Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Titel: Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
Vom Netzwerk:
Doch er und Ev spielen mit und flirten an jedem dieser Sonntage kräftig miteinander. Jedes Jahr zu Weihnachten schickt er ihr die größte Schachtel belgischer Pralinen, die Godiva im Sortiment hat, während sie ihm immer das dickste Sachbuch zur Geschichte schenkt, das auf der Bestsellerliste zu finden ist. Einmal im Sommer gehen sie zu einem Spiel der New York Yankees und beklagen danach bei Bier und Hotdogs in ihrem alten Viertel den unseligen Zustand der Liebe in Amerika im Allgemeinen und ihr persönliches Pech auf diesem Gebiet im Besonderen.
    »Erzählen Sie mir von Molly. Dinge, die nur Sie wissen.«
    »Nun«, sagt Kitty genießerisch. Diese Frage kommt ihr sehr gelegen. »Ich glaube, sie hatte nicht allzu viel Selbstvertrauen   …«
    Okay, vielleicht nicht, na und? Ich habe aber daran gearbeitet, verdammt, und
sie
war mir dabei garantiert keine Hilfe.
    »…   und wenig Freunde.«
    So eine Frechheit! Eine himmelschreiende Lüge! Kitty kennt doch kaum einen meiner Freunde   – Dutzende von Kollegen, neue und ältere; fünf oder sechs Mütter; die Leute aus dem Buchclub und vom Fahrradfahren; Freunde vom College, ja, sogar ein paar Arztfrauen. Lucy, irgendwie jedenfalls. Und Brie!
    »Nein, lassen Sie mich das richtigstellen«, sagt sie, fast als hätte sie mich gehört. »Sie hat eine Freundin aus Collegezeiten, diese Anwältin, die auf der Beerdigung gesprochen hat, und natürlich einige männliche Freunde.«
    »Könnten Sie mir vielleicht ein paar Namen nennen?«
    »Leider nicht, aber Sie haben da sicher Ihre Quellen   …« Sie sieht Hicks direkt in die Augen, während sie ihre Zigarettenaschein einen Kristallaschenbecher schnippt. »Und weil Sie absolute Aufrichtigkeit erwarten, muss ich Ihnen auch erzählen, dass Molly meinem Sohn seine anerkannte Position neidete. Wie Sie wissen, hat Dr.   Marx eine hervorragend laufende Praxis.«
    Ich soll neidisch auf Barry gewesen sein? Diese alte Zimtzicke! Ich bin empört – aber okay, ich muss zugestehen, dass Dr.   Kitty hier nicht völlig danebenliegt. Vielleicht war ich wirklich neidisch darauf, wie mühelos Barry sich immer durchs Leben laviert hat. Selbstzweifel waren ihm so fremd wie die Kunst des Helikopterfliegens (nicht dass er Letzteres bei passender Gelegenheit nicht ausprobiert hätte).
    »Und dann ist da noch ihre Zwillingsschwester«, fährt Kitty fort.
Eine Wahnsinnige,
denkt sie und drückt ihre Zigarette aus. »Aber ich nehme an, Sie sind an Lucy dran. Da kann ich Ihnen sicher keine weiteren Enthüllungen bieten.«
    »Eine komplizierte Person«, sagt er. Ihm ist klar, dass Kitty vor allem eins wissen will: Sind wir schon so weit, dass wir sie in den Knast bringen können?
    »Kompliziert?«
Kitty lässt einen ihrer typischen Lacher los, halb Wiehern, halb Krächzen.
    »–   und interessant«, sagt Hicks. »Keine Sorge, ich bin in der Tat an ihr dran.
Sie
sind es, über die ich heute sprechen möchte.« Er mustert das Porträt eines dunkelhaarigen Jungen mit Foxterrier. Barry,
le petit prince.
»Mrs.   Katz, wo waren Sie an dem Tag, als Ihre Schwiegertochter starb?«
    »Endlich eine einfache Frage«, sagt Kitty gut gelaunt und zündet sich eine zweite Zigarette an. Vielleicht ist es auch schon die dritte. »Am Nachmittag war ich auf der Madison Avenue einkaufen, und danach habe ich Mah-Jong gespielt, wie immer freitags im Winter, mit drei meiner ältesten Freundinnen, Suzette, Linda und Nancy.« Zack! Zack! Zack! Als würden eine Bestätigung ihres Girls Club und die Rechnung einer Boutique ihre Unschuld beweisen.
    »Also, kommen wir mal zur Sache«, sagt Hicks und beugt sich –verschwörerisch, vertraulich – vor. »Was meinen Sie, war Molly das Opfer irgendeines Verrückten oder wurde sie vorsätzlich ermordet?« Langsam zieht er ein Farbfoto vom Tatort aus der Tasche.
    Kitty schnappt hörbar nach Luft beim Anblick des Fotos, auf dem ich aussehe, als sei ich Sweeney Todd in die Hände gefallen. »Möglicherweise Letzteres«, sagt sie langsam und als hätte sie ein Bonbon im Mund. »Ja, ich glaube, es ist absolut möglich, dass ihr jemand vorsätzlich das Leben genommen hat.«
    »Warum, Mrs.   Katz?« Hicks’ Stimme klingt jetzt rauer.
    »Das weiß ich leider nicht.«
    »Äußern Sie eine Vermutung, Mrs.   Katz.« Es ist ein Befehl.
    »Jemand muss Molly gehasst haben. Aber wer, kann ich nicht sagen.« Weil sie sich nicht vorstellen kann, dass ich derart heftige Gefühle bei einem anderen Menschen auslösen konnte.
    »Könnte dieser

Weitere Kostenlose Bücher