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Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Titel: Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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Brie als spöttische, indirekte Unterstellung auffasst. Doch genau das beabsichtigt der Detective, er will sie aus der Fassung bringen.
Fall nicht darauf rein,
rufe ich ihr zu, in der aussichtslosen Hoffnung, dass sie mich hören kann.
    »Wir haben getan, was Collegefreundinnen eben so tun«, sagt Brie. »Studieren, Shoppen, Party machen.«
    In der umgekehrten Reihenfolge, wenn ich mich recht erinnere.
    »Sonst noch was?«, fragt er.
    »Sicher«, erwidert Brie. »Pizza gegessen, mal fünf Kilo zugenommen, wieder Diät gehalten, uns mit Typen getroffen, dasCollege-Footballteam unterstützt, Urlaub gemacht in winzigen Bikinis und den Gedanken verdrängt, was wir mal tun werden, wenn wir erwachsen sind. Soll ich weitermachen?« Während sie diese Liste herunterrattert, wird ihre Stimme immer schriller. Ich wundere mich, dass Brie ihre Frustration so deutlich zeigt. Lernen die Jurastudenten auf der Law School nicht als Allererstes, wie man cool bleibt?
    »Miss Vega, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich ein paar Minuten allein mit Miss Lawson spreche?«, fragt Hicks. Isadora steht sofort auf und streicht die nicht vorhandenen Falten ihres ärmellosen schwarzen Kleides glatt, in dem sie würdevoll wie ein Staatsoberhaupt aussieht, obwohl es sich eng um ihre schmale Taille und die kurvigen Hüften schmiegt. Isadora ist von exotischer Schönheit. Ich war fast genauso groß wie sie, doch sie wirkt einen Kopf größer, als ich mich je gefühlt habe. Am Mittelfinger ihrer rechten Hand trägt sie einen Ring mit einem großen zitronengelben Stein – keine Ahnung, ob es ein seltener Diamant ist oder bloß ein Stück Glas   –, in dem sich das Nachmittagslicht fängt.
    »Wie Sie wünschen«, sagt Isadora, geht ins Schlafzimmer und schließt die Tür hinter sich. Hicks und ich wissen beide, dass Isadora durch die Wand das meiste verstehen kann.
    »Also, Miss Lawson, wie soll ich sagen   … Freunde und etwas mehr? Traf das auf Mrs.   Marx und Sie zu?« Mir scheint, er gibt sich ganz schön Mühe, um sie aus der Reserve zu locken.
    Bries Blick verfinstert sich, wenn auch kaum merklich. »Nein, Molly und ich waren immer nur Freundinnen«, sagt sie. »Nicht ›mehr‹.«
    Hicks erwidert   … nichts.
    »Zu der Zeit war ich noch mit Männern zusammen«, fügt Brie hinzu, obwohl er gar nicht danach gefragt hat.
    »Ich danke Ihnen für die Klarstellung, Miss Lawson«, sagt er. »Wie würden Sie den Zustand von Mrs.   Marx’ Ehe beschreiben?«
    Brie rückt unbehaglich auf ihrem Platz hin und her. »Man weiß nie genau, was in den Beziehungen anderer vor sich geht.«
    Für mich klingt das wie eine vernünftige Antwort, doch Hicks sagt bloß: »Miss Lawson, die Frage, bitte.«
    Brie gibt nach. »Sie waren nicht gerade eins dieser Ehepaare mit einem gemeinsamen Leitspruch, der in Leinen gestickt über dem Ehebett hängt. Doch auf ihre Art waren Molly und Barry sich zugetan, und sie passten auch zusammen. Er war immer sehr mit seiner Arbeit beschäftigt, hat eine schwierige Mutter und flirtet ziemlich gern; aber ich glaube, Molly ist damit locker umgegangen. Barry ist ein liebevoller und ganz vernarrter Daddy, und ich weiß, dass Molly das sehr viel bedeutet hat. Sie und Annabel waren sein Heimathafen. Dort war sein Herz, und das wusste sie.«
    Erzähl mir etwas, das ich noch nicht weiß,
denkt Hicks.
Hat Barry seine Frau umgebracht? Hat sie ihn betrogen? Hat er sie betrogen und wollte sie aus dem Weg haben? Hat diese elegante Anwältin hier es getan oder vielleicht die eifersüchtige Señorita im Nebenzimmer?
    »Barry hat Molly gelegentlich kritisiert, aber ich habe das immer als liebevolle Stichelei aufgefasst, und Molly wohl auch«, fügt Brie hinzu. »Er hätte Molly nie verletzt, falls es Sie interessiert.«
    »Weil er sie geliebt hat?«, fragt Hicks.
    »Nun«, beginnt Brie, »ja, natürlich – sicher, und   …« Sie zögert.
    »Fahren Sie fort«, fordert Hicks sie auf.
    »Ich glaube, dass jede Form von Brutalität für ihn das Ende seiner Karriere bedeutet hätte.« Sie stößt einen seltsamen Laut aus. Es ist ihr nervöses Lachen, ein trockenes, leises Glucksen, fast wie ein Räuspern.
    »Warum das?«
    »Detective, Frauen haben verdammte Angst, sich unters Messer zu legen – meinen Sie, sie würden sich von einem Schönheitschirurgen operieren lassen, von dem das Gerücht umgeht, er sei ein Schlächter?«
Ein gottverdammter Schlächter,
denkt Brie, um genau zu sein.
    »Interessante Feststellung«, sagt Hicks, steht aus

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