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Ich schnapp' mir einen Mann

Ich schnapp' mir einen Mann

Titel: Ich schnapp' mir einen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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einen
Laut von sich zu geben, holte Flora mit dem freien Arm aus und hieb
Tamara mit aller Kraft ihre Faust auf die Nase.
    Bei diesem Kampfstand gewann Anton sein Reaktionsvermögen
zurück. Er trat vor, packte Tamara an den Aufschlägen des Bademantels
und zerrte sie von Flora weg.
    »Tamara! Was ist denn bloß in dich gefahren! Wie kannst du
nur! Sie bekommt doch ein Kind!«
    »Sie hat angefangen.« Tamara befingerte ihre anschwellende
Nase. »Mist. Guck mal, wie das blutet!«
    Flora schnüffelte angewidert an dem Haarbüschel, das sie
Tamara ausgerissen hatte. »Args! Terpentin! Das hätte ich mir denken
können!« Sie wandte sich zu Anton. »Sie ist pervers, weißt du das? Sie
lässt sich von ihm anmalen und dann bumsen. Wie findest du das?«
    »Entschuldigt mich bitte«, sagte Tamara spitz. »Ich muss mir
das Blut abwaschen.«
    Und schon war sie draußen.

Verraten
und verkauft
    A nton stierte auf die hinter ihr zufallende
Tür und ließ sich dann schwer in einen der teuren Sessel fallen. Sein
Mund klappte auf und zu wie bei einem erstickenden Karpfen.
    Flora musterte ihn mitfühlend. Offenbar rang er verzweifelt
nach Worten, die diesem Desaster gerecht wurden.
    »Nimm's nicht so tragisch«, sagte Flora tröstend. »Es gibt
Schlimmeres. Stell dir zum Beispiel vor, sie wäre deine Ehefrau. Dann
müsstest du dich von ihr scheiden lassen und eine Wahnsinnsmenge
Unterhalt zahlen.«
    Anton warf ihr einen vernichtenden Blick zu.
    Flora schluckte. Na gut, das war vielleicht kein richtiger
Trost. Leise sagte sie: »Oder stell dir vor, du kriegst ein Baby, und
der Vater geht fremd und lässt dich sitzen, einfach so. Und auf einmal
bist du ganz allein und weißt nicht, was werden soll …«
    Anton wirkte betroffen. Sie schwiegen beide und warteten, ohne
zu wissen, worauf.
    Tamara kam zurück, einen feuchten Lappen gegen die Nase
gedrückt. Anton schnüffelte. Das war doch …
    Tamara hob die Hand. »Sag jetzt nichts. Lass uns wie
zivilisierte Menschen miteinander umgehen, ja?«
    Flora setzte sich in einen der beiden anderen Sessel und
verschränkte die Arme. Sie war gespannt, wie die beiden das austragen
würden.
    Tamara warf ihr einen schrägen Blick zu. »Ich hoffe, die Dame
hat sich beruhigt.« Zu Anton sagte sie: »Was willst du überhaupt hier?«
    »Zufällig wohne ich hier, Tamara.«
    »Oh, klar. Sicher doch. Nein, was ich eigentlich meine: Ich
hätte nie gedacht, dass du nach alledem ausgerechnet hier aufkreuzt. Du
musstest doch damit rechnen, dass die Polizei die Wohnung überwacht.«
    Anton verzog das Gesicht und tauschte einen Blick mit Flora.
Die hob nur die Schultern, als wollte sie sagen: Siehst du, meine Idee
war doch gar nicht so abwegig!
    »War die Kripo denn schon hier?«, fragte Anton.
    »Klar. Heut mittag. Eine richtige Nervensäge. Kommissar
Kläffer oder so. Der hat mich ausgequetscht wie eine Zitrone. Über 'ne
Stunde lang. Ich glaube, der Typ hat was gegen dich.«
    Anton schluckte und hatte das unwiderstehliche Bedürfnis, das
Thema zu wechseln. Er betrachtete die Farbflecken an ihrem Hals und auf
ihrer Brust und holte Luft. »Kannst du mir jetzt vielleicht bitte mal
erklären …«
    »Warte«, unterbrach Tamara ihn sofort. »Erst bist du mit
Erklären dran. Wie kommst du eigentlich dazu, 'ne Bank auszurauben?«
Dann, lauernd: »Was ist mit dem Geld? Habt ihr's dabei?«
    Anton zuckte zusammen wie ein weidwund getroffener Hirsch.
Flora ahnte, was in ihm vorging. Zuerst setzte ihm diese
Wonderbra-Natter Hörner auf, und dann traute sie ihm auch noch zu, dass
er kaltblütig eine Bank überfiel!
    »Egal, was sie im Fernsehen oder im Radio darüber bringen«,
sagte Anton leidend, »ich habe keine Bank ausgeraubt und auch keine
Geisel genommen. Flora ist aus völlig freien Stücken
mitgekommen … Ach, Blödsinn, ich meine, ich bin aus völlig
freien Stücken … Oder vielmehr, wir beide … Ach, zum
Teufel, was soll's.«
    Er versank in dumpfes, resigniertes Schweigen.
    Da ist die Luft raus, dachte Flora. Armer, armer Anton. Er war
einfach ausgebrannt. Restlos am Ende. Glühendes Mitleid bemächtigte
sich ihrer. Wenn sie ihm nur helfen könnte!
    »Wollt ihr nicht einfach die Füße hochlegen?«, zirpte Tamara.
»Was trinken? Musik hören? Schön ausspannen nach dem langen, harten
Tag?«
    Sie ging hüftschwenkend zur Stereoanlage und legte eine CD
ein. Sanfte, klassische Musik klang von überallher und erfüllte den
Raum.
    »Wisst ihr was? Ich hol rasch was zu trinken.«
    »Ein Bier wäre nicht

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