Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen
Katzi!«
Katzi rührte sich nicht.
Nach fünf Minuten beendete ich das Spektakel und verzog mich beleidigt an den Schreibtisch. Dann halt nicht. Blödes Vieh.
Findelkind
Dienstag, 26 . April, um 17 : 39 Uhr
Nach einer halben Stunde kehre ich von meinem beleidigten Trotzsurfen im Internet zurück. Ich habe mich ein bisschen über Moses informiert, seines Zeichens ja ebenfalls ein Findelkind. Moses wurde in einem Weidenkorb an einem ägyptischen Fluss ausgesetzt. Leider scheint Nadine die Geschichte nicht zu kennen. Jedenfalls hat sie auf korrekte Kulisse und Requisiten wenig Wert gelegt.
Ich hocke mich erneut vor den Kasten. Sydney hat sich in der hintersten Ecke verkrochen. Ich versuche, die Katze noch einmal mit liebevollem Gegurre aus dem Käfig herauszulocken. Dann schwenke ich um und sage einmal nachdrucksvoll und mit viel Wumms in der Stimme: » Sydney! Raus da!«
Sydney interessiert das nicht die Bohne. Ich seufze. So wird das nichts, also ziehe ich mir die Schuhe an und flitze in den Supermarkt um die Ecke.
Mich macht Essen gefügig. Was bei mir also recht ist, soll bei der Katze nur billig sein.
Billig wird’s dann aber leider nicht, denn ich gerate in einen Kaufrausch. Ich kaufe das teuerste Katzenfutter in sieben verschiedenen Geschmacksrichtungen, Katzenmilch, Katzengras, und Katzenschokolade. Außerdem eine aufziehbare Maus, einen Kratzbaum, einen klingelnden Gummiball, ein Halsband, ein Körbchen, ein weiteres Körbchen und eine Bürste für Sydneys empfindliches Haar.
Im Einkaufswagen schiebe ich meine erstandenen Güter nach Hause. Dort beginne ich sofort mit dem Aufbau des Kratzbaums, dann arrangiere ich ein Schälchen des Katzenfutters (Forelle blau an blanchiertem Brokkoli) auf einem Tellerchen. Hm. Dafür, dass die Verpackung ein Schlemmermenü von Johann Lafer verspricht, sieht das hier aber verdächtig nach ganz gewöhnlichem Katzenfutter aus.
Ich richte die Fleischbrocken in » leckerem Jelly« (so steht’s auf der Packung, ich würde es ja stinknormalen Glibber nennen) soweit möglich adrett an und garniere das Ganze mit ein paar Schnittlauchästlein des wiederbelebten Eberhard. Sieht doch gar nicht so schlecht aus!
Mit meinem Tellerchen laufe ich zurück ins Wohnzimmer und knie mich vor Sydneys Zelle. Ich schiebe das Futter in den Kasten. Die Katze versucht, mich zu ignorieren, aber das Näschen verrät sie. Sie schnuppert. Ha. Ick freu mir. Hab ich es doch gewusst, mit Speck fängt man Mäuse. Ich fühle mich Sydney spontan verbunden.
Die Katze beginnt, am Teller zu schnuppern. Ich ziehe ihn langsam ins Freie. Sydney hinterher.
Als die Katze ihre gewaltigen Körper endlich vollständig aus dem Körbchen gezwängt hat, schließe ich schnell die Tür, damit sie sich nicht wieder verstecken kann. Dann lasse ich Sydney in Ruhe fressen.
Im Anschluss begleite ich sie bei ihrer Wohnungsbesichtigung. Sie inspiziert jedes noch so kleinste Fleckchen in meiner Wohnung, schnüffelt an Konrads Maulwurfshügeln und trinkt Katzenmilch, die ich ihr in einem Schälchen in der Küche kredenze. Nachdem Sydney die Umgebung gecheckt und für zwar nicht ganz so erstklassig wie vorher, aber doch für annehmbar befunden hat, tippelt sie lautlos ins Wohnzimmer und rollt sich auf einem von Konrads Kleiderbergen zusammen. Dann maunzt sie kurz und beginnt leise zu schnurren.
Ich bin zufrieden. Ich bin eine gute Katzenmama! Sydney ist satt, zufrieden und legt eine kleine Siesta in der Nachmittagssonne ein. Ich tue es ihr gleich und lege mich aufs Sofa. Ein bisschen Müßiggang hat ja noch niemandem geschadet.
Böses Erwachen
Mittwoch, 27 . April, um 08 : 21 Uhr
» WAS SOLL DENN DER SCHEISS ?!«
Kaum hatte ich mich gestern für gefühlte zwei Minuten intensiven Powernappings niedergelegt, als ich unsanft von einer mir sehr bekannten Stimme geweckt wurde. Ich schrak vom Sofa hoch. Konrad stand im Wohnzimmer, inmitten von Maulwurfshügeln und verstreut herumliegendem Katzenspielzeug. Er war stinksauer. Aus dem Augenwinkel sah ich gerade noch Sydney, die wie ein geölter Blitz durchs Zimmer und direkt unters Sofa flitzte. Auf dem ich mit meiner schönsten Unschuldsmiene saß.
» Das blöde Vieh hat mir die ganze Wäsche vollgepisst!«, motzte Konrad, in der Hand ein hellblaues Hemd, auf dem ein verräterischer Fleck prangte.
Ich ging im Geiste meine Einkäufe vom Nachmittag durch. Da fiel es mir siedend heiß ein. Katzenklo hatte ich keines gekauft. Ups.
Pandabärchen
Samstag, 30 . April, um 09 : 22
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