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Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Titel: Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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Mantel als auch im Scheidenabstrich Spermaspuren eines »A-B-Ausscheiders« befanden. Und Schnorrenberger war Angehöriger der Blutgruppe A-B und »Ausscheider«.
    Alle Verdachtsmomente vereinten sich auf den schlaksigen, unscheinbaren Nachbarssohn, der in seiner ersten Vernehmung als »Beschuldigter« indes darauf beharrte, »überhaupt kein Interesse« an Julia gehabt zu haben. Doch Schnorrenberger war der einzige Verdächtige, der die 13-Jährige häufig auf dem einsamen Waldweg gesehen hatte, der wusste, wann sie üblicherweise vom Zug kam und der auch das Dickicht kannte, in das er das Mädchen am 21. Mai hineingezerrt, in dem er es gewürgt, missbraucht und getötet haben sollte. Schnorrenberger konnte sich im Höseler Wald mühelos orientieren. Schon als Kind und Jugendlicher war er dort herumgestreunt, hatte sich aus Strandwerk und Brettern Baumhäuser gebastelt und gelegentlich darin übernachtet.
    Zudem hatte er kein wasserdichtes Alibi, wollte am Tattag zwischen 14 und 16 Uhr »die ganze Zeit zu Hause gewesen« sein. Nur seine Mutter beeilte sich, die Aussage ihres Sohnes zu bestätigen: »Der Junge war zu Hause, hat von 13.45 bis 14.45 Uhr mit mir zusammen Wäsche auf- und abgehängt.« Dummerweise stellte sich heraus, dass Berta Schnorrenberger zu dieser Zeit beim Friseur gewesen war. Offenbar hatte sie für ihren Sohn gelogen.
    Auch Persönlichkeit und Lebensweg Schnorrenbergers ließen nach Einschätzung der Kripo »hohe kriminelle Energie« vermuten. Bei seiner letzten Verurteilung wegen »schweren Diebstahls« hatte ihm das Gericht ein wenig schmeichelhaftes Zeugnis ausgestellt: »Der Angeklagte ist eine abnorme, unstete, halt- und gemütsschwache Persönlichkeit mit wenig Kontaktbereitschaft.« Erst drei Wochen vor dem Mord an Julia Römkens war Schnorrenberger aus der Strafhaft entlassen worden und stand seitdem unter Bewährungsaufsicht. Allerdings war er bis dahin nicht als »Gewalttäter« oder wegen »Sittlichkeitsverbrechen« aufgefallen. Eine Lehre als Maler und Anstreicher hatte er Jahre zuvor abgebrochen und keinen Beruf erlernt. Schnorrenberger war nicht verheiratet und hatte auch keine Freundin. Mädchen gegenüber blieb er sehr zurückhaltend, allgemein wurde Schnorrenberger als »höflicher junger Mann« wahrgenommen.
    Am 8. Juni klickten die Handschellen. Schnorrenberger wurde im Haus seiner Eltern »vorläufig festgenommen«. Am nächsten Tag erließ der Amtsrichter in Ratingen Haftbefehl »wegen Notzucht und Mordes an Julia Römkens«. Schnorrenberger wurde in Untersuchungshaft gesteckt.
    Zwei Tage später meldeten die Zeitungen Vollzug: »Nachbarssohn soll der Mörder der Schülerin sein. Spuren an seiner Kleidung gelten als Indizien.« »Verhaftung im Höseler Mordfall. Indizien weisen klar darauf hin: Julias Mörder – ein Arbeiter von nebenan.« »Triumph der Kriminaltechnik. Julias Mörder ist überführt.« Für den Chef der Mordkommission waren die Spuren »so eindeutig«, dass es nur noch »eine Frage der Zeit« sei, bis der Verdächtige ein Geständnis ablege. Aber Roland Schnorrenberger beharrte auf seiner Unschuld. Wochenlang. Monatelang.

33
                        
                       Er hatte das Mädchen am Bahnhof lange beobachten können, als es sich untergestellt hatte, um den Regenschauer abzuwarten. Ihre Figur hatte ihn besonders gereizt und erregt: schlank, aber doch fraulich. Dann war er ihr gefolgt, hatte aber zunächst ausreichend Abstand gehalten, um keinen Argwohn zu erregen. Schließlich war er über sie hergefallen, hatte sie in die durch Dickicht verdeckte Schonung gezerrt, die ihm bis dahin unbekannt gewesen war. Nachdem er sie zu Boden gestoßen hatte, war er sofort über dem Mädchen gewesen und hatte es erwürgt. Danach hatte er Julia die Kleider vom Leib gerissen, um sich an ihrem nackten Körper ergötzen zu können. Wieder war er davon überzeugt gewesen, sein Opfer getötet zu haben – aber dann hatte das Mädchen zu röcheln begonnen. Um ihrem Leben endgültig ein Ende zu setzen, hatte er ihren Büstenhalter genommen, um den Hals geschlungen, mehrfach verknotet und so lange zugezogen, bis ihre Augen gebrochen waren. Erst dann war er zum Höhepunkt gekommen.
    Der starke Regen hatte ihn begünstigt, als er unbemerkt aus der Schonung gekrochen und zum Bahnhof gelaufen war. Niemand hatte ihn in der Nähe des Tatorts gesehen. Er war sich seiner Sache so sicher gewesen, dass er keine fünf Minuten nach der

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