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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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nicht mehr ganz so turbulent wie am Anfang, aber ich genieße die Ruhe. Mein Leben steigert seinen Absurditätsgrad ja beinahe täglich, daher gehe ich davon aus, dass ich mich schon sehr bald neuen Herausforderungen stellen muss.
    Um nicht vollkommen unvorbereitet auf die Katastrophen zu sein, die über mich hereinbrechen werden, mache ich mir im Kopf eine kleine Liste aller potenziellen Problempunkte:
Haushaltsführung: mache ich momentan alleine. Konrad erledigt Kleinaufträge aller Art, muss aber enorm motiviert werden, um regelmäßig und selbstständig seine Unordnungshaufen aus dem Wohnraum zu entfernen.
Eltern: Es wird sich wohl– trotz schweren Wunsches– nicht vermeiden lassen, dass ich Konrads Mutter wiedersehe. Stelle mich vorsorglich auf das Schlimmste ein.
Nadine: An der komme ich wohl auch nicht vorbei. Jedenfalls nicht für immer. Ich freue mich ja, dass sie aufgehört hat, Konrad wegen Schwachsinnigkeiten bezüglich der adipösen Katze zu belästigen. Überhaupt hat sich Nadine schon lange nicht mehr gemeldet– jedenfalls nicht so, dass ich es mitbekommen hätte. Ob da was passiert ist? Notiz: Konrad fragen.
Konrad: Ja, richtig, da ist mir noch was aufgefallen. Am Anfang fand ich es eigentlich ganz süß, aber in den letzten paar Tagen fing es an, mir auf die Nerven zu gehen. Konrad schreibt mir ständig Nachrichten und SMS oder ruft mich an. » Ich geh noch schnell in den Supermarkt« ist dabei noch eine der sinnvollen Nachrichten, denn da kann ich ihm immerhin noch den Einkaufszettel aufs Auge drücken. Aber die restlichen Mitteilungen? » Komme 5 Min später heim.« Joah, ist nicht so, dass ich ausflippe, wenn du mir das nicht sagst. » Wünsche dir einen schönen Tag« finde ich grundsätzlich total lieb, aber irgendwie überflüssig, wenn er gerade erst vor drei Minuten das Haus verlassen hat. Gestern rief er mich in der Mittagspause an, um mich zu fragen, wie denn mein Tag bislang so sei. Wirklich, echt: Ich finde das total niedlich, aber irgendwie auch ein wenig einengend, vor allem wenn es so inflationär vorkommt. Außerdem geht uns abends der Gesprächsstoff aus, wenn ich tagsüber schon Bericht darüber erstatten soll, wann ich aufs Klo gegangen bin.
    Hm. Ich muss das noch mal durchdenken. Bin ich einfach zu lange Single gewesen, oder gibt sich Konrad gerade absichtlich viel Mühe, weil es in der letzten Zeit so gerappelt hat? Oder– und das wäre echt schlimm: Ist Konrad immer so?

Frequenzstörung
    Montag, 28 . Februar, um 16 : 49 Uhr
    Da. Schon wieder! » Bin noch kurz mit Mattis im Baumarkt, komme eine halbe Stunde später.«
    Fehlt nur noch: Gib den Kindern einen Kuss von mir, und schieb schon mal die Familienpizza in den Ofen.
    Was soll denn dieser verheiratete Ton? Ich bin ein selbstständiges, freiheitsliebendes Individuum, ich werde schon nicht durchdrehen, wenn Konrad mal ’ne halbe Stunde später kommt und es mir vorher nicht via SMS , Telefonanruf, Fax und Telegramm ankündigt. Eine halbe Stunde, wohlbemerkt– und nicht sechs Stunden, vor allem nicht an einem Samstagabend, der für mich total bescheiden lief. Das ist ein sehr wichtiger Unterschied, aber den werden wieder nur die weiblichen Leser verstehen. Ich fühle mich jedenfalls mittlerweile, als würde ich den Polizeifunk mithören, so oft bekomme ich mitgeteilt, wo Konrad sich gerade aufhält, mit wem Konrad sich gerade unterhalten hat oder was Konrad gerade denkt. Und gerade Letzteres will ich eigentlich nur wissen, wenn es sich dabei um mich handelt.
    Soll ich Konrad darauf ansprechen? Nein. Lieber nicht. Stattdessen schalte ich einfach mal das Telefon aus.

März
    Mein Freund, seine Ex und ich

Selbst ist die Frau
    Donnerstag, 3 . März, um 18 : 21 Uhr
    » Warum hast du dein Handy ausgemacht?« Konrad hat auf dem Festnetz angerufen. Mit unterdrückter Nummer. Der Fuchs. In den letzten Tagen habe ich immer öfter die Telefone ausgeschaltet, unter Kissen gestopft oder im Kühlschrank » vergessen«, um mal ein paar Stunden Ruhe zu haben. Ich mag Konrad, ich mag ihn wirklich, aber ich fühle mich mittlerweile wie ein Callcenter. Oder ein Sekretariat. Wie sein Sekretariat, um genau zu sein. Wenn er mich anruft und mich darum bittet, dass ich ihm eine Nummer von seiner TAN -Liste durchgebe, ist das noch das kleinste Übel.
    » Guckst du mal bitte in deinem Mietvertrag, ob Tiere erlaubt sind?«
    » Jetzt?« Ich stöhne. » Hat das nicht Zeit bis heute Abend?«
    Konrad seufzt. » Ja, doch, klar. Hat es.«
    » Und wieso

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