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Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Titel: Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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»Stephanie.«
    Leider kann Lucy mein Schnauben nicht hören.
    »Nun, die Divines haben ebenfalls einen Therapeuten konsultiert«, lügt Lucy. »Und unser hochqualifizierter Experte von der University of Chicago, ein Spezialist für frühkindliche Traumata, sagt, dass eine Abschottung Annabels von der Familie ihrer Mutterzu diesem Zeitpunkt   …« Lucy muss einen Augenblick nachdenken. »…   zu negativen Folgen mit langanhaltendem Nachhall führen könnte.«
    »Nachhall, hm?«, sagt Barry. »Also, Lucy, sollen wir unsere Therapeuten vielleicht zu einem Duell im Central Park antreten lassen? Da ist Platz genug für jede Art von Nachhall.«
    Annabel kommt im Nachthemd in die Küche. Ihre Fußnägel glitzern, Delfinas Werk, die zur Kirche aufgebrochen ist, sobald Barry vom Laufen zurückkam. Er zahlt ihr einen Extralohn dafür, dass sie jetzt jede Nacht in unserer Wohnung übernachtet.
    Meine Tochter stellt ihre halb leere Schale Cheerios in die Spüle und läuft zu ihrem Vater hinüber. »Daddy?«, sagt sie. »Daddy?« Das Wort flattert über ihre Lippen. »Ich finde meine Dora-DVD nicht. ›Märchenabenteuer‹. Ich brauche sie. Wo ist sie?«
    Da wäre ja die Chance, dass Barry Gott findet, noch größer.
    »Lucy«, sagt er. »Annabel ist hier. Ich muss auflegen.«
    »Ist das Tante Lucy?«, fragt Annabel. Wenn sie lächelt, zeigen sich ihre Grübchen. »Darf ich mit ihr reden?«
    »Barry, gib mir Annabel«, sagt Lucy. Ihre Lockerheit ist dahin, sie hat einen schrillen Ton angeschlagen, der mit einer Wahrscheinlichkeit von siebzig Prozent in Gebrüll enden wird. Die Kreise, die sie auf den Notizblock malt, sind dick wie Schlangen.
    »Das passt jetzt schlecht«, erwidert Barry. »Annabel und ich wollen in fünf Minuten los.« Sein Blick wandert zu dem Wandkalender, der eine Löwin mit ihren Jungen zeigt. »Wir wollen in den Zoo.«
    »Ich wusste gar nicht, dass wir in den Zoo gehen.« Annabel betrachtet den Regen, der fast horizontal gegen das Fenster schlägt. Sogar eine Dreijährige kann skeptisch blicken. »Und ich will mit Tante Lucy reden.«
    »Gib sie mir nur einen Augenblick«, sagt Lucy. Google hat inzwischen einige Stephanie Josephs ausgespuckt: zwei Anwältinnen, einen Teenager, der sich für die hipste Bloggerin der Welt hält, und eine Fußpflegerin in Atlanta.
    »Einen Moment«, sagt Barry plötzlich. »Da kommt noch ein Anruf.« Er setzt meine Schwester in die Warteschleife. »Na, hast du schon heiße Ohren?«, fragt Barry.
    »Keine heißen Ohren«, sagt Stephanie, deren Stimme selbst an einem zerknautschten Sonntagmorgen schwüler klingt als meine in der heißesten Samstagnacht.
    »Du bist doch Therapeutin, oder?«, fragt er.
    »Früher mal«, erwidert sie. »Ist schon zwei Karrieren her. Sozialfürsorgerin in einem Altenheim. Aber Windeln, dritte Zähne – das war nicht mein Ding.« Sie lacht. »Darf ich fragen, wohin dieses Gespräch führen soll?«
    »Nicht so wichtig«, sagt er. »Warum rufst du an?«
    »Ich habe einen Blick auf das Unwetter da draußen geworfen und hatte eine Vision für heute Nachmittag«, beginnt sie. »Jordan und Annabel könnten Zeichentrickfilme anschauen, und wir könnten   … na ja, tun, was immer wir wollen.«
    »Was immer wir wollen, hm?«, wiederholt er flüsternd. »Darin bin ich Experte. Woher wusstest du das nur?«
    Annabel zieht an seiner Hand. »Der Zoo, Daddy«, quengelt sie. »Wann gehen wir los?«
    »Schatz, siehst du denn nicht, dass es regnet?«, sagt er. »Und dass ich telefoniere?«
    »Ich will mit Tante Lucy reden!« Ihr Gesicht läuft rot an.
    Meine Blicke gehen hin und her zwischen Chicago und New York. Lucy hängt wütend in der Warteschleife, ihr Gesicht verfinstert sich zusehends.
    Mein Vater kommt in die Küche, gerade als sie den Hörer aufknallt. »Nicht so stürmisch«, sagt er. »Was ist denn los?«
    Lucy rennt die Treppe hinauf, und als sie die Tür zu unserem ehemaligen Kinderzimmer erreicht hat, schreit sie: »Dieser Scheißkerl glaubt, dass alles nur nach seinem Willen geht. Na, der kann was erleben.« Mein Vater starrt seine erwachsene Tochter mit einem Blick an, den Männer bekommen, wenn sie sich von Östrogenen umzingelt sehen.
    »Hast du wieder Ärger mit deinem Freund, mein Schatz?«, ruft er ihr nach.
    Doch meine Schwester hat die Tür schon hinter sich zugeschlagen.
    In meiner New Yorker Küche genießt Barry unterdessen jedes Detail von Stephanies Beschreibung ihres gemeinsamen Nachmittags. »Denk darüber nach, Dr.   Marx«, sagt

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