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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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Vorahnung, dass mir irgendwann noch einmal leidtun könnte, diesen großen Eimer Scheiße über Nadine ausgeleert zu haben, nicht los, bis ich um halb zwölf die Treppen zu meiner Wohnung hochstieg.
    Falsch. Zu unserer Wohnung. Konrad war allem Anschein nach noch nicht da. An seiner statt begrüßte mich im Flur einer seiner Unordnungshaufen. Ich stieg über den Kleider-, Papier- und Kleinkramberg und beschloss, im Wohnzimmer vor dem Fernseher auf Konrad zu warten. Vielleicht sollten wir einfach noch mal ganz in Ruhe über alles reden. Irgendwie war ich zwar immer noch angekekst, weil ich fand, dass Konrad sich viel zu wischiwaschi verhielt, aber Tines Einwände hatten sich wie miese kleine Gedankenbäume in meinem Kopf festgesetzt und gruben von dort aus ihre Wurzeln in den Untergrund.
    Um halb eins sah ich zum ersten Mal auf die Uhr. Herr Paulsen schien mit seinen Jungs ja einen lustigen Abend zu haben. Schade, dass meiner so wenig lustig gewesen war. Na ja. Man muss ja auch mal gönnen können.
    Um eins beschloss ich, mich abzuschminken. Irgendwie war es ja albern, hier in voller Montur auf dem Sofa zu hocken und darauf zu warten, dass der Liebste nach Hause kam.
    Um zwei sah ich die Wiederholung des Films, dessen Ende ich um zwölf schon gesehen hatte.
    Um Viertel vor drei begann ich mir Sorgen zu machen. War Konrad etwas passiert? War er vielleicht verunglückt? Ich hatte gerade erst vor ein paar Tagen gelesen, dass eine Straßenbahn einen aus Versehen auf den Gleisen schlafenden Penner überrollt hatte. Aber zum einen war Konrad kein Penner– und wenn doch, dann nur im übertragenen Sinn–, und zum anderen fuhren um diese Uhrzeit keine Bahnen mehr. Ich hörte also auf, mir Sorgen um Konrad zu machen, und begann, mich zu ärgern. Damit verbrachte ich eine gute halbe Stunde. Was fiel dem Typen eigentlich ein? Wir verabredeten einen Abend mit Freunden, » mal wieder was alleine machen«, und er trieb sich bis in die frühen Morgenstunden in der Stadt herum? Wahrscheinlich machte er diese » Männersachen«: einen halben Kasten Bier in der WG von seinem Kumpel Mattis zischen, Kneipe, Billard, Disko und danach noch Table-Dance-Bar.
    Mein Freund geht in ein Striplokal!
    Mit weißglühender Wut im Bauch zückte ich mein Handy, um Konrad anzurufen. Ich suchte ihn in der Kurzwahlliste und drückte auf den grünen Hörer. Wenige Sekunden später klingelte Konrads Handy bei uns im Schlafzimmer. Mist.
    Ich wählte Tines Nummer. Nach gefühlten achtzehn Minuten nahm Tine verschlafen ab: » Alter, Juli! Hackt’s bei dir? Weißt du, wie spät es ist?«
    » Konrad ist in einem Striplokal!«, schrie ich. » Weißt du, was das heißt? Er betrügt mich!«
    Ich konnte geradezu vor mir sehen, wie Tine den Kopf schüttelte. » Striplokal? Sag mal, spinnst du? Wie kommst du denn auf so einen Mist?«
    » Es ist halb vier, und er ist immer noch nicht daheim!«, schniefte ich. Denn war es nicht doch viel wahrscheinlicher, dass Konrad einen schlimmen Unfall gehabt hatte? Niemals hätte er mich so lange warten lassen, wenn er früher hätte kommen können!
    Tine lachte. » Du hast so einen an der Waffel, Fräulein! Der macht sich einfach einen schönen Abend mit seinen Jungs, und das war’s.«
    » Pah!«
    » Du weißt doch, wie Männer sind. Und du weißt auch, wie Frauen sind, also werd mal wieder vernünftig. Wenn Konrad nach Hause kommt und sieht, wie du abgehst, ist die Hölle los.«
    Da war was dran. Ich bedankte mich artig bei Tine, raste ins Bad und fing hastig an, mich zu schminken und meine Haare zu kämmen. Wenn Konrad nach Hause kam, durfte er mich auf gar keinen Fall so zu Gesicht bekommen: gerötete, verheulte Augen, die Haare vom Kopf abstehend, in Jogginghose und mit dem Nutellaglas in der Hand. O nein! Du hattest einen schönen Abend? Ich auch. Ich hatte nicht nur einen schönen, ich hatte DEN BESTEN Abend meines ganzen Lebens!
    Auch wenn ich der Wahrheit etwas auf die Sprünge helfen musste: Ich würde nach Konrad nach Hause kommen, und wenn es das Letzte war, was ich tat.
    Gegen vier war ich endlich anständig zurechtgezimmert, zog mir den Mantel an und schlich aus der Wohnung in den Hausflur. Ein Stockwerk höher machte ich es mir auf dem Treppenabsatz bequem. Ich durfte ja nicht in der Wohnung warten, sondern musste glaubwürdig erst nach Konrad erscheinen. Also wartete ich.
    Und wartete.
    Und wartete.
    Es wurde halb fünf.
    Und ich wartete.
    Es wurde Viertel vor fünf.
    Und ich wartete.
    Um fünf war ich so müde,

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