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Ich schnapp' mir einen Mann

Ich schnapp' mir einen Mann

Titel: Ich schnapp' mir einen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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eine geheime Antenne, fragte sie als Nächstes:
»Was plant eigentlich Heiner so für sich? Ich meine, beruflich. Könnte
er nicht mal ein paar Kröten beisteuern, jetzt, wo du nicht mehr
arbeiten kannst?«
    Flora ging nicht darauf ein. Genau genommen hatte sie nie
gearbeitet, nicht im Sinne von berufstätig sein. Da lag sie jetzt, auf
dem Rücken wie ein aufgespießter Käfer, hochschwanger, sechsundzwanzig
Jahre alt und ohne Aussichten, jemals in dem von ihr erlernten Beruf
Geld zu verdienen. Die Perspektiven, die ihr Abschluss bot (Magister in
Germanistik), waren ungefähr so aussichtsreich wie Schnee im Hochsommer.
    Sie hatte sich nach dem Studium in diversen Jobs
versucht – sie hatte sogar mal in einer Anwaltskanzlei
ausgeholfen –, sie hatte geputzt, Baby gesittet, Nachhilfe
gegeben, in einer Bibliothek Bücher einsortiert, die Telefonzentrale in
einer Giftmüllbeseitigungsfirma bedient. Das war ihr letzter Job
gewesen, den sie sofort geschmissen hatte, als sie erfahren hatte, dass
sie schwanger war. Giftmüll, und sei er noch so gut verpackt, vertrug
sich nicht mit ihrer Auffassung von einer gesunden, unbelasteten
Schwangerschaft. Danach hatte sie sich den Laptop angeschafft und mit
dem Romanprojekt angefangen, eine Krimistory, die schon lange in ihrem
Kopf herumgeisterte. Sie hatte geglaubt, dass alles ganz einfach sei.
Dass jetzt Heiner einsprang und sich ihrer beider finanziellen
Bedürfnisse annahm, wenigstens vorübergehend.
    Nun, er hatte es nicht getan. Im Gegenteil. Ab und zu hatte er
einen Auftrag als Bühnenmaler, dann wieder lief arbeitsmäßig wochenlang
nichts bei ihm. Im letzten halben Jahr hatte Flora stillschweigend
gehofft, dass er einen festen Job annehmen würde. Doch die Zeit ihrer
Schwangerschaft war im Nu verstrichen, und nicht das Geringste war
passiert.
    »Wie soll es jetzt weitergehen bei euch?«, fragte Anita
geradeheraus. Sie meinte nicht nur das Geld, und Flora wusste es.
    »Wenn bei dir irgendwas querläuft«, warf Tobias ein, »du
weißt, wir sind deine Freunde.«
    »Danke, lieb von dir. Aber ihr seid ja selber permanent
pleite.«
    Hildegard präsentierte den Kursteilnehmern ihre breite
Hinterseite und drehte die Kassette um. Die Geige auf der Rückseite
klang womöglich noch fisteliger als der erste Teil. Aber die Frauen
hörten dieses Stück gern, denn es leitete eine sehr beliebte Übung ein.
    »Wir setzen uns auf!«, rief Hildegard. »Das heißt, diejenigen,
die nicht den ganzen Abend mit Quatschen vertändeln, setzen sich auf.
Die Partner massieren uns jetzt den Rücken!«
    Tobias streckte beide Hände aus, eine rechts, eine links, und
massierte mit wohltuendem Kreisen seiner Finger zwei
Lendenwirbelbereiche.
    Flora und Anita seufzten unisono vor Behagen.
    »Wenn du ihn mal nicht mehr willst – ich nehm ihn
sofort«, sagte Flora zu Anita.
    »Ich könnte ihn dir ja mal leihen«, gab Anita augenzwinkernd
zurück.
    »Pass auf, ich könnte ja sagen«, lächelte Flora.
    Nach dem Vorbereitungskurs gingen sie zum Italiener. Anita und
Tobias bestanden darauf, Flora einzuladen. Aus Höflichkeit wählte sie
die billigste Pizza, nur Tomaten/Käse, und dazu ein Wasser.
    Nachdem sie alles bis auf den letzten Bissen vertilgt
hatte – sie hätte problemlos dieselbe Menge noch mal
verdrücken können –, erzählte sie den beiden, was sie sich für
den nächsten Tag vorgenommen hatte. Die halb fertige Idee von gestern
war wie erwartet über Nacht zu einem in seiner Schlichtheit
bestrickenden Plan gereift.
    »Ein Termin bei der Bank?«, fragte Anita ungläubig. »Und was
hast du da vor?«
    »Na, einen Kredit beantragen natürlich.«
    »Meinst du, die geben dir was?«, meinte Tobias zweifelnd.
    »Sie müssen«, sagte Flora einfach. »Ich weiß nicht, was ich
sonst tun soll.«
    »An welche Summe hatten Sie denn so
gedacht?«, fragte Xavier. Er saß Flora gegenüber, mit verschränkten
Armen, den riesigen Schreibtisch wie ein Bollwerk zwischen sich und ihr.
    »So an zehntausend. Fürs Erste.«
    »Zehntausend«, echote Xavier. Nur um sicherzugehen, dass er
sich nicht verhört hatte.
    Flora nickte. »Und zwar sofort. Ich brauche das Geld wirklich
so schnell wie möglich. Am besten noch heute. Es wäre ja auch nur
vorübergehend.«
    »Das haben Kredite im Allgemeinen so an sich.«
    Flora, die mal ein Seminar über Körpersprache besucht hatte,
hegte die stumme Hoffnung, dass die Haltung dieses Bankmenschen nicht
das besagte, was sie im Normalfall bedeutete. In Wahrheit stand er
ihrem

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