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Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Titel: Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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Einmal. Ein zweites Mal. Immer wieder. Sie begann zu weinen, flehte. Er packte sie mit beiden Händen am Hals, seine Daumen drückten mit aller Gewalt auf ihren Kehlkopf. Sie röchelte, versuchte mit den Armen zu schlagen. Er beugte sich ganz nah zu ihr herunter. Er wollte ihre Angst, ihre Verzweiflung, ihre Hilflosigkeit hautnah erleben. Ihre Augen traten hervor, der Blick war starr vor Entsetzen. Und dann sackte ihr Körper zusammen. Endlich.
    Aber das war nur eine gedankliche Einstimmung, eine Wunschvorstellung, die Blaupause für eine mörderische Orgie, die er sich für den frühen Nachmittag erhoffte. Und es war noch nicht vorbei. In den folgenden Minuten zelebrierte er ein bluttriefendes Gemetzel, für das es in der Wirklichkeit keine Entsprechung gegeben hatte. Bisher. Die Vision, es nun zu vollbringen, die letzte Grenze zu überschreiten, nahezu Unvorstellbares Realität werden zu lassen, übermannte seine Widerstandskraft. Diesem Horror war er schutzlos ausgeliefert. Und er ließ es sich gerne gefallen.
    Nach seiner Ankunft am Bahnhof Bottrop-Boy streunte er zunächst durch die Felder in Richtung Kirchhellen-Grafenwald. Aber ihm begegnete nur ein Bauer, der mit dem Traktor aufs Feld fuhr. Er entschied sich, den Schöttelbach entlangzulaufen. Schließlich erreichte er den Parkplatz der Schachtanlage »Prosper IV«, etwa 300 Meter von der Bundesstraße 223 entfernt. Er verschaffte sich zunächst einen Überblick: Der östlich der Schachtanlage gelegene Parkplatz maß etwa 120 x 70 Meter und war aufgeschüttet worden, sodass er vier Meter über das allgemeine Geländeniveau hinausragte. An der Nordecke des Parkplatzes trat der Schöttelbach aus einer Verrohrung hervor. An dieser Stelle stand quer zum Bachbett eine etwa ein Meter hohe Ziegelsteinmauer. 15 Meter weiter war noch eine Mauer zu sehen, die parallel zum westlichen Bachufer verlief. Östlich des Baches konnte er schließlich in etwa 50 Meter Entfernung eine eingefriedete Weide erkennen, die aber nicht genutzt wurde.
    Er war vom Laufen müde geworden und setzte sich auf einen Baumstumpf. Er schaute auf die Uhr: 14.25 Uhr.
    Etwa zur selben Zeit verließ Christa Enders das Haus. Sie wohnte mit ihren Eltern und ihrer drei Jahre jüngeren Schwester in einer Siedlung mit mehreren Einfamilienhäusern, nicht mehr als 150 Meter nordwestlich vom Parkplatz der Schachtanlage »Prosper IV« entfernt. Die Zehnjährige hatte ihre Hausaufgaben geschafft und wollte nun zum Schöttelbach, um dort zu spielen. In der rechten Hand hielt sie einen kleinen Korb aus Weidengeflecht. Darin transportierte sie ihre Schildkröte. Sie hatte das Tier vor wenigen Tagen von ihrem Vater geschenkt bekommen, nachdem ihr die Schildkröte im Schaufenster eines Zoogeschäfts in Bottrop aufgefallen war. Das Mädchen hatte sich mit einer Freundin aus der Nachbarschaft verabredet, die dann aber kurz vorher angerufen und mitgeteilt hatte, sie sei noch nicht mit den Schularbeiten fertig, würde aber etwa eine halbe Stunde darauf nachkommen.
    Fünf Minuten später erreichte Christa das Ufer des Schöttelbachs. Sie ging zunächst zu der Mauer, die quer zum Bachbett verlief. Dort nahm sie ihre Schildkröte aus dem Korb und setzte sie ins Gras. Kurz darauf hob Christa das Tier wieder auf, verstaute es im Korb und lief bis zu dem zweiten, etwas niedrigeren Mauerwerk. Dort wollte sie auf ihre Freundin warten, die jeden Moment kommen musste. Als sie sich in die Richtung umdrehte, aus der sie ihre Freundin erwartete, erblickte sie am anderen Bachufer einen Mann, den sie nicht kannte. Sie hielt ihn nach Aussehen und Anzug für einen Zechenarbeiter, der am Schöttelbach etwas zu erledigen hatte, und kümmerte sich nicht weiter um ihn.
    Er hatte das Mädchen bereits entdeckt, als es noch mit der Schildkröte spielte – und dann nicht mehr aus den Augen gelassen. Jetzt schaute er sich um und peilte die Lage. Das Bachbett war von den Siedlungshäusern aus nicht einzusehen. Der Uferbereich war auch vom Parkplatz nicht zu erkennen, da Büsche und Bäume den Blick verstellten. Falls sich jemand östlich des Bachs über das noch unbebaute Feld nähern sollte, würde er dies vom Fuß der Böschung aus rechtzeitig bemerken können. Er war zufrieden, es war eine Gelegenheit, wie sie sich ihm nur selten bot. Sein Herz begann schneller zu schlagen, er war aufgeregt.
    »He, wart’ mal, ich komm rüber.« Mit einem Satz sprang er auf die andere Seite. Er musterte das Mädchen mit dem roten Kleid und der

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