklamotten, die anklagend in der Ecke lagen.
     
    »Ich mache das jetzt auf eigene Faust« , beschloss Isi und träumte schon davon, wie Andreas staunen würde … und vielleicht auch noch ein paar andere?

     
    »Wenn die mich dauernd blockiert, versuche ich es eben allein« , erklärte Torben und überlegte, ob Isi wohl bald was merken würde … und vielleicht auch die neue Sekretärin?
     
    Diesmal verschwiegen die beiden sich nicht ihre Schummeleien, sondern ihre Erfolge. »Danke, ich bin satt« , murmelte er, als sie noch einen Nudelhaufen neben dem Pilz platzieren wollte. »Ich gehe chillen« , verkündete sie und wetzte durch den Wald direkt ins Fitnessstudio, ohne an der Würstchenbude abzubremsen. Der kalte Krieg um die Kilos hatte begonnen. Natürlich entging keinem von beiden, was beim anderen abging. Beiden gefiel, was sie sahen.
     
    Isi überlegte: Würde Torben bald wieder der knackige Rocker sein, den sie mal auserwählt hatte, statt im Pullunder den Plüschsessel einem Langzeittest zu unterziehen? Wäre ja nicht unwillkommen – ihr zumindest. Aber wer weiß, welche von den alten Motorradtussis dann wieder auftauchen könnten?
     
    Auch Torben plagte sich mit zwiespältigen Gefühlen: Würde er bald wieder die Isi von damals in den Armen halten? Durfte er überhaupt sicher sein, dass sie beim Training nicht nur schwitzte, weil Muckibuden-Manni sie heiß machte?
    Riskante Angelegenheit. Vielleicht sollten sie doch Frieden schließen, überlegte Torben. Ein Abrüstungs- und Abnehmabkommen unterzeichnen? Sich gegenseitig zum Coach und Kontroletti in Personalunion machen? Denn um Vorsätze umzusetzen, wäre eine 24-Stunden-Überwachung gar nicht schlecht. Und auch preiswerter als ein Personal Trainer, der jede Stunde inklusive Nachtzuschlag und

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