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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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Süße.«
    Mir war nicht nach essen. Und sowieso nach nichts. Ich wollte einfach hier liegen bleiben und vergessen werden. Na ja, nicht ganz. Aber zumindest, bis sich meine Nase wieder auf normalmenschliche Größe reduziert hatte und nicht mehr knallrot in meinem Gesicht pulsierte.
    » Ist nur ’ne Erkältung«, keuchte ich nasal.
    Konrad sah mich skeptisch an. » Sicher?«
    Soweit ich meine schmerzenden Augen öffnen konnte, tat ich das. » Was meinst du mit › sicher‹? Denkst du, es könnte was Ernsteres sein? Hirnhautentzündung? Schlaganfall? Krebs?«
    » Mario und Stefan haben erzählt, dass sie dich in der Apotheke getroffen haben.«
    » Ja«, sagte ich, fast verärgert, » das habe ich dir doch gesagt. Ich habe mir die Pille gekauft, sie haben mir von Tines und Coras internem Schwangerschafts-Battle erzählt.«
    » Genau«, nickte Konrad langsam mit dem Kopf. » Und dann war da noch was, was du mir nicht erzählt hattest. Du hättest dich… komisch verhalten. Dir wär schlecht geworden, ganz plötzlich.«
    Ich bewegte mich keinen Zentimeter. Tonlos sagte ich: » Kreislauf.«
    » Bei den Temperaturen? Unwahrscheinlich.«
    » Ich hatte an dem Tag noch nicht viel gegessen.«
    » Aha.«
    » Hmhm.« Wen versuchte ich hier eigentlich gerade zu überzeugen? Ihn oder mich? » Ich bin jedenfalls nicht schwanger, falls du das meinst.«
    » Nicht?«
    Sah ich da Erleichterung? Nein? Was war es dann? Ich scannte Konrads Gesicht, suchte nach den mir bekannten Lachfältchen, die er immer bekam, wenn er sich über etwas freute. Oder die kleine Falte an der Nase, wenn er grinste. Nee, beides nicht da. Er freute sich also nicht. Die Information wurde in die relevante Hirnregion zur Verarbeitung geschickt. Nach einigen Sekunden spuckte der kognitive Teil des grauen Breis in der Hartschale die wissenschaftlich fundierte Analyse aus und sendete sie an mein Zentralhirn zurück. Ich hörte einen Groschen fallen.
    Er war enttäuscht. Mein Freund war enttäuscht, weil ich nicht schwanger war. Kurz nahm mir die Erkenntnis den Atem. Konrads nächster Satz erwischte mich dann mit seiner starken Linken und schlug mich k.o.
    » Also, ich würde es aber nicht schlimm finden, wenn es doch so wäre.« Hundeblick. Stirn in Falten, große Augen, sabber, sabber. Kindchenschema. Du Arsch. » Das heißt nicht, dass wir das jetzt überstürzen müssen. Ich meine nur, also ganz generell: Ich bin bereit.«
    Meine Reaktion war überraschenderweise echt. » Entschuldigung«, ich sprang auf und rannte aus dem Schlafzimmer. » Ich muss kotzen!«

Miss Undercover
    Donnerstag, 15 . September, um 09 : 03 Uhr
    Konrad ist komisch. Seit letztem Montag, an dem ich mich erst übergeben musste, dann sehr glaubwürdig versichert habe, dass das nur ein leicht verstimmter Magen war, behandelt er mich wie ein rohes Ei.
    » Den Wasserkasten lass mal stehen«, ruft er mir im Flur zu, ich darf mich nicht bücken, nicht zu hastig aufstehen, nicht zu wenig essen, und das Rauchen will er mir auch verbieten.
    » Ich bin nicht schwanger!«, schreie ich mittlerweile jeden Morgen als eine Art Mantra in sein Ohr. Letzte Nacht habe ich ihn sogar geweckt, wie sie es immer mit den Agenten in den amerikanischen Thrillern von John le Carré und Frederick Forsyth machen, die während ihrer Ausbildung nachts aus dem Schlaf gerissen werden und dann wie aus der Pistole schießen müssen: » Mein Name ist Steve Miller. Ich bin Investment Banker und lebe in Springfield, Massachusetts.«
    Leider klappt mein Drill etwas weniger gut als bei John le Carré. Konrad ist nicht mehr davon abzubringen, dass ich ihm bald einen Stammhalter gebären werde.
    Heute Morgen probierte ich es mit einer neuen Masche. Diesmal in feinfühlig. » Konrad, Baby, hör mal. Ich bin wirklich nicht schwanger, okay? Ich meine«, ich lachte, » seien wir ehrlich, woher denn auch? Wir hatten seit mindestens drei Wochen keinen Sex mehr, und kurz davor habe ich meine Regel gehabt. Alles klar? Wir bekommen kein Baby.«
    Mein Schatz guckte etwas zerknirscht. » Bist du sicher?«
    Ich nickte mit dem Kopf und setzte ein leicht betroffenes– aber nicht zu betroffenes– Gesicht auf.
    Konrad rückte näher. » Dann sollten wir mal ein bisschen dran arbeiten.«
    Jetzt musste ich die Betroffenheit nicht mehr spielen. » Aber gerade kann ich gar nicht schwanger werden.« Ich wedelte mit der Pillenpackung.
    » Macht nix«, Konrad kam noch näher, spitzte die Lippen.
    » Und außerdem ist der Eisprung auch schon

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