Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen
vorbei!«
» Macht auch nix«, nuschelte Konrad und vergrub seinen Kopf in meinem Dekolleté. » Vielleicht klappt’s ja trotzdem.«
Die Geschichte der Menstruation ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Quod erat demonstrandum.
Planst du noch oder wohnst du schon?
Montag, 19 . September, um 21 : 17 Uhr
Heute kam Konrad mit ein paar großen Rollen Papier unter dem Arm nach Hause.
» Ich habe alles genau durchkalkuliert. Das ist unser Projekt!«
Zögernd kam ich aus meinem Arbeitszimmer, blieb an den Türrahmen gelehnt stehen, verschränkte die Arme vor der Brust. » Unser Projekt?«
Wurde das Ziel, Juli schwanger zu kriegen, jetzt schon zu einem Projekt ausgerufen? Eine öffentliche Ausschreibung? Während ich damit beschäftigt war, die Pille so regelmäßig und nach Minutenvorgabe genau einzunehmen und den Beischlaf vorerst– sicherheitshalber– einzustellen, machte mein Freund ein Projekt daraus?
» Schau mal«, er lief, hektisch wie ein aufgescheuchtes Huhn, in die Küche und entrollte einen Plan auf dem Küchentisch. » Das sind die Konstruktionspläne für ein Neubaugebiet ganz hier in der Nähe.«
» Aha.« Ich hatte mich langsam hinter ihm in die Küche geschlichen.
» Total toll. Das Gelände gehörte mal den Amis, jetzt ist es an die Stadt übergegangen. Und die wollen da was ganz Großes aufziehen!« Seine Augen leuchteten. » Schau mal hier«, er tippte auf den Plan, » Einfamilienhäuser im ganz modernen Stil, autofreie Straßen, ein eigener Stadtviertel-Kindergarten, eine Grundschule, an jeder Ecke Spielplätze. Und in ein paar Jahren soll sogar noch ein kleines Einkaufscenter dazukommen.«
Oh, wow. Klang genau nach dem, was ich nicht wollte. Ich hasste Neubaugebiete. Die monotone Einzigartigkeit der baugleichen Häuser im modern-uneinladenden Stil. Skeptisch beugte ich mich über den Küchentisch.
» Konrad, die Häuser da, sie sind ja fast komplett aus Glas!«
» Ja, ist das nicht geil? Todschick, das sag ich dir– unsere Freunde werden uns beneiden!«
Beneiden? Wofür? Für ein Leben im Aquarium? Null Privatsphäre? Oder ein Viertel voller schreiender, auf der Straße spielender kleinen Scheißer?
Konrad sah mich begeistert an. » Na? Was sagst du?«
Ich versuchte es auf die freundliche Art: » Ich verstehe nicht so ganz, was das soll. Wir leben hier doch nicht schlecht.«
» Ja, stimmt schon«, nickte er, » aber auf Dauer wird’s hier doch zu eng.«
» Wieso? Wir sind doch die letzten Monate auch gut klargekommen.«
» Ja, aber irgendwann brauchst du echt mal ein größeres Arbeitszimmer!«
Ah, ich verstand. Nicht dumm, der Herr Paulsen. Aber so billig kam er mir nicht davon. » Ich finde mein Arbeitszimmer genau richtig.«
Konrad wackelte mit dem Kopf. » Ja, aber schau mal!« Er zog einen weiteren Plan unter dem ersten hervor. » Hier siehst du den Grundriss. Da wäre ein riesiges, sonnendurchflutetes Arbeitszimmer für dich gar kein Problem.«
» Ich arbeite lieber im Dunkeln.«
» Dann kriegst du den Keller.«
» Was soll dann ins Arbeitszimmer?«
Jetzt sagte Konrad nichts mehr, sondern schlonzte sich mit einem verführerischen Lächeln an mich ran, umfasste meine Hüfte und küsste mich am Hals. » Unsere riesige Kinderschar?«
Und in diesem Moment beschloss ich, die Dosis der bisherigen Empfängnisverhütung um ein Sechsfaches zu erhöhen.
Family Affairs
Donnerstag, 22 . September, um 12 : 35 Uhr
Mein Umfeld drückt für meinen Geschmack in den letzten Tagen den » Fast forward«-Knopf der Zeitmaschine ein bisschen zu lange und ausdauernd. Was ist hier eigentlich los? Ich fühle mich zunehmend wie der Nerd der Stufe, der nicht auf die geilste Klassenparty des Jahres eingeladen wurde. Oder eingeladen wurde, aber nicht kommen will.
Hab ich was verpasst? Habe ich einen entscheidenden Entwicklungsschritt ausgelassen? Die Einschläge kommen näher. Erst Mona, dann die Mädels, und jetzt haut Konrad in dieselbe Kerbe.
Ich durchforste mein Lebensplanungsbuch. Was steht da an erster Stelle? Selbstverwirklichung. Auf gleicher Höhe, na ja, vielleicht ein Millimeterchen weiter unten: eine glückliche Beziehung. Und dann, in Klammern und Bleistift: Familie.
Familie kann ja vieles sein. Ich kenne Menschen, die behandeln ihren Hund wie ihr eigen Fleisch und Blut. Gut, ich plane nicht dahinzukommen, kann mir aber durchaus vorstellen, mit einer Meerschweinzucht glücklich zu werden. Wenn das mit den Kindern nicht klappt.
Ist doch eigentlich alles okay, so wie
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