Ich schenk mir taeglich rote Rosen
Acht waren Vegetarier, drei aßen nichts, das aus dem Meer stammte, weil das nicht mehr sauber war, und fünfzehn mußten Diät halten.
Lois trank acht Glas Wasser zu ihrer Diät und brauchte zwischen sich und dem Badezimmer stets eine freie Rennstrecke. Mary Ellen mußte immer noch ihre Essensportionen auf der Briefwaage wiegen. Elaine rannte sofort hinaus und testete ihren Zuckergehalt, wenn sie ein halbes Kohlehydrat gegessen hatte, und Jerry brachte sich ihr eigenes Gebräu aus Seetang, Olivenöl, Ziegenmilch und Melone mit – in einem Plastikbehälter, den sie im Kühlschrank deponierte.
Ich konnte keinen Jogger neben einen Trauerkloß setzen, keinen Kernkraftbefürworter neben einen Umweltschützer, keinen Verfechter eingeschränkten Waffenverkaufs neben einen passionierten Jäger, keine freiwillig Kinderlose neben eine stillende Mutter.
Es mußte einen einfacheren Weg geben, das Weltgeschehen wieder in den Griff zu bekommen und für mich ein Betätigungsfeld zu finden.
Als ich Mary im Pelzmantel hereinkommen sah, versuchte ich, mich zwischen sie und Liz zu werfen, schaffte es aber erst, als Liz schon sehr laut geäußert hatte: »Mein Wunschtraum wäre mal, ein Tier auf einer Party erscheinen zu sehen, mit einem Cape, das aus Mary gemacht ist.«
Ich lotste sie zu George, der gerade mit Stan über Geschäfte redete. Ich machte Stan schnell mit Lois bekannt, die überlaut mit Doug über unverheiratet zusammenlebende Paare stritt. Lois schubste ich in eine Gruppe Abtreibungsbefürworter, merkte zu spät, daß sie ja katholisch ist, und zerrte sie dann zu Stella. Stella ist Feministin und diskutierte eben mit erhobener Stimme mit Sonja, die ihrerseits äußerte, sie sei mit ihrer Rolle als Hausfrau durchaus zufrieden und wieso Stella denn das nicht akzeptieren könne.
Neben mir tauchte Liz auf, nickte in Richtung George und sagte: »Nur ein Volltrottel kann etwas gegen das Sterilisieren von Tieren haben!« Gleichzeitig beklagte sich Sonja, sie habe Atembeschwerden und könne sich unmöglich mit einem Raucher unterhalten, also machte ich sie mit Mary Ellen bekannt. Doug sagte, auf dieser Party sei kein einziger Leser der New York Times, dafür aber eine Frau, die glaubte, Vasektomie sei eine Operation gegen Krampfadern. Ob es denn hier keinen gäbe, der etwas über den Marvin-Beschluß wüßte?
Als alle bei Tisch saßen, warf ich einen ängstlichen Blick in die Runde. Also wie war das: Ich hatte die Verfechterin der sanften Geburt neben dem Geistlichen sitzen, den Anti-Wehrpflicht-Apostel neben der, die Marihuana freigeben wollte, den Jogger neben der Umweltschützerin, den Gewaltlosen neben der Frau, die kein Fernsehen hatte, den Chauvinisten neben der Anti-Feministin und den Vorkämpfer für Gratistoiletten neben – na, wem schon, neben Lois natürlich, die bereits ihr siebentes Glas Wasser trank, sich aber vom interessanten Gesprächsthema ihres Tischherrn nicht losreißen konnte.
Nur etwas hatte ich vergessen: meinen Mann, den Linkshänder, ans untere Tischende zu setzen. Zum Glück sind Linkshänder Pazifisten.
Die Unterhaltung hörte sich an wie beim Turmbau zu Babel. Hie und da tauchten Wörter und Sätze aus dem Redegebrodel auf. ›Neues Konzept‹, ›Produktivität ist die Grundlage allen Seins‹, ›Positive Interaktion‹ und ›Sexuelle Freiheit‹. Mayva hatte recht. Ich brauchte Anregung durch ein Anliegen, damit ich mich an einer solchen Unterhaltung beteiligen konnte.
Als ich mich danach gerade mit Emily unterhielt, ob man nicht ein paar Stunden pro Woche freiwillig bei der Aktion ›Rettet die Wale!‹ mitarbeiten solle, zerrte mich Stella zum Sofa und sagte: »Ich habe mit dir zu reden.« Sie lehnte sich in die Kissen und fragte: »Wann endlich unternimmst du etwas, um aus dem Quatsch hier herauszukommen?«
»Aber ich bin doch die Gastgeberin«, sagte ich bescheiden.
»Ich meine nicht die Party. Ich meine die ganze hausbackene Wirtschaft.«
Stella gefiel mir. Ich wußte auch, daß sie nie wegen eines »trockenen, windigen Tages, an dem man die Decken lüften konnte« aus dem Häuschen geriet. Ihre Aussteuerwäsche hatte sich in der Waschmaschine, ihre Ehe noch in der gleichen Woche vor dem Scheidungsrichter aufgelöst. Sie nahm es als Omen.
Wie auch meine Nachbarin Helen hatte Stella den Übergang vom Bügelzimmer zum Sitzungszimmer spielend geschafft.
»Du hast ja auch einen Bombenerfolg«, lächelte ich sie an. »Ich bin richtig stolz auf dich.«
»Den Bombenerfolg könntest
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