Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben
auf Annabels schlichtes, sonniges Badezimmer mit der Flotte von Gummienten und dem Kinderbadeschaum. Als er darin verschwunden war, lief ich in mein eigenes Bad, stopfte mein Haar unter eine Duschhaube und drehte das Wasser so heiß auf, wie es ging.
Erleichtert rieb ich mir mit dem Schwamm über die Haut, bis sie rosa war, als ich plötzlich über dem Rauschen des Wassers ein Geräusch hörte. Die Badezimmertür flog auf. Ich kreischte so laut, dass auch der Eindringling einen erschrockenen Schrei ausstieß. Das Glas der Duschkabine war beschlagen, so dass ich nicht sehen konnte, wer da gekommen war, und noch einmal so trommelfellzerfetzendlaut kreischte, dass ich Janet Leigh aus ›Psycho‹ Konkurrenz machte.
»Beruhige dich«, sagte Luke und kam zu mir in die Dusche. »Mein Gott, Molly, es ist alles okay, es ist okay.« Er drückte mich an seine Brust und stellte gleichzeitig das Wasser auf eine erträglichere Temperatur ein. »Willst du dich etwa verbrennen?«
Irgendwie schon,
dachte ich.
»Und was ist das da auf deinem Kopf?« Luke nahm mir die rote Plastikhaube ab, schob mich unter den Duschstrahl und begann, mir sanft den Kopf zu shampoonieren. Dann glitten seine schaumigen Finger zu meinem Busen, umkreisten beide Nippel und setzten ihren Weg noch weiter hinunter fort. Ich schloss die Augen und versuchte, Lust zu empfinden, doch das Krachen meiner aufeinanderprallenden Welten war alles, was ich spürte. Als das Telefon im Schlafzimmer zu klingeln begann, war ich geradezu dankbar.
»Ich gehe besser ran«, meinte ich und wollte mich losmachen. Shampoo lief mir in die Augen, es brannte.
»Lass doch den Anrufbeantworter rangehen.« Luke hielt mich fest.
»Es könnte um Annabel gehen.«
Oder um Barry.
»Ach so.« Endlich ließ Luke mich los. »Natürlich.«
Feucht und eingeschäumt lief ich ins Schlafzimmer, zog die Tür hinter mir zu und hob nach dem fünften Klingeln ab.
»Schön, dass du da bist«, sagte Brie. »Es tut mir so leid wegen heute, und ich habe noch mal nachgedacht. Ich kann hier um zwei Schluss machen, und dann könnten wir uns immer noch treffen und wenigstens ins Kino gehen. Ich fühle mich ganz schlecht, weil ich meine beste Freundin so versetzt habe.«
»Nicht doch«, erwiderte ich. »Ich habe beschlossen, mich später mit Annabel und Kitty zu treffen.«
»Nicht doch?«,
erwiderte Brie. »Du verbringst deine kostbare Zeit mit Kitty? Wollte sie Annabel heute nicht zu Erziehungszwecken mal ganz für sich allein haben? Entschuldige, aber jetzt bin ich verwirrt.«
»Na ja, als du abgesagt hast …«
»Macht ja nichts. Vergrabe ich mich eben in meine Akten«, witzelte Brie, die meist gutmütig war. »Aber lass mich dir eins sagen: Du bist schon komisch.«
Luke trocknete sich schon ab, als ich ins Bad zurückkam. Die Atmosphäre der Verführung war verflogen. Da half es auch nicht mehr, dass ich die Arme um ihn schlang.
»Sag mal, Liebling, soll ich lieber gehen?«, fragte er, schob mich von sich und ging ins Wohnzimmer hinüber. »Sei ehrlich.«
Das war vielleicht die beste Idee des Tages. Doch als ich hinter Luke herging, der nichts als ein Handtuch um die Hüften trug, dachte ich daran, wie oft ich mich danach gesehnt hatte, mehr Zeit mit ihm zu haben. Unser Treffen heute war vielleicht ein Fehler gewesen, aber ich war noch nicht bereit, Luke Delaney aufzugeben.
Und so erwiderte ich: »Ganz ehrlich? Was ich jetzt will, ist etwas essen«, und versuchte dabei mein bezauberndstes Lächeln aufzusetzen. »Zusammen mit dir. Hier.« Das war sowieso das Beste, denn wer wusste schon, wo Kitty sich mit Annabel im Schlepptau herumtrieb. »Aber zuerst spüle ich mir mal das Shampoo aus dem Haar und ziehe mir was an. Wie wäre es, wenn wir uns ganz gemütlich einen Film anschauen? Da drüben sind die DVDs, vielleicht ist ja was dabei, das du sehen möchtest.«
Er sah mich skeptisch an. »Bist du sicher?«
»Bitte, bleib«, bat ich ihn und verließ, ehe er antworten konnte, das Wohnzimmer. Mit jedem Kleidungsstück, das ich anzog, fühlte ich mich ein wenig besser. Als ich aus dem Schlafzimmer kam, war ich mir nicht mehr sicher, ob Luke noch da sein würde, doch da saß er, barfuß, in Jeans und Pullover.
»›Notting Hill‹, ›Tatsächlich Liebe‹, ›Sabrina‹, die 1954er und die 1995er Version – erkenne ich da etwa ein Muster?« Er hatte die DVDs durchgesehen.
»Hast du ›Ein ausgekochtes Schlitzohr‹ erwartet? Oder ›Auf dem Highway ist die Hölle los‹? Vielleicht
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