Ich mag dich wie du bist
haben.«
»Ganz genau, zum Teufel mit Alice!«
Okay, ich übertreibe. Vielleicht sollte ich die Sache einfach positiver sehen: Ich habe einen sehr sympathischen Freund und ich habe ihn hierher mitgebracht. Meine Güte, manchmal mache ich mir das Leben selbst schwer.
Mein Bierglas ist inzwischen leer geworden. Ich fülle noch einmal nach und nehme einen Schluck. Eigentlich habe ich Bier noch nie gemocht, aber mir gefällt dieses leicht benommene Gefühl, das mich nach zwei oder drei Gläsern überfällt. So trinke ich und die anderen trinken ja auch und nach einer Weile bin ich gelassener und mein Kopf ist nicht mehr so schwer.
Um acht Uhr haben die meisten Gäste das Chiringuito verlassen. Unsere Gläser sind noch voll, etliche leere Flaschen stehen auf unserem Tisch. Ich drehe mich zu Daniele um und lächle ihn an.
»Na, wie geht es dir?«
»Gut, und dir?«
»Gut.«
»Dann geht’s uns ja allen gut«, sagt er mit einem übertriebenen neapolitanischen Akzent.
Ich lache.
»Und dein Freund Luca?«
»Er hat sich gut eingefügt, oder?«
»Das will ich meinen. Ich glaube, dass Marys Cousine scharf auf ihn ist …«
»Meinst du, dass sie es bei ihm versucht?«
»Guck doch selbst.«
Ich drehe mich zu Luca um und sehe, wie Rosa sich mit ihm unterhält und ihr Gesicht dabei kaum eine Handbreit von seinem entfernt ist. Sie lacht ständig und legt ihm eine Hand auf die Schulter.
»Ja, ich glaube, du hast recht.«
Daniele legt eine Hand auf mein Knie, drängt sich an mich und gibt mir einen Kuss. Im Schutz der Dunkelheit erwidere ich seinen Kuss mit Nachdruck.
Irgendwann kommt Mary und legt mir von hinten die Arme um die Schultern. »Ali«, flüstert sie mir ins Ohr.
»Was gibt’s?«
»Kommst du mit zum Pipimachen?«
»Und wohin?«
»Ins Gebüsch, es ist ja niemand da.«
Ich schiebe beim Aufstehen den Stuhl laut nach hinten und spüre plötzlich, wie schwer mein Kopf geworden ist. Ich habe ein wenig zu viel getrunken, und das auf leeren Magen, aber noch geht es mir gut. Ich habe nur ein paar leichte Probleme mit dem Gleichgewicht. Ich schwanke einige Schritte lang, bis ich mich wieder gefangen habe. Und da stelle ich fest, dass auch ich ganz dringend pinkeln muss.
»Wir gehen aufs Klo«, erkläre ich laut in die Runde, etwas zu laut.
Alle prusten los und Roby macht mich nach, aber in seiner Version bin ich volltrunken. Ich lache mit, doch Mary zieht mich an einem Arm weiter.
Sobald wir hinter einer kleinen Düne sind, hockt sich Mary hin.
»Ali«, beginnt sie, während wir pinkeln, »kann ich dir etwas sagen?«
»Sicher, alles, was du willst, aber wenn du dich in mich verliebt hast, dann vergiss es, ich bin nämlich nicht lesbisch.«
Na schön, ich bin eben betrunken.
»Wenn ich in dich verliebt wäre, würdest du mir sicher den Gefallen tun, mich auch zu lieben, meine Hübsche!«
Wir prusten beide los und ich fühle, wie mir der Alkohol zu Kopf steigt.
Mary steht auf und zieht sich den Rock gerade.
»Also, es geht um etwas Ernstes«, meint sie und versucht, dazu ein ernstes Gesicht zu machen, aber ihre Worte lösen nur wieder einen Heiterkeitsanfall aus.
»Komm, sag’s mir, ich bin jetzt ganz ernst.«
»Also, du musst mir sagen, was ich tun soll.«
»Ich soll dir sagen, was du tun sollst?«
»Ja, also wenn du willst, dann stoppe ich sie, denn das kann ich, aber wenn du nichts dagegen hast, dann halte ich mich da raus.«
»Ich verstehe nur Bahnhof.«
»Komm schon, Ali! Ich rede von meiner Cousine, die Luca anhimmelt. Ich habe zwar nicht kapiert, was es mit diesem Luca auf sich hat, aber ich glaube, ihr habt eine ganz besondere Beziehung. Aber du bist ja jetzt mit Daniele zusammen, richtig?«
»Absolut richtig.«
»Also, sag mir, was du möchtest, wenn du willst, dass ich sie stoppe, dann lässt sie es, also, das hat sie mir gesagt.«
»Sie hat dir gesagt, dass du mich das fragen sollst?«
»Ja, du weißt doch, dass sie eine Art Philosophin ist, aber sie kann auch eine ziemliche Schlampe sein, deshalb …«
Wir müssen wieder losprusten, unsere Trunkenheit ist einfach stärker.
Tatsächlich hatte ich nicht mitbekommen, dass die Sache zwischen Luca und Rosa schon so weit war. Ich muss wieder an Martinas Worte denken. Anscheinend hat Luca seine Meerjungfrau getroffen.
»Dann lassen wir den beiden doch ihren Spaß!«, rufe ich aus und hebe mein Bierglas, das ich – wie ich erst jetzt bemerke – aus Versehen mitgenommen habe.
Neunundsechzig
»Ich würde gerne auf einem Boot
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