Ich schenk dir was von Tiffany's
viel Geld durfte man eigentlich nur für etwas bezahlen, das mindestens vier Räder oder ein Dach hatte.
Jetzt konnte sie ihm auf keinen Fall mehr beichten, dass sie den Ring verloren hatte, da war Rachel sicher. Sie wusste, dass die Zeiten für das Baugewerbe hart waren, und eine Weile hatte sie den Eindruck gehabt, dass Gary seine Firma nur gerade eben über Wasser hielt. Natürlich war er viel zu stolz, um das zuzugeben, aber Rachel war nicht dumm. Als er es in New York so eilig gehabt hatte, wieder nach Hause zu kommen und an die Arbeit zu gehen, war ihr schon klar gewesen, dass es nicht gut um seine Firma stand. Sie seufzte. Plötzlich fügte sich alles zusammen. Kein Wunder, dass er sich nicht mit der gleichen Begeisterung in die Hochzeitsvorbereitungen stürzte wie sie – bestimmt konnte er immer nur daran denken, wie viel er auch dafür noch auf den Tisch legen musste!
Aber was war bloß in ihn gefahren, dass er so viel Geld für einen Ring ausgegeben hatte? Er wusste doch, dass sie nicht zu der Sorte Frauen gehörte, denen nur das Beste gut genug war. Was für ein himmelweiter Unterschied zwischen dem Diamanten und der Schokoladenrose, die er ihr zum Valentinstag geschenkt hatte!
Merkwürdig war nur, dass er kein Sterbenswörtchen von dieser großen Ausgabe gesagt hatte, dass er sich nichts hatte anmerken lassen. Sosehr Rachel ihn liebte, sie wusste, dass er dazu neigte, mit solchen Dingen zu prahlen.
Mit leerem Blick sah Rachel die vielen Menschen an, die auf der Straße vorbeihasteten. Was sollte sie jetzt tun? Vielleicht konnte sie versuchen, den Ring durch eine billigere Version zu ersetzen, ohne dass Gary den Unterschied bemerkte? Aber ein Ring von Tiffany’s war nicht zu ersetzen, das würde Gary bestimmt auffallen.
Rachel schwirrte der Kopf. Bestand die Möglichkeit, dass sie sich im Katalog einen falschen Ring ausgesucht hatte, der ihrem nur täuschend ähnlich sah? Aber eigentlich war dieser Ring unverwechselbar. Doch, genau so einen Diamanten für zwanzigtausend Euro hatte sie bis vor zwei Wochen am Finger getragen. Sie konnte nur nicht fassen, dass Gary für einen einzelnen Gegenstand so viel Geld ausgegeben hatte.
«Ich hatte keine Ahnung, dass man so einen großen Betrag überhaupt auf einmal von der Kreditkarte abbuchen lassen kann», sagte sie kurz darauf zu Terri und Justin, die über den Preis ihres Verlobungsringes anscheinend genauso schockiert waren wie sie selbst. Rachel vermutete, dass Gary den Ring mit der Kreditkarte bezahlt hatte. Er hatte diese Summe wohl kaum in bar mit auf die Reise genommen.
«Bist du sicher?», fragte Terri. Sie sah völlig entsetzt aus, und Rachel registrierte mit Genugtuung, dass Terri endlich verstand, warum sie so verzweifelt war. «Mein Gott, das ist ja verdammt viel Geld für so einen Klunker.»
«Ich weiß. Was soll ich bloß machen? Einen neuen Ring kann ich mir nicht leisten, und Gary geht an die Decke, wenn ich ihm sage, dass er weg ist. Vielleicht sagt er sogar die Hochzeit ab.» Rachel biss sich auf die Lippe, um nicht in Tränen auszubrechen.
Tröstend legte Terri ihr die Hand auf den Arm. «Nein, nein, das würde er bestimmt nicht tun.»
«Und was ist mit der Versicherung?», schlug Justin vor.
«Ich hab gar keine. Ich bin nicht dazu gekommen, ihn zu versichern, bevor ich ihn verloren habe», antwortete Rachel traurig.
«Aber die Versicherung von Garys Kreditkarte? Ich weiß, dass ich bei meiner Visa eine Art Kaufschutz habe. Vielleicht hat er so was auch.»
«Das klingt … interessant», sagte Terri leise.
«Ja, wirklich.» Rachel fasste wieder Mut. «Wie kriege ich das denn raus, Justin?»
«Du müsstest an Garys Abrechnungen rankommen», erklärte er. «Er bezahlt ja monatlich Gebühren für seine Kreditkarte, und wenn der Betrag für die Versicherung auf der Abrechnung aufgelistet ist und Gary den Ring mit der Karte bezahlt hat, ist die Chance groß, dass er gegen den Verlust versichert ist.» Justin legte Rachel den Arm um die Schultern. «Vielleicht machst du dir ganz grundlos Sorgen, Süße.»
Rachel wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen. Justin hatte recht: Wenn die Versicherung von Garys Kreditkarte den Ring abdeckte, würde er sich vielleicht gar nicht so sehr über den Verlust aufregen, denn der Kaufpreis konnte ja erstattet werden.
«Ja, ich bin sicher, dass du dir ganz unnötig Sorgen machst», bestätigte Terri, und sofort fühlte Rachel sich besser.
«Jetzt musst du dir natürlich überlegen, wie du an die
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