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Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Titel: Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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Jemand Ihr Sohn sein?«
    »Nein!« Jetzt rasen Kittys Gedanken. Ist das denkbar? Könnte Molly etwas so Abscheuliches getan haben, dass der arme Junge die Kontrolle über sich verlor?
    »Eine andere Frau?«, schlägt Hicks vor. Er lässt das grausige Foto von mir auf dem Tisch liegen.
    »Mein Sohn war ein treuer Ehemann   …« Mein Bullshit-Detektor gibt ein lautes Piepen von sich.
Und wenn nicht,
denkt sie,
na und? Barrys Vater war auch nicht anders. Er hat allerdings gelernt, dass Diamanten den Argwohn mildern, und so haben wir beide unser Leben gelebt.
»…   und falls er es nicht war«, fügt Kitty hinzu, »woher hätte ich das wissen sollen? Aber ich kann Ihnen versichern, dass keine Frau, mit der mein Sohn eine   … engere Beziehung aufnehmen würde, je so niederträchtig wäre, einen Mord zu begehen. Offen gesagt, Detective, kränkt es mich, dass Sie überhaupt auf diese Idee kommen.«
    Das ist mein Job,
denkt Hicks, versucht aber, Kitty verständnisvoll anzulächeln.
    »Und deshalb hat Molly   …« Kitty holt einmal tief Luft, »…   sich höchstwahrscheinlich doch selbst das Leben genommen.«
    »Wirklich? Selbstmord?« Und wo ist das Motiv?, denkt Hicks. Wo ist das Motiv? Laut ihrem Internisten und ihrer Gynäkologin, die Molly als das brave Mädchen, das sie war, gleich zu Anfang des Jahres aufgesucht hatte, war Molly gesund – keine verheimlichte, grauenvolle Krankheit, nicht ungewollt schwanger von einem anderen Mann. Der Ehemann, nun, der mag vielleicht ein Frauenheld und ein Idiot sein, aber alle sagen, dass er viel Zeit zu Hause verbracht hat, und es war ein außergewöhnlich schönes Zuhause. »Sie meinen also, Ihre Schwiegertochter hat absichtlich den Fahrradweg verlassen und ist direkt in den Hudson River gefahren? Sie wollte sich ertränken und ist einfach nicht weit genug gekommen? Scheint mir nicht sehr plausibel. Aber sprechen wir nicht über das Wie, sagen Sie mir
warum.
«
    »Molly war eine dieser traurig labilen Frauen, die nach außen recht normal wirken, die aber niemand glücklich machen kann.«
    Jetzt weiß ich, warum Bob mich davor gewarnt hat, Hicks bei seinen Untersuchungen zu begleiten. Es führt bloß dazu, dass am liebsten
ich
einen Mord begehen würde. Erstaunlich, dass meine Schwiegermutter meinen weißglühenden Zorn nicht spüren kann. Wie gern würde ich Kittys kostbarstes Stück aus Muranoglas zerschmettern, ihr die Scherben in den Tee rühren und sie dann zwingen, ihn langsam auszutrinken – auch wenn Hicks ihr nicht abkauft, was sie ihm da erzählt.
    »Niemand konnte sie glücklich machen, nicht mal Ihr Sohn?«, fragt er.
    Kitty senkt den Kopf, so dass Hicks ihr Gesicht nicht sehen kann. Aber ich sehe es. Sie ist nervös, sehr aufgewühlt. »Manche Frauen sind einfach nie zufrieden – ihr Elend ist zu groß.«
    »Das haben andere auch schon angedeutet.« Hicks fühlte ein Stechen im Magen, als er diese Lüge ausspricht, mit der er Kitty aus sich herauslocken will.
    »Wirklich?«, sagt Kitty. Sie würde es zu gern glauben, doch sie riecht förmlich die Falle, auch wenn sie zum ersten Mal in ihrem Leben von einem Polizisten vernommen wird.
    »Ja, wirklich. Und ich würde gern wissen, was Molly Marx eine solche Wut auf das Leben, eine so tiefe Enttäuschung beschert hat, dass sie bereit war, ihre Tochter und ihren Ehemann zu verlassen und sich das Leben zu nehmen.«
    »Das wüsste ich auch gern, Detective Hicks«, sagt Kitty nur.
    Seine Bemühungen hier haben sich genauso in Rauch aufgelöst wie Kittys letzte Zigarette. »Nun, wenn Ihnen noch irgendetwas einfällt   …« Hicks steht auf und schüttelt Kitty formell die Hand.
    Als er ihr seine Visitenkarte reicht, erscheint Pinky und gibt ihm seinen Regenmantel. Er muss zweimal hinsehen. Was zum Teufel   … ist das etwa die Nachbarin seiner Mutter? Nein, sie sieht der Wichtigtuerin von nebenan nur ähnlich.
Vielleicht hat Molly wirklich Selbstmord begangen,
denkt er, als er auf dem dicken Teppich im Hausflur steht und auf den Fahrstuhl wartet.
Ein Akt der Selbstverteidigung gegen die mächtige Kitty Katz mit den ausgefahrenen Krallen.
    Hicks sehnt sich nach Bratensauce und Biskuits, nach zu Hause. »Ma«, sagt er ins Handy, sobald er auf die 76.   Straße hinaustritt, froh, dass sie schon nach dem ersten Klingeln ans Telefon gegangen ist. »Hast du nicht Lust, am Sonntag zu kochen?« Er schüttelt den Kopf. »Klar, Ma, lade Ev ruhig ein   …«

24
Etwas anderes
    »Hol deinen Terminkalender heraus, Molly

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