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Ich muss Sie küssen, Miss Dove

Titel: Ich muss Sie küssen, Miss Dove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lee
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bist nicht Mrs. Bartleby, die über Benimmregeln schwafelt wie eine ältliche Matrone." Er suchte nach ein paar Beispielen. „Du bist nicht wirklich der Auffassung, dass Mädchen keine anderen Teile vom Hühnchen esse sollten, außer den Flügeln. Du glaubst nicht im Ernst daran, dass Mädchen weder Wachteln noch Käse essen und sich nur die einfachsten Gerichte auf der Speisekarte aussuchen dürfen."
    „Verhaltensregeln sind nun einmal wichtig, besonders für junge Damen!"
    „Aber nicht, wenn diese Regeln dumm sind, und die armen Mädchen mit Hühnchenflügeln und einfachem Pudding halb verhungern zu lassen ist alles andere als klug! Es widerspricht dem gesunden Menschenverstand. Da du ein vernünftiger Mensch bist, Emma, weißt du das genauso gut wie ich. Warum schreibst du über Regeln, an die du selbst nicht glaubst?"
    Ihre Augen wurden ganz schmal, und er sah die Chance schwinden, in ihrem Bett zu landen, doch er war jetzt so aufgewühlt, dass es ihm beinahe gleichgültig war.
    „Du bist nicht Mrs. Bartleby. Du bist auch nicht Tante Lydia. Du bist Emma." Er packte sie bei den Schultern und schüttelte sie leicht, als könnte er sie so zu Vernunft bringen. „Du fluchst und du liest unanständige Bücher. Du bist leidenschaftlich, warm und das bezauberndste Wesen, das mir je begegnet ist. Ich nehme an, du glaubst auch nicht, dass es falsch von mir war, mich von meiner Frau scheiden zu lassen. Darüber hinaus verurteilst du mich und meine Lebensweise nicht annähernd so, wie du das deiner Meinung nach solltest. Wenn dem so wäre, hättest du niemals eingewilligt, zurückzukommen und für mich zu schreiben. Und ganz sicher weiß ich, dass du es nicht für falsch hältst, mich zu küssen."
    „Wenn zwei Menschen weder miteinander verlobt noch verheiratet sind, ist es sehr wohl falsch!" Sie versuchte, sich seinem Griff zu entwinden, aber es gelang ihr nicht.
    „Warum? Weil man dir das so gesagt hat, aber du fühlst nicht so. Das ist mir klar seit dem Tag, als ich dich in der Buchhandlung geküsst habe, denn hinterher habe ich dein Gesicht gesehen. Gott, Emma, dein Gesicht hat gestrahlt, von innen heraus geleuchtet! Etwas Schöneres habe ich noch nie zuvor erblickt. Und heute Abend hast du es auch nicht für falsch gehalten, als ich dich berührt habe, denn sonst hättest du mich daran gehindert. Als ich vorhin all diese Sachen zu dir gesagt habe, hättest, du mich auffordern können zu gehen. Du hättest mich ohrfeigen können. Du hättest mich beschimpfen können, aber all das hast du nicht getan. Du wolltest, dass ich diese Dinge sage. Du wolltest sie hören. So war es, und das weißt du auch."
    „Es war falsch von mir, zuzulassen, dass du so mit mir sprichst." Sie hielt sich die Ohren zu. „Aber damit ist jetzt Schluss, ich will nichts mehr hören."
    „O doch." Er umfasste ihre Handgelenke und drückte ihre Arme nach unten. „Die Frau, die ich in der Buchhandlung und in meinem Büro geküsst habe, dachte nicht an Schicklichkeiten. Sie nahm meine Küsse so selbstverständlich hin wie die Luft zum Atmen. Diese Frau hat meinen Kuss genauso erwidert, wie eine Frau einen Mann küssen sollte."
    „Du musst es ja wissen, du hast genug Frauen geküsst."
    Das ignorierte er. „Warum kannst du nicht ehrlich sein in Bezug auf das, was du wirklich denkst und was du wirklich fühlst? Wo ist Emma? Was ist mit ihr geschehen? Wo ist das kleine Mädchen geblieben, das sich gern schmutzig gemacht und falsch gesungen hat?"
    Sie gab ein Geräusch von sich, das sich fast wie ein Aufschluchzen anhörte.
    Es war ihm klar, dass er ihr wehtat, aber er musste diese Dinge aussprechen, denn er war mit den Nerven am Ende. „Ich verrate dir, was mit ihr passiert ist. Sie ist ihr Leben lang von Leuten und ihren Meinungen unterdrückt und geknebelt worden."
    „Wie kommst du dazu, meine Familie zu. kritisieren? Du hast sie nie kennengelernt und weißt nichts über sie!"
    „Ich weiß alles, was ich von ihr wissen muss, vielen Dank. Aber es ist diesen Menschen nicht gelungen, Emma ganz auszulöschen, nicht wahr? Manchmal kommt sie wieder an die Oberfläche, und dann ist sie so schön, dass ich mich geradezu schmerzhaft nach ihr sehne."
    Emma ließ die Schultern hängen, sie schien keine Kraft mehr zum Kämpfen zu haben. „Geh", sagte sie. „Bitte geh jetzt."
    „Du hast mich unaufrichtig genannt, Emma, aber du bist diejenige, die lügt. Du belügst dich selbst. Du schiebst das, was du dir wünschst, zur Seite, zugunsten von dem, was

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