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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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Fieber«, verkündete Dr. Paulsen und fing an, an meiner Schlafanzughose rumzunesteln.
    Mir ging es sehr schnell sehr viel besser. Ich schüttelte meinen neuen Leibarzt ab und wuchtete mich aus den Laken. » Vielleicht nur ein wenig Morgenübelkeit«, flunkerte ich und stürzte mit ein paar beherzten Schritten ins Badezimmer. Konrad war mir auf den Fersen. Vor der Badezimmertür, die ich mit Entschlossenheit vor seiner Nase zugedonnert hatte, blieb er stehen und rief mir nach: » Morgenübelkeit? Sag bloß, du bist schwanger!«
    Das fehlte mir gerade noch! Ich ließ mich frustriert auf den Badewannenrand sinken. Plan A, eine landläufige Krankheit vorzutäuschen, um dem Besuch bei Konrads Eltern zu entgehen, schien gescheitert.
    Während ich mir die Zähne putzte, suchte ich fieberhaft nach einer schlagkräftigeren Ausrede. Da mir aber innerhalb der nächsten Minuten keine einfiel, fand ich mich kurze Zeit später in Konrads Auto wieder.
    » Ich muss aufs Klo«, sagte ich, als wir die Stadtgrenze passierten.
    » Wir sind vor nicht mal zehn Minuten losgefahren«, meckerte Konrad und verdrehte die Augen, hielt aber an der nächsten Raste an und ließ mich rausspringen. Ich schloss mich auf der Toilette ein und rauchte drei Zigaretten. Dann ging ich in die Tankstelle und kaufte mir einen Sixpack stilles Wasser. Zwei Flaschen trank ich sofort. Als ich wieder zu Konrad ins Auto stieg, gluckerte es lustig in meinem Magen.
    » Was hast du denn so lange gemacht?«, fragte Konrad. Ich schüttelte den Kopf. Es gibt Dinge, die bespricht man nicht mit seinem Freund. Konrad fuhr los.
    Fünfzehn Minuten später musste ich wieder aufs Klo. Konrad wollte mir nicht glauben, aber ich drohte ihm damit, seine Sitze vollzupinkeln. Also hielt er bei der nächsten Gelegenheit wieder an. Ich verschwand auf der Toilette und schüttete einen weiteren Liter Wasser in mich hinein.
    Für die Strecke von fünfzig Kilometern brauchten wie geschlagene anderthalb Stunden. Konrad war stinksauer, blieb aber standhaft. » Und wenn du so eine schlimme Blasenentzündung hast, dass wir dir heute Nachmittag eine neue Niere besorgen müssen: Wir fahren zu meinen Eltern und basta!«
    Plan B war also auch im Scheitern begriffen. Ich sah ein, dass mir auch eine vorgetäuschte Ohnmacht nichts bringen würde, und verfiel in beleidigtes Schweigen.
    Kurz bevor wir unser Ziel erreichten, fiel mir ein, dass Konrad ja nach wie vor vorhatte, seiner Mutter von meiner Raucherei zu erzählen. Ich bat ihn darum, damit noch ein bisschen zu warten. Konrad guckte mich verdutzt von der Fahrerseite aus an. » Wieso sollte ich? Du spielst doch gern mit offenen Karten.«
    Genau, dachte ich, und erinnerte mich an die Liter von Wasser, die bei jeder Bewegung an meine Bauchdecke platschten. » Wir nähern uns doch gerade vorsichtig an, deine Mutter und ich, da will ich nichts riskieren.«
    Konrad betrachtete mich und meinen Wasserbauch skeptisch. » Wer bist du?«, fragte er mich. » Und was hast du mit Juli gemacht?«
    Ich wurde energischer. » Konrad, das ist jetzt wichtig! Vertrau mir bitte einfach, ich habe einen Plan.«
    Ich hatte natürlich keinen Plan. Ich hatte ja eigentlich nie einen Plan, und wenn doch, scheiterte der in der Regel schon bei seiner Entstehung, siehe Plan A und Plan B, die schon so richtig in die Hose gegangen waren.
    Konrad zuckte mit den Schultern, dann nickte er. » Also gut, wenn du meinst.«
    Meinte ich.
    Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch stieg ich aus und folgte Konrad mit hängenden Schultern und schleppenden Schritten zur Paulsen’schen Haustür. Konrad klingelte, im selben Moment riss Günther bereits die Haustür auf.
    » Konrad! Liebling!«, rief sie, und ihrer Stimme entnahm ich tatsächlich so etwas wie Begeisterung. » Schön, dass ihr da seid!« Sie sah mich an. Ich hatte Angst. Und musste pinkeln. » Hallo ihr beiden!« Günther kam auf mich zu und drückte mich an ihren ausgemergelten Busen. Bestimmt wollte sie mir gleich ein Messer zwischen die Rippen jagen! » Kommen Sie doch rein! Wie war die Fahrt?«
    Ich lächelte steif und ließ mich von Günther in die Küche schieben. » Konrad, geh zu deinem Vater!«, befahl sie ihrem Sprössling. » Juli und ich haben genug in der Küche zu tun, du bist uns nur im Weg.«
    Ich sah Konrad mit einem panischen Blick an. Bitte, bleib hier bei uns, und sei uns im Weg, bevor sie mich zu Kleinholz verarbeitet!
    Doch Konrad winkte mir mit einem schiefen und nicht unfiesen Lächeln zu und verkrümelte

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