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Ich schnapp' mir einen Mann

Ich schnapp' mir einen Mann

Titel: Ich schnapp' mir einen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Pistole in den Regen hinauszuscheuchen. Ohne
vorher anzuhalten.
    »Ich versteh Sie nicht«, insistierte Flora. »Warum halten Sie
nicht einfach an einer Telefonzelle und lassen mich die ganze Sache mit
einem Anruf klären? Ich mache denen schon klar, dass Sie völlig
unbeteiligt sind. Warum sollte die Polizei diesem Bankfritzen mehr
glauben als mir?«
    Anton schnaubte nur.
    Flora gab nicht auf. »Kommen Sie. Ich ruf bei der Kripo an.«
    »Vergessen Sie es, ja?«
    Flora musterte ihn bohrend. »Da ist doch noch was …
Sie haben was vor der Polizei zu verbergen, stimmt's?«
    »Herrgott noch mal!«, donnerte Anton los. Flora fuhr bestürzt
zusammen.
    Er hieb auf das Lenkrad. »Haben Sie eigentlich auch noch
irgendwo in Ihrem Kopf einen Rest von Verstand? Sie haben wohl in dem
Laden vorhin nicht richtig aufgepasst, oder was? Ich sage nur: Kleff.
Kriminalhauptkommissar Alwin Kleff.«
    »Ich glaube, ich kann Ihnen nicht ganz folgen«, sagte Flora
beleidigt. Du liebe Zeit, der Mann war wirklich ein wandelndes
Konglomerat aus schlechten Eigenschaften! Er war geltungssüchtig,
eitel, feige, rechthaberisch, und jetzt auch noch cholerisch!
    »Kleff bearbeitet den Fall«, sagte Anton knapp. »So wie er
auch den Fall Ziegler bearbeitet hat. Und, was viel wichtiger ist:
Kleff hasst mich wie die Pest. Der Mann würde seinen rechten Arm dafür
geben, mich unter irgendeinem Vorwand einknasten zu können. Ich stehe
auf seiner Abschussliste seit der Sache mit Ziggy. Er hat es mir selbst
gesagt. Er stand vor mir, so dicht, wie Sie jetzt neben mir sitzen, und
er sagte mir ins Gesicht, dass er mich aufs Kreuz legen würde, sobald
sich eine Gelegenheit ergibt. Die ganze Sache wäre für ihn ein
gefundenes Fressen. Ich wäre in U-Haft, bevor ich Piep sagen könnte.«
    »Aber Sie sind doch völlig unschuldig!«
    »Und Sie sind der einzige Mensch, der das weiß. Äußerst
hilfreich für mich, finden Sie nicht?«
    Schweigen senkte sich herab und dauerte fort. Zusammen mit dem
Geprassel des Regens auf der Karosserie wirkte es trügerisch
einlullend. Anton erschrak entsetzlich, als Flora ohne Vorwarnung
plötzlich ausrief: »Meine Güte! Dann sind wir ja jetzt beide auf der
Flucht!«
    Nur mit knapper Not entging Anton einem Frontalcrash mit einem
Laster. Er fluchte mit den unflätigsten Ausdrücken, die ihm zu Gebote
standen, und nicht wenige davon bezogen sich auf seine Beifahrerin.
    Die schien nicht sonderlich beeindruckt. Sie nahm die Pistole
von der Mittelkonsole, ließ sie um den Zeigefinger kreisen, drückte ab
und brachte die Flamme zum Vorschein, nur um sie sofort mit gespitzten
Lippen wieder auszupusten. »Auf Gedeih und Verderb zusammen. Aneinander
gekettet, bis wir gemeinsam im Kugelhagel der Polizei zusammenbrechen.
Wie Bonnie und Clyde.«
    »Sie haben wohl zu viele schlechte Filme gesehen«, sagte Anton
säuerlich. Wenigstens wusste er jetzt, warum ihm die Pistole die ganze
Zeit so bekannt vorgekommen war. Es war eine von der Sorte, wie sie
auch Tamara ständig mit sich herumtrug. Er war auf ein dämliches
Spielzeug hereingefallen!
    »Der Staranwalt und die werdende Mutter«, fuhr Flora unbeirrt
fort. »Gejagt bis in den Tod. Was für eine Wahnsinnsstory! Aber das
Beste daran sind die Hundertzwanzigtausend!«
    Sie zog den Koffer zwischen ihren Füßen hervor, legte ihn auf
ihren Schoß und klappte ihn erwartungsvoll auf.
    Stirnrunzelnd warf sie ein paar der obenauf liegenden
Playboyhefte über die Schulter nach hinten in den Fond. Anton blickte
irritiert herüber.
    »Was …?«, sagte Flora entgeistert, vergeblich nach
dem Geld wühlend.
    »Das ist … Moment! Das ist überhaupt nicht mein
Koffer!«, rief Anton.
    Mit hektischen Bewegungen forderte Flora nach und nach ein
angebissenes Käsebrot, einen Kamm, etliche gebrauchte Taschentücher und
ein paar benutzte Socken zutage, wobei unmöglich festzustellen war, ob
der Gestank von dem Käse oder den Socken herrührte.
    Ganz zuunterst lag eine Rolle Küchenpapier. Flora nahm sie
heraus und drehte sie ratlos hin und her.
    »Was ist das denn?«, fragte Anton.
    »Jedenfalls keine hundertzwanzigtausend Mark.«

Katzenjammer
    I rgendwann, eine halbe Ewigkeit später, fing
Floras Magen an zu knurren und hörte nicht mehr auf. Sie stand kurz
davor, sich über Xaviers angebissenes Brot herzumachen, und sie hätte
deshalb fast geweint vor Dankbarkeit, als Anton ihrem Vorschlag, ›in
einem netten Lokal alles in Ruhe zu bereden‹, mit ungnädigem Grunzen
zustimmte.
    Nachdem Anton mit einer

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