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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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Nach einer halben Stunde in der telefonischen Warteschleife beim Frauenarzt setzte ich meine gesetzlichen Ansprüche als Kassenpatientin dann aber doch noch durch. Ich ging zur Praxis, bezahlte zehn Euro Eintrittsgeld und ließ mir ein Rezept ausstellen.
    » Wollen wir auch gleich einen Termin für die nächste Vorsorgeuntersuchung machen?«, lächelte mich die rotbäckige Sprechstundenhilfe an. Als ich statt einer Antwort nur die Augenbrauen in die Höhe zog, setzte sie nach: » Sie sind ja jetzt in einem Alter…«
    Ich verließ die Praxis, bevor sie ausgesprochen hatte, und ging zur nächstgelegenen Apotheke. Durch die Glastür sah ich zwei Herrenrücken an der Theke stehen und die Köpfe zusammenstecken. Als ich eintrat, bimmelte ein Glöckchen über der Tür und verkündete frohlockend meine Ankunft. Die beiden Männer schreckten panisch zusammen, und es erschien der Kopf einer älteren Apothekerin in vertrauenswürdigem weißen Kittel und Goldkettchen an den Brillenbügeln, die im Takt mit ihrer Dauerwelle lustig hin- und herwackelten.
    » Noch einen kleinen Moment«, sagte sie und wandte sich dann wieder den beiden Geheimniskrämern zu.
    Ich wollte mich gerade der Hustenbonbonauslage widmen, da sagte einer der beiden Männer: » Ich weiß nicht, hat sie nicht gesagt, es soll einer zur Früherkennung sein?«
    Diese Stimme kannte ich!
    » Mario?«
    Der Erkannte zuckte erneut zusammen und drehte sich zu mir um.
    » Oh, Juli, hi… äh, du bist’s«, schauspielerte er mehr als bescheiden. Und die Goldene Himbeere geht an…
    » Stefan! Du auch hier?«
    » Äh«, stammelte dieser, und sein Gesicht nahm einen zarten Pinkton an. » Ich… ja… wahrscheinlich«, er guckte einmal nach links und dann wieder nach rechts, » …bin ich… hier.«
    Ähm. Okay. Kauften die gerade Blasenkatheter, oder was war das Problem? Ich bin von Natur aus neugierig und auch ein bisschen indiskret, deswegen lief ich mit ausgebreiteten Armen auf die Freunde meiner besten Freundinnen zu. Mario sah mich an wie ein Kaninchen die Schlange. Stefan würde sich in den nächsten Minuten wohl in die Hose pinkeln. Zum Glück waren die Einlagen in greifbarer Nähe.
    » Was macht ihr?«, fragte ich und drückte mich ohne Anstand zwischen sie. Auf dem Tresen lag eine stattliche Auswahl verschiedenster Schachteln. Alle waren rosa oder hellblau, und sie trugen so schmackhafte Namen wie Clearblue, Femtest oder Pregymed.
    » Warum kauft ihr denn Schwangerschaftstests?«, fragte ich. » Mona weiß doch schon, dass sie schwanger ist.«
    Da fing Stefan zu schluchzen an. » Tine… es ist… es ist nur…« Weiter kam er nicht. Er pulte ein Taschentuch aus der Jackentasche und schnäuzte sich kräftig.
    Mario klopfte ihm auf die Schulter. » Es ist nicht nur Tine. Auch Cora… Wir wissen einfach nicht, was mit den beiden los ist!«
    Für einen kurzen Moment fragte ich mich, ob ich in einer Spezialausgabe der Versteckten Kamera gelandet war. Ich spähte in die Raumecken. Nein, keine Kameras. Und auch die Apothekerin sah echt aus.
    » Wir sind total verzweifelt«, konstatierte Stefan, der sich wieder beruhigte, nachdem die Apothekerin ihm eine Packung Baldriantabletten hingeschoben hatte. » Cora und Tine… sie drehen durch. Irgendwie.«
    » Definiere durchdrehen.«
    » Es ist eine Art… Wettbewerb ausgebrochen.«
    » Wettbewerb?« Heute waren die beiden aber auch wirklich anstrengend. Denen musste man ja alles aus der Nase ziehen!
    » Ja«, nickte Stefan und blickte zu Mario.
    Der erklärte: » Wer wird als Nächste schwanger.«
    Mir wurde kurz schwarz vor Augen.
    » Tine hat die Pille abgesetzt, und Cora hat so einen Eisprungkalender auf dem iPhone installiert.«
    Der Boden unter meinen Füßen verwandelte sich in einen grünen Wackelpudding. Ich kam kurz aus dem Gleichgewicht, musste mich an Mario festhalten.
    » Alles okay?«, fragte er besorgt.
    Nur die Apothekerin lächelte, tätschelte die Hand, mit der ich mich am Tresen festklammerte, und schob mir eine der hellblauen Schachteln zu. » Und Sie nehmen sich besser auch mal einen mit.«
    Ha. Ha. Ha.

Bereit, wenn Sie es sind
    Montag, 12 . September, um 20 : 51 Uhr
    » Ha-ha-hatschi!«
    Mein Körper erzitterte unter der Wucht des Niesens. Konrad legte mir die Hand auf die Stirn.
    » Meine Fresse, dich hat’s ja wirklich erwischt.«
    Ich schob mir ein weiteres Taschentuch in die Nase und wartete auf die nächste Eruption. Mein Freund wedelte mit einem Suppenlöffel. » Du musst was essen,

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