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Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Titel: Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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Er reichte mir ein Weinglas und setzte sich zu mir auf die zerwühlten Laken. »Auf uns.« Er stieß mit mir an. »Ich habe dir schon gesagt, dass ich dich vermisst habe. Jetzt sag du mir, wie sehr du mich vermisst hast, diesmal mit Worten.«
    Er spielt geradezu eine Ouvertüre für dich, Molly, sagte ich mir zweimal. Verpass deinen Einsatz nicht. Doch Luke kam mir zuvor.
    »Warte, dein Geschenk.« Er stellte sein Glas ab und ging zum Kleiderschrank. Wieder regte sich meine innere Annie Leibovitz und hielt die kleine Narbe auf seinem Rücken fest, wo er als Pfadfinder mit sieben Stichen genäht werden musste, weil er von einem Baum gefallen war. Luke kam mit einer kleinen Schachtel zurück. Voll Schuldgefühl, doch auch neugierig sah ich das weiße Päckchen an.
    »Mach es auf«, forderte er mit einem Lächeln.
    Rasch löste ich die Schleife und spähte hinein. Zwei kleine runde, lilablaue Edelsteine fingen das Kerzenlicht ein, gefasst in warmes, mattes Gold und aufgehängt an grazilen Goldkettchen. Diese Ohrringe waren wie gemacht für mich.
    »Sie passen zu deinen blauen Augen«, sagte Luke und wartete auf ein Zeichen, dass sie mir gefielen. »Es sind viktorianische. Ich habe sie auf einer Auktion ersteigert.«
    Luke, du machst es mir zu schwer, dachte ich, sagte aber nur: »Sie sind wunderschön.« Das stimmte wirklich. »Aber du hättest nicht   …«
    »Du hast sie verdient.« Er zog mich an sich, und wir küssten uns, einmal für jeden Ohrring. Ich ersetzte meine braven Perlohrsteckerdurch diese antiken Kostbarkeiten, die Barry sicher nicht mal auffallen würden. »Danke. Aber das hättest du nicht   …« Ich wünschte, du hättest es nicht getan.
    »Dein Weihnachtsgeschenk«, sagte er. »Du kennst mich ja – ich kann einfach nicht so lange warten.«
    Das gilt für uns beide, dachte ich. Aber kenne ich dich? Ich kannte ja nicht einmal mich selbst. Sei nicht so ein Feigling, ermahnte ich mich. Verschwende keine Zeit. Was immer das Protokoll für das, was du tun willst, vorsieht – so wird das nichts. Rede endlich.
    Doch zuerst ging ich mich frisch machen, ließ mir ausgiebig Zeit und wischte mir auch noch die verlaufene Mascara aus dem Gesicht, mit der ich aussah, als hätte ich einen Boxkampf verloren.
    Luke hatte seine Jeans, aber noch immer kein Hemd an, als ich aus dem Bad kam, und war im Wohnzimmer.
    »Was willst du hören?« Er sah einen Stapel CDs durch. »Djan go Reinhardt? Josephine Baker? Oder diesen Michael Bublé, den du mir geschenkt hast?«
    »Such was aus.« Ich fragte mich, ob schon mal irgendein näselnder Countrysänger eine traurige Ballade über die Ehefrau eines Schönheitschirurgen geschrieben hatte, die mit ihrem wunderbaren Geliebten Schluss machen wollte. Falls nicht, sollte es unbedingt einer tun. Einen Augenblick später begann Edith Piaf, ›Les Amants de Paris‹ zu singen.
    Luke sank in eins der Sofas und zog mich auf den Platz neben sich. Die offene Weinflasche stand auf dem Tisch, neben unseren Gläsern, die er wieder gefüllt hatte.
    »Eine Reise nach Paris, wie wäre das?«, sagte er. »Okay, es ist etwas kitschig, aber was hältst du von April? Ich kenne da ein wirklich hübsches kleines Hotel in der Nähe des Montparnasse, sehr romantisch.«
    »Wer weiß, was im April ist«, sagte ich und holte seine Digitalkamera aus meiner Tasche.
    »Ach, da ist sie ja. Danke – ich habe das Ding schon vermisst. Soll ich gleich ein paar Fotos machen?«, fragte er. »Na komm, schenk mir dein schönstes Molly-Lächeln. Wie schade, dass du schon wieder deine Klamotten anhast.« Und er zwinkerte mir zu.
    »Luke, ich will das nicht.«
    »Nicht in Stimmung?«, sagte er. »Du siehst gerade so toll aus, dass ich am liebsten gleich noch mal mit dir im Schlafzimmer verschwinden würde.«
    »Luke, ich kann das einfach nicht.«
    Er legte die Kamera auf den Tisch, strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn und umfasste mein Gesicht mit den Händen. »Was ist denn los?«
    Ich schloss die Augen, um die Tränen zurückzuhalten. Doch es nützte nichts.
    »Sag bitte nicht, es gibt ein Problem. Hat Barry das mit uns herausgefunden?«
    Es tat mir leid, dass ich die neuen Ohrringe trug – ich hätte die Schachtel nie öffnen dürfen. Ich hätte eine Menge Dinge nie tun dürfen. Aber ich war entschlossen, das jetzt durchzuziehen. Zum Glück hatte ich mir vorher zurechtgelegt, was ich sagen wollte.
    »Luke«, begann ich. »Ich kann das nicht mehr, und es hat nichts mit Barry zu tun. Er weiß von nichts. Es

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