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Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Titel: Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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von seiner eigenen Grundschullehrerin, die ihn in die Gruppe der Langsamen gesteckt hatte und überzeugt gewesen war, dass er nie lesen lernen würde.

19
Der Hase mit der Nase
    Sieben Monte nach Annabels Geburt wog ich bloß noch zwei Kilo mehr als vor meiner Schwangerschaft, als ich wiederum nur drei Kilo von meinem Idealgewicht entfernt gewesen war – ein Gewicht, das ich ein einziges Mal fünfzehn Jahre zuvor auf der Waage erspäht hatte, und zwar nach einem Campingurlaub, bei dem das Abendessen meiner festen Überzeugung nach hauptsächlich aus Eichhörnchen bestanden hatte. Mir gefiel, was ich sah, wenn ich in den Spiegel blickte. Meine Hüften waren eine Spur breiter, mein Bauch noch weniger flach als vorher, aber mein Busen schien beim Stillen keinen Schaden genommen zu haben – wie gut, dass ich zweihundert Dollar in BHs investiert hatte, die von der NASA entwickelt worden sein mussten.
    »Rate mal, wer mich besuchen kommt«, sagte ich zu Brie, als sie mich auf dem Weg zu einem Prozess anrief.
    Es passte mir gar nicht, dass sie auf Anhieb »Luke« sagte und lachte. »Warum besucht er dich?«
    »Er ist eben ein alter Freund«, erwiderte ich und schmierte mir noch etwas mehr von der Kosmetikmaske ins Gesicht. Sie roch nach Aprikosen und Vanille und versprach, die Poren im Gesicht praktisch unsichtbar zu machen.
    »Ach ja«, sagte Brie, was so viel hieß wie: Das kaufe ich dir nicht ab.
    »Luke ist ein Schatz. Er hat Annabel einen wunderbaren antiken Schaukelstuhl geschenkt.« Er war sechzig Zentimeter hoch und hatte noch den Originalanstrich, ein helles Buttergelb. Wie ein Thron stand er da und wartete auf meine Tochter. Ich sah es schon vor mir, wie sie später, wenn sie älter war, sachte schaukelnd darin Märchen las, sich als Aschenputtel sah, sich gläserne Schuhe wünschte (Wieso wundern sich die Leute eigentlich immer, dass Frauen Schuhe lieben?) und ihre eigene Hochzeit plante.
    »Und du hast ihm vermutlich eine Karte mit freundlichen Dankesworten geschrieben«, sagte Brie. Sie wusste, dass ich überzeugt war, ich würde tot umfallen, wenn ich nicht innerhalb einer Woche nach Erhalt eines Geschenks eine handgeschriebene Dankeskarte abgeschickt hatte.
    »Natürlich.«
    »Dann hast du deine Benimm-Verpflichtungen doch erfüllt. Warum lässt du ihn zu Besuch kommen?«
    »Er möchte das Baby sehen, nicht mich.« Das habe nicht mal ich selbst mir geglaubt.
    »Du weißt, was ich davon halte. Es ist ein Fehler, ihn in deine Nähe zu lassen.«
    »Du vertraust mir nicht«, sagte ich gespielt indigniert.
    »Ich bin eben Realistin«, entgegnete Brie leichthin. »Luke war immer verrückt nach dir, und du bist ein wenig einsam und fühlst dich missverstanden.« Sie summte etwas vor sich hin, das wie ein Trauerlied klang.
    »Hey, hier läuft alles prima«, protestierte ich. Gut, Barry arbeitete abends außerordentlich lange, aber Brie wusste, dass ich meine Beziehung wieder als gesichertes Terrain betrachtete. Nirgends einsatzbereite Wurfgeschosse. Kein »Versprochen«, das mir in den Ohren dröhnte.
    »Ich halte ja schon den Mund – du bist erwachsen«, erwiderte sie zu meiner Erleichterung. »Gib ihm einen dicken, feuchten Kuss von mir.«
    »Wohl kaum«, sagte ich und verabschiedete mich.
    Zehn Minuten noch, dann kam Luke. Ich wusch mir die Maske aus dem Gesicht und musterte die Poren meiner Haut. Ich konnte immer noch jede einzelne prima erkennen. Also trug ich eben eine dünne Schicht Make-up auf. Für die Erfindung schwarzer, geradegeschnittener Jeans war ich Gott sowieso auf ewig dankbar. Annabel schlief in puderiger Unschuld in ihrem kühlen, abgedunkelten Zimmer, und wenn ich meine Tochter richtig einschätzte, würde sie erst aufwachen, wenn Luke und ich mit dem Essen fertig waren.Es stand schon in der Küche bereit: ein goldbrauner, mit Curry abgeschmeckter Hühnchensalat, Büffelmozzarella, angerichtet mit einer aromatischen alten Sorte Tomaten und Basilikumblättchen, ein paar kleine Sauerteigbrötchen und ein gewaltiger Karamellbrownie – alles kunstvoll arrangiert auf meinem zweitbesten Geschirr. Im Kühlschrank warteten Weißwein und ein Krug grüner Eistee, der mit dünnen Gurkenscheiben garniert war. Luke sollte zwar bemerken, dass ich mir Mühe gegeben hatte, aber nicht, wie viel.
    Es gibt keinen Grund zur Nervosität,
sagte ich mir.
Was immer du einst für Luke empfunden hast, es war ein Irrtum, der längst von deinem Leben ausgelöscht wurde.
Von einem guten, soliden, glücklichen Leben. Ich

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