Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone
Guck dich doch selbst mal an!«
Weil die meisten mich für einen Dauer-Diäter halten, entstehen beim Thema »Essen« oft unangenehme Gesprächslücken. Wenn zum Beispiel die Zeit reif ist für einen Snack, werden die Leute um mich herum nervös: »Wann geht der endlich?« – »Der war doch nur bis elf Uhr zum Meeting im Café eingeladen.« – »Wir haben Hunger.« Sobald ich mich dann vom Acker mache, schnellen sofort die Hände in die Höhe: »Herr Ober, jetzt bitte fünf Mal Schwarzwälderkirsch!«
Den anderen geht’s in diesem Moment richtig gut. Gemeinsame Lustbefriedigung schweißt zusammen. Essen ist sozialer Kitt. Wer da nicht mitmacht, gerät in die Isolation. Das ist fast wie eine ansteckende Krankheit. Ein Tabuthema.
Nettes, unverbindliches Geplauder übers Essen ist ganz schwierig. Der eine will sich vorm anderen nicht entblößen, sich nicht von ihm erwischen und erst recht nicht belehren lassen. Zwischen Männern und Frauen fehlt in Sachen »Abnehmen« eine gemeinsame Basis als Gesprächsgrundlage. Ohne Grundverständnis fürs Gegenüber kommen Dialoge nicht so recht in Gang, sie enden im Nichts. Der Klassiker:
Abends um halb acht.
Er: »Ich habe Hunger. Wollen wir essen gehen?«
Sie: »Nee, ich bin jetzt nicht drauf vorbereitet.«
Er: »Hä? Wie kann man sich denn aufs Essen vorbereiten?«
Sie: »Ich hätte heute Mittag nichts nehmen dürfen, damit ich abends noch mal kann.«
Er: »Hä? Essen geht doch immer.«
Sie: »Gehen geht schon, macht aber dick – vor allem abends.«
Er: »Du bist doch gar nicht dick.«
Sie: »Genau deswegen.«
Er: »Hä?«
Männer unter sich können nicht viel zum Thema beitragen. Unter ihnen gilt: »Bei Hunger wird gegessen, und lamentiert wird nur fürs Gewissen.«
Abends um halb acht im Restaurant. Zweimal Schnipobi (Schnitzel-Pommes-Bier) wurden gerade aufgefahren.
Er 1: »Eigentlich wollte ich ja mal weniger essen.«
Er 2: »Ich auch. Man wird ja nicht jünger.«
Er 1: »Hast recht. Ich müsste da was tun.«
Er 2: »Ich auch.«
Er 1: » Das soll gar nicht so schwer sein. Mein Kollege Bernd zum Beispiel hat einfach abends kein Bier mehr getrunken – und nach einem halben Jahr waren zehn Kilo weg.«
Er 2: »So was schwebt mir auch vor.«
Er 1: »Mir auch. Irgend wann.«
Er 2: »Ja, später. Und jetzt Prost.«
Er 1: »Prost.«
Bei Frauen funktionieren Kilogespräche eigentlich nur unter halbwegs Gleichgewichtigen – wie bei Männern, wenn’s ums Auto geht. Benzingespräche zwischen Enten- und Porschebesitzern machen keinen Spaß – gleichgültig, ob man die Ente oder den Porsche fährt. Da stimmt einfach die Basis nicht.
Wenn zwei halbwegs gleichgewichtige Frauen sich trauen, wird’s eine Never-ending-Story.
Abends um halb acht im Restaurant vor der Speisekarte.
Sie 1: »Was nimmst du?«
Sie 2: »Weiß nicht. – Was nimmst du denn?«
Sie 1: »Du hast abgenommen, oder?«
Sie 2: »Wieso fragst du?«
Sie 1: »Steht dir gut.«
Sie 2: »Was soll das denn jetzt? Fandest du mich vorher fett?«
Sie 1: »Das habe ich nicht gesagt.«
Sie 2: »Aber gedacht.«
Sie 1: »Quatsch! Das war einfach nur nett gemeint.«
Sie 2: »Also doch.«
Sie 1: »Was >also doch«
Sie 2: »Du fandest mich doch vorher fett.«
Sie 1: »Nein. Und jetzt lass uns endlich was aussuchen. Ich habe echt Hunger. Ich nehme Spaghetti Bolognese.«
Sie 2: »Du hast es echt gut, dass du dir mit dem Essen keinen Stress machen brauchst.«
Sie 1: »Sollte ich denn?«
Sie 2: »Das habe ich nicht gesagt.«
Sie 1: »Aber gedacht.«
Sie 2: »Jetzt hör du aber mal auf mit dem Quatsch. Ich nehme den Salat Nizza, aber ohne Baguette.«
Sie 1: »Meins geht nicht ohne Nudeln.«
Sie 2: »Haste eigentlich in letzter Zeit mal Susi gesehen? Die ist mit Atkins zwanzig Kilo losgeworden. Einfach keine Kohlenhydrate mehr. Wahnsinn. Nicht wiederzuerkennen.«
Sie 1: »Wieso sagst du das gerade jetzt?«
Sie 2: »Fiel mir eben ein – von wegen >keine Kohlenhydrate<.«
Sie 1: »Du wolltest mir damit sagen, dass mir das auch nicht schaden würde?«
Sie 2: »Nein, natürlich nicht. Wie kommste denn jetzt da drauf?«
Sie 1: »Ich habe dich schon verstanden. Ich nehme auch Salat Nizza ohne Baguette.«
Sie 2: »Wirst du denn davon satt?«
Sie 1: »Wieso denn nicht? Du doch auch.«
Sie
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