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Ich muss dir etwas sagen

Ich muss dir etwas sagen

Titel: Ich muss dir etwas sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Foster
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und Ihre Wahrheit in diese Kategorie gehört -, müssen Sie etwas scheinbar Widersprüchliches tun: Sie müssen handeln, als gäbe es eigentlich keinen Grund für Ihre Gefühle. Je weniger Sie Ihre Gefühle rechtfertigen, desto weniger wird Ihr Gegenüber sich angegriffen fühlen und darüber diskutieren, wer wem was
    angetan oder gesagt hat und wer recht hatte oder nicht. All die verletzenden und verwirrenden Details schüren Wut - und Sie wollten doch Ihre Gefühle äußern. Versuchen Sie also,
    Rechtfertigungen zu vermeiden.
    Jennifer hätte folgendes sagen können: „Ich wünsche mir, daß du über meine Gefühle Bescheid weißt. Es macht zwar keinen Sinn, mich so zu fühlen, aber es ist nun mal nicht anders. Du warst immer fair zu mir, und wenn unser Lebensstil sich
    unterscheidet, dann deshalb, weil wir unterschiedliche Wege gegangen sind. Obwohl es also keinen guten Grund für meine Gefühle gibt, muß ich dir trotzdem bekennen, daß ich manchmal neidisch auf all dein Geld und deinen Erfolg bin. Bisweilen bin ich sogar regelrecht böse darauf. Ich möchte nicht, daß du deswegen etwas tust oder änderst. Ich bitte auch nicht um einen Gefallen. Ich will nicht, daß sich zwischen uns etwas ändert.
    Wenn ich dir das alles sage, will ich es eigentlich nur loswerden, so daß ich mich besser fühlen kann. Und ich hoffe, daß du es dir anhören kannst, ohne das Gefühl zu haben, du müßtest
    -128-
    deswegen etwas unternehmen.”
    Als jedoch die echte Jennifer über ihre Gefühle sprach,
    zerstörte sie die Freundschaft, weil sie Michelle - zwar
    unbeabsichtigt, aber dennoch - die Schuld an ihren Gefühlen zuschob und sie dafür verurteilte. Sie äußerte sich so, als hätte Michelle etwas falsch gemacht, und das alles nur, weil sie ihre Gefühle rechtfertigen wollte. Hätte Jennifer hingegen die
    Gründe heruntergespielt, so hätte Michelle sich auch weiterhin in der Freundschaft geborgen fühlen und auf ihre Freundin
    eingehen können.

    Wichtige Grundprinzipien
    Bei Ihren Gefühlen geht es wahrscheinlich um etwas gänzlich anderes als bei Jennifer. Aber wir haben es mit denselben
    Grundprinzipien zu tun. Vater oder Mutter, die vom Kind
    enttäuscht wurden, eine Frau, die sich vor ihrem Ehepartner fürchtet, ein Arbeitnehmer, der sich über seinen Kollegen ärgert
    - wenn Sie nichts anderes hören wollen als „Ich weiß, was du empfindest”, dann sollten Sie folgendes zum Ausdruck bringen:

    ► „Ich möchte nur, daß du weißt, was ich empfinde.”
    ► „Dich trifft keine Schuld.”
    ► „Meine Gefühle verzerren, was du in Wirklichkeit getan
    hast (die eigentlichen Tatsachen).”
    ► „Auf einer bestimmten Ebene macht es keinen Sinn, wie
    ich mich fühle.”
    ► „Ich fühle mich…”
    ► „Du sollst aufgrund meiner Gefühle nichts tun oder ändern.
    Ich bitte auch nicht um einen Gefallen. Ich will auch nicht, daß sich zwischen uns etwas ändert. Und ich hoffe nur, daß du dir dies anhören kannst, ohne das Gefühl zu haben, du müßtest
    deswegen etwas unternehmen.”
    -129-
    ► „Ich möchte es loswerden, damit ich mich besser fühle, und ich hoffe, daß sich unsere Beziehung bessert, weil ich es
    geäußert habe.”

    Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, möchte ich
    darauf hinweisen, daß es sich hier nicht um Textbausteine
    handelt, sondern um Grundprinzipien, die Sie verwenden
    können, um Ihr eigenes Drehbuch zu erstellen. Ich will nun auf ein paar Fragen eingehen, die in diesem Zusammenhang öfter gestellt werden.
    Bei alledem geht es nicht darum, Ihre Gefühle
    herunterzuspielen. Im Gegenteil: Malen Sie sie so farbig und so leidenschaftlich aus, wie Sie möchten. Es geht vielmehr darum, das herunterzuspielen, was den anderen verletzt. Und das gelingt am besten, wenn Sie Ihre Gefühle nicht rechtfertigen und ihm nicht vermitteln, die Schuld liege bei ihm.
    Manche Leute fragen sich, worüber sie dann eigentlich reden sollen, wenn sie nicht auf Rechtfertigungen für ihre Gefühle eingehen dürften, aber - hier ist weniger mehr. Je weniger Worte Sie verwenden, desto einfacher fällt es dem anderen, Ihre
    Gefühle wahrzunehmen und anzuerkennen. Es ist nämlich gar
    nicht so einfach, sich schmerzhafte Gefühle zu Gemüte zu
    führen. Wenn ich in meiner Praxis mit Paaren arbeite und einer von beiden teilt schmerzhafte Gefühle mit, kann der andere sich diese selten länger als dreißig Sekunden anhören. Es ist zu intensiv, zu überwältigend. Aber die Grundprinzipien

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