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Ich schnapp' mir einen Mann

Ich schnapp' mir einen Mann

Titel: Ich schnapp' mir einen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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seiner zahlreichen Kreditkarten am
nächstbesten Geldautomaten seine Barschaft aufgefrischt hatte, fuhren
sie weiter zu einer schummrigen, zweitklassigen Kneipe am Stadtrand,
für die sie sich nach einigem Hin und Her entschieden hatten.
Schummrig, damit sie nicht allzu sehr auffielen, zweitklassig, um ja
nicht einem von Antons erstklassigen, wichtigen Mandanten zu begegnen.
    Flora und Anton belegten einen Tisch möglichst weit weg von
den übrigen Gästen, drei Männern, die in einer Wolke von Zigaretten-
und Magenbitterdunst skatklopfend um einen Ecktisch hockten. An der
Wand über ihnen lief ein Fernseher ohne Ton.
    Der Wirt polierte hinter der abgeschabten Theke Biergläser. Er
hatte bis auf ein nuschliges »Komm gleich« noch keine Notiz von seinen
neuen Gästen genommen.
    »Ich wusste gleich, dass Xavier ein Schwein ist«, flüsterte
Flora. »Allein die billigen Argumente, mit denen er meinen Kreditantrag
abgewimmelt hat! Und jetzt auch noch das! Schnappt sich einfach das
ganze Geld selber! Dieser Betrüger!«
    »Genau genommen war das, was er gemacht hat, kein Betrug,
sondern eine Unterschlagung«, korrigierte Anton, ganz der Volljurist.
»Jedenfalls nicht so schlimm wie Bankraub und Geiselnahme.«
    Der Wirt kam schlurfend näher. »Wasdarfs'nsein?«
    Anton verschränkte unauffällig die Hände vorm Gesicht.
    Flora dagegen dachte gar nicht daran, sich zu verstecken. Ihre
gierigen Blicke verschlangen die fettige Speisekarte. Es störte sie
nicht weiter, dass es hier nach schalem Bier und altem Bratfett stank
und dass wahrscheinlich höchstens einmal im Monat die Tische abgewischt
wurden. Sie war so hungrig, dass sie sich im Notfall auch über die
Bierdeckel hergemacht hätte.
    Zuerst würde sie das Rührei nehmen, dann vielleicht eine
Suppe, hinterher eventuell das Wiener Schnitzel … Nein, lieber
Käsetoast statt Schnitzel. Und danach vielleicht ein Eis …
    Doch im selben Moment, als sie ihre Bestellung aufgeben
wollte, fiel ihr ein, dass sie nur noch drei Mark dabeihatte. Sie hatte
nicht mal daran gedacht, das Geld einzustecken, das sie aus Heiners
schmutziger Wäsche geborgen hatte.
    Aus deinen Fehlern musst du lernen. Ein weiterer weiser Spruch
ihrer Mutter.
    Flora hatte ihre Lektion gelernt. Sie wollte nicht schon
wieder mehr futtern, als sie bezahlen konnte, und sich hinterher von
einem eingebildeten Gerngross mit dickem Portmonee demütigen lassen!
Nein, danke!
    »Für mich ein Mineralwasser«, sagte sie hoheitsvoll.
    »Essen?«, nuschelte der Wirt.
    »Danke, nein. Ich habe keinen Hunger.«
    Ihr Magen knurrte protestierend.
    »Zwei Portionen Rührei mit Brot«, sagte Anton hinter seinen
verschränkten Händen hervor. »Dazu Orangensaft und hinterher Kaffee.«
    Der Wirt verzog sich in Richtung Küche.
    Flora schaute verlegen zum Fernseher hoch. Eine Frau ließ sich
gerade von einem tollen Lover ein Brillantkollier umlegen und sank dem
Typ dann dankbar schmachtend um den Hals. Auch ohne Ton sehr
aussagekräftig.
    »Sie haben kein Geld, stimmt's?«, fragte Anton.
    »Was dachten Sie denn? Glauben Sie vielleicht, ich hätte sonst
ne Bank ausgeraubt?«
    »Sie sind ulkig, wissen Sie das? Sie überfallen eine Bank,
aber auf die Idee, im Lokal die Zeche zu prellen, kommen Sie nicht.
Wenn schon Verbrechen, dann im großen Stil, was?« Er musterte Flora
durchdringend. »Wie war das noch mit diesem … Heiner?«
    Flora biss die Zähne zusammen, um nicht laut loszuheulen. Wie
konnte sie nur hier sitzen und so tun, als wäre alles in Ordnung?
Heiner war tot, und sie dachte bloß ans Essen! Ihre Augen füllten sich
mit Tränen.
    »War Heiner Ihr Mann?«
    »Mein Freund«, brachte sie mühsam heraus. »Ich hab ihm 'ne
Terpentinflasche an den Kopf geworfen.«
    »Äh … Terpentin?«, fragte Anton perplex.
    Flora nickte. »Im Affekt. Er war sofort tot.«
    »Mein Beileid«, sagte Anton lahm.
    Flora wusste vor lauter Peinlichkeit nicht, wohin sie schauen
sollte. Na, super, dachte sie. Herr Rechtsanwalt kondolierte ihr allen
Ernstes zum Tod des Lebensgefährten und Kindsvaters. Den sie
eigenhändig umgebracht hatte.
    Im Fernseher an der Wand gegenüber wurde die Werbesendung
durch Nachrichten abgelöst. Es erschienen dieselben Bilder, die sie
bereits in dem Elektro- und Heimwerkerladen gesehen hatten: Eine
Außenaufnahme von der Bank, dann die Verbrecherbilder von Anton und
Ziggy, das verwackelte Foto von Flora, und schließlich Kleff, der
ungeduldig das Mikro zur Seite schlug.
    Danach erschien ein Reporter – zum

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