Ich muss dir etwas sagen
Sache sehe. Willst du dich in dieser Hinsicht ein wenig ändern?”
Der Betreffende wird wahrscheinlich über sein Verhalten
sprechen und was es aus seiner Sicht bedeutet oder was er damit erreichen will. Linda meinte beispielsweise zu Robert: „Was du
,grob und ungehobelt' nennst, ist die Lebensweise meines
Mannes. Was willst du eigentlich? Daß ich mich scheiden
lasse?”
Es klingt vielleicht, als würde der andere es Ihnen nun
seinerseits schwermachen, weil Sie ihn kritisiert haben, aber in Wirklichkeit hilft er Ihnen, indem er zu erkennen gibt, daß er einen Ersatz für das von Ihnen kritisierte Verhalten benötigt. So braucht beispielsweise diejenige, die Sie für ihr Gejammer kritisieren, einen Weg, ihre Gefühle zu äußern, ohne zu
jammern. Und Linda brauchte einen Hinweis, wie sie sich
ändern könnte, ohne in einen Dauerkonflikt mit ihrem Ehemann zu geraten, denn das hätte Roberts Kritik ja vollkommen nutzlos gemacht. Und die Mutter, die immer noch versucht, Ihr Leben zu kontrollieren, braucht eine Rolle in Ihrem Leben, in der sie Ihnen nicht andauernd sagt, was Sie tun und lassen sollen.
Wenn Sie wollen, daß Ihre Kritik Wirkungen zeitigt, müssen Sie Ihrem Gegenüber über mögliche Hindernisse hinweghelfen.
Sie sehen, es läuft wieder darauf hinaus, die Wahrheit zu
äußern und so entstandene Bedürfnisse zu befriedigen. Die
betreffende Person hat kein Bedürfnis an dem Verhalten, das Sie kritisieren, aber sie hat ein Bedürfnis. Und wenn Sie gemeinsam mit ihr herausarbeiten, was das ist, dann hat sie auch den Raum, sich zu ändern. Einwände sind nichts weiter als ein Hinweis auf verborgene Bedürfnisse.
Zusammenfassung
-149-
Die essentiellen Elemente des Drehbuchs für konstruktive
Kritik:
► Beginnen Sie zunächst: „Ich möchte mit dir reden”, und
vereinbaren Sie einen passenden Zeitpunkt.
► Erklären Sie dann, was Sie vorhaben und weshalb: Sagen
Sie, daß Sie eine Kritik äußern wollen, aber daß Sie das nicht täten, wenn Sie nicht davon überzeugt wären, daß Ihr Gegenüber sich auch ändern könne. Erläutern Sie klar und deutlich,
welchen Nutzen der andere von der Verhaltensänderung hat und daß sie eine gemeinsame Zukunft haben.
► Wenn Sie nun Ihre Kritik äußern, erläutern Sie die
gewünschte Verhaltensänderung ebenso und eindeutig. Teilen Sie mit, wie wichtig Ihnen der Wandel ist, und helfen Sie Ihrem Gegenüber zu verstehen, weshalb Ihnen das so wichtig ist.
Federn Sie Ihre Kritik ab: Bedenken Sie, daß exakte
Informationen darüber, was Ihnen Schwierigkeiten bereitet oder was Sie für notwendig halten, bedeutend besser ankommen als vehemente Äußerungen.
► Bei der Abrundung betonen Sie schließlich, daß Sie den
anderen weder angreifen noch verurteilen wollen. Konzentrieren Sie sich auf das, was er Ihnen entgegnet, und akzeptieren Sie die gefühlsmäßigen Schwierigkeiten, die er beim Anhören Ihrer
Kritik hat. Das Ziel Ihrer Bemühungen sollte sein, dem
Betreffenden bei der Verhaltensänderung zu helfen.
Sie wollen jemanden, der Ihnen wichtig ist, kritisieren. Anfangs fühlen Sie sich vielleicht noch hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, die Wahrheit zu sagen, und dem Wunsch, die
Harmonie zu bewahren. Wenn Sie nach diesem Drehbuch
vorgehen, können Sie beiden Bedürfnissen gerecht werden.
-150-
7
„Ich möchte dich um einen Gefallen
bitten”
Kritik kann zu Schwierigkeiten führen, weil der Kritisierte sich bisweilen schämt; wenn man jedoch einen Wunsch äußert, kann es deshalb unangenehm sein, weil man sich seines Wunsches
schämt. Natürlich hofft man, daß die Bitte erfüllt wird, aber weit wichtiger ist - wenn der andere sie nicht erfüllen kann oder will
-, daß man sich auch weiterhin gegenseitig respektiert, denn so steht die Tür, mit einem heiklen Anliegen herauszukommen,
auch in Zukunft offen.
Allerdings werden Sie schon öfter erlebt haben, daß Ihr
Wunsch Probleme schafft, weil der Betreffende Sie nicht mehr so respektiert wie zuvor. Sie stecken in der Zwickmühle: Wenn Sie viel Aufhebens von Ihrem Wunsch machen, wird der andere möglicherweise gerade deswegen vor Ihnen zurückschrecken
oder verstimmt sein. Wenn Sie jedoch Ihren Wunsch kaum
erwähnen, wird er entweder nicht erfüllt oder der Betreffende fühlt sich manipuliert. Sie befürchten also nicht nur das Nein des Betreffenden, sondern haben auch Angst, durch Ihre Bitte in seiner Achtung sinken zu können, und daß das die Beziehung belastet.
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