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Ich schnapp' mir einen Mann

Ich schnapp' mir einen Mann

Titel: Ich schnapp' mir einen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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etwas
begriffsstutzig zu sein. Armes Ding.
    »Tun Sie's doch«, sagte die Alte aufmunternd und drückte ein
letztes Mal die Hand der jungen Frau, bevor sie sie losließ. »Gehen Sie
einfach rein und holen Sie dort Geld.«
    Die junge Frau starrte sie an, dann nickte sie leicht und ging
langsam in die Bank. Die Alte küsste ihren Hund, hocherfreut, innerhalb
kürzester Zeit zwei gute Werke vollbracht zu haben.

Dies
ist ein Banküberfall!
    I n der Schalterhalle war nicht viel los.
Hinterm Tresen stand eine junge Frau; sie sprach mit einem Kunden, der
mit dem Rücken zu Flora stand. An einem der beiden Schreibtische saß
Xavier und sortierte irgendwelche Belege. Sonst war niemand zu sehen.
    »Ich … ich brauche dringend Geld«, flüsterte Flora.
Dann räusperte sie sich und sagte eine Idee lauter: »Dies ist ein
Banküberfall.«
    Niemand nahm Notiz von ihr. Flora griff in den Wildlederbeutel
und nahm die Pistole heraus. Sie fuchtelte damit herum und rief:
»Keiner rührt sich! Dies ist ein Banküberfall!«
    Augenblicklich wurde ihr die volle Aufmerksamkeit aller
Anwesenden zuteil. Die junge Bankangestellte kreischte hysterisch auf
und streckte beide Hände in Richtung Decke. Xavier sprang von seinem
Schreibtisch auf und glotzte entsetzt die Pistole an. Der Kunde fuhr
herum und erstarrte.
    Flora unterdrückte ein Stöhnen. Das hatte ihr gerade noch
gefehlt! Mister Armani höchstpersönlich!
    Flora schloss kurz die Augen. Moment, was kam jetzt? Es stand
doch alles in ihrem Buch! Wie war das gleich? Ach ja, das Geld musste
eingepackt werden. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren! Der erste
Schritt war getan. Der Rest würde ganz von allein klappen. Musste
klappen. Wer A sagt, muss auch B sagen, ebenfalls einer der klugen
Wahlsprüche ihrer Mutter.
    Flora ließ den hinderlichen Wildlederbeutel fallen (komisch,
dass sie das Ding die ganze Zeit mitgeschleppt hatte – es
musste eine Fügung des Schicksals gewesen sein!), machte einen Satz
nach vorn und riss den Koffer an sich, der neben dem Armanianwalt auf
dem Boden stand. Dort passte bedeutend mehr rein als in den Beutel! Sie
knallte den Koffer vor Xavier auf die Theke. »Bitte packen Sie das Geld
dort hinein. Nehmen Sie nur kleine, nicht fortlaufend nummerierte
Scheine.«
    »Moment mal«, fing Anton an.
    »Klappe!«, fuhr Flora ihn an.
    Er schwieg verschreckt.
    »Weitermachen. Bitte«, sagte Flora zu Xavier.
    Der klappte den Koffer auf. »Aber da ist schon so viel Zeug
drin!«
    »Geben Sie her.« Flora nahm den Koffer und schüttete den
Inhalt einfach auf den Fußboden. Antons Habseligkeiten fielen
durcheinander. Das Notebook prallte mit einer Ecke auf seinen Fuß, und
Anton schrie schmerzerfüllt auf.
    Geschieht dir recht, dachte Flora. Sie knallte den leeren
Koffer wieder auf die Theke. »Bitte packen Sie alles hinein, was Sie in
der Kasse haben.« Sie richtete die Pistole auf die junge Angestellte,
die mit flatternden Händen dastand und sie anstarrte.
    »Und Sie, meine Dame – bitte legen Sie sich flach auf
den Boden, das Gesicht nach unten. Und denken Sie daran: Wer die Nerven
behält, behält auch sein Leben.«
    Die Frau warf sich sofort auf den Bauch und legte schützend
die Arme über den Kopf.
    Anton bückte sich und raffte seine Siebensachen zusammen.
Mangels eines geeigneten Behältnisses packte er alles auf die Robe, die
er wie ein Bündel zusammenschlug und an die Brust drückte.
    Xavier verstaute derweil stapelweise Geld im Koffer. »Kann ich
auch Fünfziger nehmen, Frau Zimmermann?«
    »Keine Namen«, herrschte Flora ihn an. »Tun Sie einfach alles
rein, was da ist.«
    Er nickte eilfertig und schichtete säuberlich ein Päckchen
neben das andere.
    Anton, das Robenbündel mit beiden Armen umklammernd, wich
unauffällig zwei Schritte in Richtung Ausgang zurück.
    Doch er kam nicht weit. Flora bemerkte aus dem Augenwinkel,
was er vorhatte. Sie drehte sich zu ihm um und winkte mit der Pistole.
»Wo willst du denn ohne mich hin?«, fragte sie zuckersüß. »Wir sind
doch noch gar nicht fertig – Schatz!«
    So, jetzt hatte sie es ihm aber gegeben! Das würde ihn lehren,
sich auf Kosten anderer zu profilieren! Da sollte er sich doch erst mal
rausreden, wenn sie über alle Berge war!
    Anton sah sie nur ungläubig an. Das war bloß ein Traum. Ein
böser Albtraum. Er erlebte das gar nicht wirklich. Er sollte …
ja, was? Sich kneifen. Kneifen half für gewöhnlich bei schlechten
Träumen. Er hielt das Robenbündel mit einer Hand und kniff sich mit

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