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Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Titel: Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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hatten, um Snoopy direkt ins Auge blicken zu können. Nur drei Kinder sind dabei durchgedreht. Annabel war dieses Jahr glücklicherweise nicht darunter.
    »Hoffentlich nimmst du mir nicht übel, dass ich gestern so offen war«, sagte Brie. »Ich war eine richtige Zicke, was?«
    »Ja, eine aufrichtige, vernünftige Zicke.« Ich musterte meine Küche, band den letzten gigantischen Müllsack zu, verstaute meinen mit Truthähnen verzierten Servierteller auf dem höchsten Schrankbord, drehte mich um und umarmte Brie. »Es passt mir nur nicht, dass du recht haben könntest.«

32
Die Chance
    In den letzten Tagen hat Brie viermal begonnen, die Nummer zu wählen. Heute lässt sie es zweimal klingeln, ehe sie ihr Vorhaben wieder aufgibt. Noch im selben Augenblick, in dem sie auflegt, klingelt das Telefon.
    »Was haben Sie auf dem Herzen?«, fragt Hicks, als sie abgehoben hat.
    »Detective?«
    »Ich nehme an, Sie und Ihre Lady wollen mich entweder zum Abendessen einladen« – oder zu einem flotten Dreier – »oder Sie möchten etwas beichten.«
    »Was das Erste angeht, meine Freundin ist vor kurzem ausgezogen«, sagt Brie, während Jones darauf wartet, dass sein Lieblingsspielzeug noch einmal im hohen Bogen durch die Luft fliegt. Also wirft Brie den besabberten Gummi-Hotdog erneut quer durch den Raum.
    Prompt hat Hicks Gewissensbisse wegen seiner flüchtigen Dreier-Phantasie. »Tut mir leid, das zu hören«, erwidert er, jetzt nur noch höflich.
    »Muss es nicht. Mir tut’s auch nicht leid.« Brie hat zwar halbleere Schränke und Bücherregale, doch ihr Herz heilt schnell. »Und das Zweite   …« Sie sieht das Foto von uns beiden an, das sie nach Isadoras Auszug wieder ins Bücherregal gestellt hat. Wir waren einundzwanzig, hübscher, als wir wussten, und stießen mit Champagnerflöten an. Aufgedonnerte Frisuren, hochtrabende Träume. »Es gibt da etwas   … Ich dachte, wir treffen uns vielleicht mal. Einen Moment bitte, ich hole meinen BlackBerry.«
    »Oh, Sie wollen mich irgendwo zwischen einen Prozess und eine Maniküre stopfen? Ich habe einen Fall zu lösen, Lady. Warum nicht jetzt gleich?«
    Jetzt gleich,
das hat Brie nicht erwartet. Brie meint, dass sie Isadorahinter sich gelassen hat, und ich kann immerhin bestätigen, dass sie nicht mehr an sie denken will – eine Entscheidung, die sie mit so viel Geschäftigkeit wie nur möglich umzusetzen sucht. Jetzt wollte Brie mit Jones Gassi gehen, außerdem ist ihr Haar nach einem anderthalbstündigen Fitnesstraining noch nicht gewaschen, weil sie zunächst ihre Einkäufe aus drei verschiedenen Delikatessenläden verstauen musste. Alle Zutaten für Langusten-Etouffee, eine Südstaaten-Spezialität, für die sie extra ein Kilo erstaunlich roter Langusten per FedEx aus Louisiana hat kommen lassen. Denn Kochenlernen steht jetzt genauso auf ihrer Agenda wie mit ihrer Mutter telefonieren und den ›Economist‹ vom letzten Monat lesen.
    »Ich warte, Miss Lawson«, sagt Hicks.
    Jones kommt hechelnd angelaufen, will weiterspielen und bellt laut, um seinem Wunsch den nötigen Nachdruck zu verleihen.
    »Passen Sie auf einen Hund auf?«
    »Nein«, sagt Brie. »Jones gehört mir. Er ist die neue Liebe meines Lebens und muss unbedingt überschüssige Energie abbauen.«
    »Genau wie ich«, erwidert Hicks. »Treffen wir uns.«
    Hicks muss in Mollys Fall ja völlig auf der Stelle treten, wenn er sich so dringend mit mir treffen will,
denkt Brie. Der Mann tut ihr fast leid. Ihr Blick fällt noch einmal auf das Foto von uns. Die Aussicht auf ein Treffen mit Hicks macht sie glücklich und traurig zugleich. »Können Sie um eins am Union Square sein?«
    Hicks lächelt, vielleicht ist das die Chance. Die Details meines Falles umschwirren ihn wie kleine Ufos, die immer wieder gegen seine Stirn prallen. Weil es an Beweisen mangelt, sieht es immer mehr so aus, als wäre mein Tod völlig willkürlich gewesen, ein unglücklicher Zufall oder die Tat eines längst verschwundenen Verrückten, der mich vom Radweg abgedrängt hat. Selbstmord hat er ausgeschlossen, das traut er mir nicht zu, und dafür war mein Leid auch nicht groß genug, findet er.
    In letzter Zeit kommt ihm, wenn er abends um acht oder neun das Licht in seinem schmucklosen Büro löscht, immer häufiger derGedanke, diesen Fall zu den Akten zu legen und zu hoffen, irgendwann für die Lösung eines anderen zum Super-Detective Hiawatha gesalbt zu werden. Sogar entschuldigt hat er sich schon bei mir. »Tut mir leid, Molly, auch heute

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