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Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Titel: Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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Schwester haben werde.

26
Tatsächlich Liebe
    »Gehen die Damen ins Land der Bedeutenden Bilder?«, fragte Luke.
    Ja, eigentlich hatte ich vorgehabt, heute mit Brie durch Galerien zu streifen, weil sie auf der Suche nach etwas Großformatigem und Großartigem für ihre nackte Wohnzimmerwand war und meinen Rat wollte. Früh am Morgen hatte sie jedoch angerufen und gesagt, dass sie leider arbeiten müsse. So lag der Samstag also noch vor mir wie ein unbeschriebenes Blatt.
    Barry war in San Francisco, auf einem Kongress für Schönheitschirurgie. Wochenlang hatte er sich darauf vorbereitet und einen Gucci-Anzug gekauft, der nicht nur hip, sondern auch nach Park Avenue aussah, wo seine Praxis lag. Genau zehn Tage vorher ging er zum Friseur, damit das Haar nicht so frisch geschnitten wirkte. Denn Barry wollte makellos auftreten, wenn er seinen groß angekündigten Vortrag über das Liften von Ärschen hielt. (»Ein kesser Hintern, ganz ohne Kniebeugen!«, hatte die ›Vogue‹ geschwärmt.) Barry hatte etwas gezögert, den Vortrag zuzusagen, und die Ehre gegen die Konkurrenz abgewogen. Wollte er tatsächlich die Kollegen in seine Geheimnisse einweihen? Überzeugt hat ihn dann offenbar eine Patientin, die ihm anbot, den Vortrag mit ihm zu proben, unzählige Male und seltsamerweise immer abends. Eine Schauspielerin, die möglicherweise nicht so sehr wegen ihres Talents geschätzt wurde als wegen ihres sexy Körpers, der an einigen Stellen von Dr.   Marx grundrenoviert worden war.
    »Brie hat abgesagt«, erzählte ich Luke. »Irgendein kurzfristiger Termin wegen einer Abfindungssumme. Bist du noch unterwegs?« Er wollte an diesem Wochenende seinen Bruder in New Hampshire besuchen.
    »Der Besuch fällt aus«, sagte er. »Mein Neffe feiert seinen vierten Geburtstag mit Streptokokken.«
    Während ich diese Neuigkeit langsam erfasste, sagte ich »Der arme Kleine«, was hoffentlich besorgt genug klang. Dann könnte ich mich ja mit Luke treffen! Es war schon zweiundzwanzig Tage her. Viel zu lange. Wir hatten uns natürlich gesehen – bei Meetings, zum Kaffee und einmal auch zum Mittagessen im Le Pain Quotidien, aber wir waren nicht mehr so zusammen gewesen, wie es mir seit einem Jahr so wichtig geworden war. In den letzten drei Wochen hatte Luke zwei irische Cousins zu Besuch, denen es in Manhattan so gut gefiel, dass sie anscheinend so lange bei ihm auf dem Sofa übernachten wollten, bis sie eine Greencard ergattert hatten. In der zweiten Woche der Danny-und-Seamus-Show hatte Luke sich in Unkosten gestürzt und ein Zimmer im St. Regis gemietet – ein Manhattaner Luxushotel, das, wie ich jetzt erfuhr, auch stundenweise vermietete. Dort würden wir allerdings nicht so schnell wieder hingehen. Nicht nur, weil die Zimmer so viel kosteten wie ein kleines Gemälde, sondern weil ich auf dem Weg aus dem Hotel hinaus eins von Kittys Girls entdeckte, das vielleicht in ähnlicher Mission wie ich dort unterwegs war. Nie wieder, hatte ich mir geschworen, wollte ich mich wie eine verschreckte Antilope hinter einen Baum kauern, ob drinnen oder draußen. Hotels waren out.
    Annabel war vor ein paar Stunden von Kitty abgeholt worden und würde nicht vor dem Abend zurück sein. Die beiden waren noch nie einen ganzen Tag allein miteinander gewesen, und wie so viele erste Male begann auch dieses angespannt, als der Name des vorgesehenen Restaurants fiel. Annabel hatte sich Dunkin’ Donuts vorgestellt, nicht Fred’s bei Barneys. Doch meine Tochter beruhigte sich wieder, als sie hörte, dass ihre Großmutter das Standbild von Alice im Wunderland im Central Park mit ihr besichtigen würde. Über ihre weiteren Pläne ließ sich Kitty nicht genauer aus, doch es hätte mich nicht gewundert, wenn auch ein Benimmkurs für Dreijährige darunter gewesen wäre.
    Und die erste Aufgabe des Tages war auch schon erledigt. Ich hatte stapelweise Kreditkarten- und Handyrechnungen von Barrygefunden, die ich später nach Hinweisen auf irgendwelche Affären durchforsten wollte. Im Moment machte ich eine Pause. Ich hatte mich mit der neuesten Ausgabe der Frauenzeitschrift ›W‹ ins Bett verzogen und gerade die polemische Kolumne »Was tun, wenn Sie in die Stiefel der Saison nicht hineinpassen« zu Ende gelesen – dankbar, dass ich wenigstens dieses Problem nicht hatte   –, als Luke anrief.
    »Was tust du gerade?«
    »Ich liege im Bett«, sagte ich mit meiner verruchtesten Schlafzimmerstimme.
    »Wirklich? Was hast du an?«
    Ich sah auf mein X L-Shirt hinunter,

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