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Ich muss Sie küssen, Miss Dove

Titel: Ich muss Sie küssen, Miss Dove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lee
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die Augen, aber das schienen die Frauen nicht zu merken.
    „,Zu den üblichen kalten Fleisch- und Wildgerichten ist ein herzhafter Salat immer eine willkommene Beilage`", fuhr seine Mutter fort. ,,,Ein Hühnchensalat zum Beispiel, mit Mandeln und Mayonnaise, ist überaus köstlich, wenn er auf winzigen Croissants als Fingerhäppchen serviert wird."
    Dieser Vorschlag stieß auf einstimmiges, lebhaftes Lob, obwohl Harry schleierhaft war, was an Hühnchensalat so aufregend sein sollte.
    Jackson trat jetzt mit der Post zu ihm. Harry schob seinen Teller zur Seite, sah sie durch und hielt inne bei einem Umschlag mit Lord Barringers Wappen darauf. Er öffnete ihn, und die darin enthaltene Nachricht war so unglaublich, dass Harry sie zweimal lesen musste, um sich zu vergewissern, dass er nicht träumte. Die Auflagenhöhe der Gazette hatte sich in den letzten beiden Monaten verdoppelt, wie Barringer ihm eindeutig mit Genuss mitteilte. Demzufolge hatten sich auch die Werbeeinnahmen beträchtlich gesteigert, und der Earl setzte die Preisforderung für seinen Verlag nun auf einhundertfünfzigtausend Pfund herauf. Barringer benötigte verzweifelt sofort verfügbares Geld, und mit der Zeit hätte er eigentlich mit seinem Preis heruntergehen sollen, stattdessen erhöhte er ihn noch. Und warum? Wegen Tieren aus Papier und in Teetassen servierter Suppe.
    „Harry, mein Lieber, knirsch nicht so laut mit den Zähnen!", tadelte seine Mutter ihn, ehe sie ihre älteste Tochter über den Rand ihres Lorgnons hinweg ansah. „Diana, Mrs. Bartlebys Menü ist ausgezeichnet, findest du nicht auch? Höchst passend für dein eigenes Hochzeitsfrühstück."
    Harrys Geduld war am Ende. „Ganz sicher nicht! ", fuhr er sie an und stand auf. „Ich werde keine kalte Tomatensuppe aus einer Teetasse schlürfen, Mama, nicht einmal Diana zuliebe!"
    Nachdem er seine Meinung so unmissverständlich kundgetan hatte, warf Harry seine Serviette auf den Tisch, stopfte Barringers Brief in seine Tasche und verließ den Raum. Zurück blieben neun erstaunte Frauen, die ihm verständnislos nachstarrten.
    Da er nicht wusste, was für Termine er hatte - und sein Sekretär anscheinend auch nicht -, beschloss Harry, in seinen Club zu gehen. Der Club eines Gentleman war sein Allerheiligstes, die letzte Bastion vernünftiger Männer, die sich keinen Deut für Hochzeitsfrühstücksmenüs interessierten, oder dafür, mit welchen jungen Männern Junggesellinnen nachmittags spazieren gehen durften.
    Bei seiner Ankunft im Brook's sah er zwei seiner Bekannten an einem Tisch in der Ecke sitzen. Er steuerte geradewegs auf sie zu.
    Lord Weston erblickte ihn zuerst. „Na, das ist ja prachtvoll! ", rief er, erhob sich und drückte herzlich Harrys Schulter. „Wie gut, dass Sie da sind, Marlowe. Wir haben hier ein kleines Streitgespräch, und Sie sind gerade rechtzeitig erschienen, um ein wenig zu vermitteln."
    „Tatsächlich?” Harry begrüßte den anderen Mann, Sir Philip Knighton, ehe er sich einen Stuhl heranzog. „Worüber streiten Sie beide denn dieses Mal?"
    „Ich finde, diese Krawatten, die man neuerdings trägt, sind nicht sonderlich kleidsam, aber Sir Philip meint, sie wären heutzutage der letzte Schrei."
    „Nicht ich sage das, Weston", widersprach Sir Philip. „Diese Bartleby schwärmte letzte Woche in ihrer Kolumne in den höchsten Tönen davon. Die Dinger werden sich durchsetzen."
    „Jetzt reicht es!" Harry sprang so stürmisch auf, dass er seinen Stuhl dabei umstieß. „Verdammt, kann ein Mann nicht einmal mehr in seinem Club seine wohl verdiente Ruhe finden?"
    Sämtliche im Raum anwesenden Gentlemen starrten ihn verwundert an. Harry atmete tief durch. „Verzeihen Sie", bat er mit einer Verbeugung. „Aber ich muss jetzt gehen. Mir ist gerade eingefallen, dass ich noch eine wichtige Verabredung habe."
    Er verließ den Club und rief eine Droschke herbei, doch als sie vor ihm hielt, schickte er sie wieder weg. Stattdessen unternahm er einen langen Spaziergang.
    Er versuchte sich an den Inhalt von Miss Doves Manuskripten zu erinnern — aber da war nicht viel hängen geblieben, schließlich hatte er auch nicht viel davon gelesen. Und was er gelesen hatte, war so uninteressant gewesen, dass ihm kaum noch etwas davon einfiel. Irgendetwas darüber, wie eine Junggesellin ihre Wohnung einrichten sollte. Oder wie man eine Teegesellschaft bei sich zu Hause gab. Wie sich eine Dame beim Ausritt in einem Park zu verhalten hatte. Es genügte, an diese Themen auch nur zu

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