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Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone

Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone

Titel: Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Mädelsabend. Ohne Männer wollten die Damen es mal richtig krachen lassen. Der Kellner erschien, und alle forderten laut – wie zur Demonstration ihrer Essfreiheit – die Festlichkeiten des Fast Foods: Wiener Schnitzel mit Pommes, Pizza Gigantomia, Hamburger de luxe.
    Meine Frau hatte, als sie schließlich an der Reihe war, richtig Angst bekommen. Sie winkte den Kellner zu sich heran und flüsterte ihm ins Ohr: »Für mich bitte einen Hühnchen-Salat, Essig und Öl getrennt, und keinen Brotkorb. Dazu hätte ich gerne ein Wasser ohne Zitrone und ohne Kohlensäure.«
    Der Kellner simulierte Schwerhörigkeit und verstärkte seine Rückfrage mit doppelter Dezibelzahl, die den Grundlärm kräftig übertönte: »Können Sie nicht etwas lauter sprechen?«
    Ein kreischender Kellner? Wo gibt’s denn so was? Die Mädels verstummten vor Schreck und starrten ihn an. Die restlichen Restaurantbesucher auch. Offenbar wollte der Kellner es meiner Frau so richtig geben: Sie musste ihre Worte wiederholen, ohne inhaltlich abzuweichen. »Einen Hühnchen-Salat, Essig und Öl bitte getrennt, keinen Brotkorb. Dazu hätte ich gerne Wasser ohne Zitrone.«
    »Los Ollis, wie beim letzen Mal.
Das wird wieder ein Heidenspaß.«
    »Puh!« Sie war froh, als sie endlich beim Wort »Zitrone« angekommen war. Den Satzteil mit »ohne Kohlensäure« ließ sie lieber weg. War nicht mehr so wichtig.
    Doch der Kellner hatte Erfahrung beim Durchschauen seiner Kunden. Hier bot sich ihm ein Opfer an, um seine Mobbing-Show noch ein bisschen weiter zu zelebrieren. »Das Wasser doch sicher ohne Kohlensäure, oder?«, gellte seine Stimme, während er verschwörerisch den Fast-Food-Freundinnen zuzwinkerte. Zum Glück reichte ein Nicken als Antwort. Meine Frau war erleichtert, als er endlich abzog …
    … leider nur, um kurz darauf mit einem breit grinsenden Koch zurückzukehren. »Noch mal ’ne Frage: Das ist unser Chefkoch Olli. Der fängt dir jetzt ’n frisches Hühnchen. Willst du es dann selbst zu Tode streicheln oder darf Olli wenigstens das für dich erledigen?«
    ACHTUNG! KOMPLIMENT!
    Er sagt: »Hui, deine Beine! – Ich stehe echt auf stramme Waden.«
    Sie denkt: »Meine Beine sind zu dick, ab morgen nur noch lange Röcke.«
     
    Er sagt: »Du hast so süße Hände. Viel schöner als Carolas Krallen.«
    Sie denkt: »Wie kommt der jetzt auf Carola? Doch nur, weil ich Fettpfoten habe.«
     
    Sie 1 sagt: »Ich bin ja sooo dick.«
    Sie 2 sagt: »Aber bei dir sitzt doch alles an der richtigen Stelle.«
    Sie 1 denkt: »Doofe Kuh! Selbst ein Klops, aber mir nicht sagen, dass ich keiner bin.«
     
    Er sagt: »Du hast das schönste Gesicht der Welt.«
    Sie denkt: »Wieso ›Gesicht‹? Ist ihm der Rest zu dick?«

    Er sagt: »Du hast wunderbare Haare.«
    Sie denkt: »Typisch! Das sagt er jetzt, damit er meine Figur nicht ansprechen muss. Wenn das alles ist, was ihm an mir gefällt, dann tschüss.«
     
    Er sagt: »Wow, in der Jacke siehst du viel schlanker aus.«
    Sie denkt: »Tssss, in allen anderen bin ich dir also zu fett.«
     
    Er sagt: »Donnerwetter. Das Kleid macht dich fraulich.«
    Sie denkt: »Alles klar, zu viel Bauch. Das Teil ziehe ich nie wieder an.«
     
    Er sagt: »Deine Figur ist perfekt.«
    Sie denkt: »Mistkerl! Er reduziert mich auf Äußerlichkeiten.«
     
    Er sagt: »Du bist wirklich hübsch.«
    Sie denkt: »›Hübsch‹? Wieso bloß ›hübsch‹? Wieso findet er mich nicht schön?«
     
    Er sagt: »Ich liebe jedes Pfund an dir.«
    Sie denkt: »Warum liebt er nicht mich?«

35. Der Spiegeltrick
    Manchmal mag man sich einfach nicht sehen. Besonders in Umkleidekabinen mit Neonröhren und doppelt verspiegelter Rückansicht. Aber das ist ungefährlich. Vorausgesetzt man bewahrt die Ruhe – und lässt abgenagte Knochen in Sichtweite liegen
     
    Ich erwähnte ja bereits, dass wir Menschen in Gegenwart von anderen länger, mehr und fröhlicher essen. Den Spaß verderben dabei allerdings nicht nur die etwa anwesenden Dünnen. Es gibt noch effektivere Feinde, und zwar die eigenen Spiegelbilder. »Wer sich beim Mümmeln selbst beobachtet, verliert den Appetit.« – Diese Erkenntnis gab ich bei einem Essen mit Freunden zum Besten – nicht ahnend, was ich damit anrichten könnte …
    Kaum waren Sabine und Andreas wieder in den eigenen vier Wänden aufgelaufen, als sie auch schon verkündete: »Okay, dann futter ich ab sofort alleine. Und zwar im Flur, vor dem Spiegel.« Ihr Gatte lachte herzlich über den, wie er fand, gelungenen Scherz –

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