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Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Titel: Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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kannten. Später musste der Täter die Frau gewürgt und anschließend durch die Schonung gezogen haben. Die Verletzungen am Scheideneingang wurden als sexuelle Manipulation oder versuchter Geschlechtsverkehr gewertet. Die Streichhölzer sollte der Täter benutzt haben, um sich die Genitalien des Opfers anzuschauen. Als Tatzeit wurde zunächst 22.30 bis 1 Uhr angenommen.
    Martha Höller war seit zehn Jahren verwitwet und galt allgemein als warmherzig, rüstig, resolut, kontaktfreudig und durchsetzungsfähig. Nur drei Tage später, am 15. Juli, hätte sie ihren 61. Geburtstag feiern können. Die allseits beliebte Frau war alleinstehend und pflegte keine Männerbekanntschaften. Sie schuftete noch im Rentenalter im eigenen Geschäft, um ihren Sohn Klaus auch weiterhin bei seinem Jurastudium finanziell unterstützen zu können.
    Noch am selben Tag konnten zwei wichtige Zeugen ausfindig gemacht werden. Ein 32-jähriger Rechtsanwalt hatte sich auf dem Gelände des Ruder- und Wassersportclubs Essen-Werden aufgehalten, das unmittelbar an das Terrain des Segelvereins »Najade« grenzte, und ein 67-jähriger pensionierter Polizeibeamter hatte in der Nähe des Tatorts seinen Hund ausgeführt. Beide erklärten übereinstimmend, gegen 23.30 Uhr »auffallend laute Frauenschreie« gehört zu haben. Da die Männer sich zu dieser Zeit lediglich 150 beziehungsweise 200 Meter vom Tatort entfernt befunden hatten, mussten sie die verzweifelten Hilferufe von Martha Höller gehört haben. Allerdings konnten die Zeugen nicht angeben, aus welcher Richtung die Schreie gekommen waren. Der Lärm des Sommerfestes, das im Segelclub »Najade« gefeiert worden war, hatte dies unmöglich gemacht.
    Gegen Mittag des 14. Juli lag das Ergebnis der rechtsmedizinischen Untersuchungen vor. Neben zahlreichen Hautverletzungen im Halsbereich konnte bei der äußeren Besichtigung der Leiche am unteren Eingang der Vagina »ein oberflächlicher Schleimhauteinriss von zwei Zentimetern Länge und fünf Millimetern Breite« festgestellt werden, aus dem sich blutige Flüssigkeit absonderte. Eine innere Besichtigung ergab »ausgeprägte Unterhaut- und Muskelblutungen« über beiden Halsseiten. Die Lungen waren in den Randgebieten »deutlich gebläht«, das dort vorhandene Blut »gestaut«. Ein »mittlerer bis verstärkter Blutstau« fand sich in den Gefäßen der Hirnhaut, des Gehirns und in den Bauchorganen. Zudem konnte ein Bruch der rechten Seite des Zungenbeins »mit deutlicher Weichteilblutung in der Umgebung« festgestellt worden. Nach alledem war der Tod »durch Ersticken« eingetreten, »höchstwahrscheinlich durch Erwürgen«.
    Ein bedeutsamer Ermittlungsansatz ergab sich aus dem serologischen Befund. Im Scheidenabstrichpräparat konnten »zahlreiche Spermatozoen« nachgewiesen werden. Demnach hatte »ein Geschlechtsverkehr mit Samenerguß in die Scheide« stattgefunden. Und der Mörder war Angehöriger der Blutgruppe 0 – mit der Besonderheit, dass er »die Blutgruppensubstanz in seinen Körpersekreten ausscheidet«.
    Jahrelang war er nicht gewillt gewesen, die unsichtbaren Grenzen seines emotionalen Kerkers zu überwinden. Er war gefangen auf dem Friedhof seiner Gefühle. Die Angst vor einem erneuten Versagen hatte ihn einsam gemacht. Er begehrte, doch er wurde nur abgewiesen, ausgelacht. Der fortwährende Verzicht hatte ihn verbittert. Die eruptiven Gewaltexzesse, die in seiner morbiden Vorstellungswelt Gestalt annahmen und zur Nachahmung in der Realität animierten, wollte er nicht zurückdrängen. Dafür lebte er, dafür mordete er. Und Frauen waren für ihn nur noch austauschbare Objekte, die es auszulöschen, die es zu vernichten galt. Er war der böse Wolf, der den Lämmern den Tod brachte.
    Und doch war jetzt etwas Einmaliges passiert, das sogar in seiner machtvollen Phantasie seine Daseinsberechtigung eingebüßt, das er nach all den Peinlichkeiten und Erniedrigungen für unvorstellbar gehalten hatte. Es war von allem ein bisschen gewesen: Befriedigung, Erleichterung, Bestätigung, Genugtuung, Offenbarung. Aber in der Summe der Gefühle hatte es sich wie ein Triumph angefühlt. Endlich hatte er es fertig gebracht, bei einem koitalen Kontakt zum Höhepunkt zu kommen. Ihm war es gelungen, rechtzeitig in die Vagina seines Opfers einzudringen, bevor es zu spät war. Dass Martha Höller da schon nicht mehr gelebt hatte, war ihm nicht verborgen geblieben, aber es spielte keine Rolle. Es war ihm vollkommen egal, nur das Ergebnis zählte.
    Dieses

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