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Ich schnapp' mir einen Mann

Ich schnapp' mir einen Mann

Titel: Ich schnapp' mir einen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Hexenschuss!«
    »Er schaut her zu uns!«
    »Du drückst mir die Luft ab! Du wiegst 'ne Tonne!«
    »Das ist nicht wahr! Du bist gemein!«
    Anton ächzte nur an Stelle einer Antwort.
    »Warte!«, rief Flora aufgeregt. »Jetzt kommt er rüber!«
    »Was?«
    »Er kommt!«
    »Wohin?«
    »Na, zu uns!«
    »Du meinst, hierher?«
    »Ja doch!«, rief Flora ungeduldig. »Er hat uns gesehen. Lass
uns abhauen. Schnell! Mensch, worauf wartest du denn noch!«
    »Darauf, dass du endlich von mir runtersteigst!«, presste
Anton hervor.
    Hektisch kämpfte er sich unter ihr hervor und ließ den Motor
an. Beim Suchen des Gaspedals bemerkte er, dass dort unten entschieden
zu viele Füße herumtrampelten.
    »Nimm deine Füße da weg!«, schrie er.
    »Tu ich ja!«, gab Flora empört zurück. »Wenn du aufhörst, mich
zu treten!«
    Irgendwie gelang es ihr, ihre Gliedmaßen zu entwirren und sich
zumindest teilweise auf den Beifahrersitz zurückzuhieven.
    »Schneller!«, rief Flora, ängstlich über die Schulter nach
hinten starrend. »Los, mach endlich! Er ist schon fast da!«
    »Wenn du bloß mal für einen Moment ruhig sein könntest!«,
sagte Anton, verzweifelt unter ihrer linken Kniekehle nach der
Handbremse tastend.
    Kleff kam im Laufschritt auf sie zugerannt. Der Schirm
flatterte wie ein nasses schwarzes Segel hinter ihm her und flog dann
durch die Luft davon, als Kleff ihn einfach losließ, um rascher
vorwärts zu kommen. Er war nur noch fünf Meter entfernt, noch vier,
noch drei, er streckte die Hand aus, berührte den
Kofferraumdeckel …
    Anton gab Gas. Der BMW tat einen Satz nach vorn und war außer
Reichweite.
    Bevor der Wagen zwei Sekunden später über den regennassen
Asphalt um die nächste Ecke schleuderte, konnte Anton gerade noch im
Rückspiegel sehen, wie Kleff ein Funkgerät hervorholte und eindringlich
hineinsprach.
    Sie rasten orientierungslos durch die
Straßen. Es war stockfinster, wie sonst nur in tiefster Nacht. Anton
fühlte sich wie ein Hase auf der Flucht. Wenn er stehen blieb und sich
umsah, würde ihn der Fuchs schnappen. Oder der Habicht. Oder
Schlimmeres.
    Sein Gesichtsfeld war tunnelartig eingeschränkt; er sah immer
nur das nächste Stück regenüberflutete Straße vor sich. Und er war
außerstande, etwas anderes zu tun als zu fahren. Irgendwann –
vor Äonen, wie ihm schien – hatte er noch logisch denken,
Schlüsse ziehen, planen, verschiedene Möglichkeiten gegeneinander
abwägen können. Damit war es vorbei. In seinem Gehirn herrschte
gähnende Leere.
    Mit unbestimmter Missbilligung nahm er wahr, dass Flora sich
wieder das Notebook von der Rückbank geholt und es auf ihren Knien
aufgeklappt hatte. Sie hatte vielleicht Nerven! Je mehr Stress und
Hetze über sie hereinbrachen, desto umtriebiger schien sie zu werden,
wogegen er selbst keinen klaren Gedanken fassen konnte. Er fuhr und
fuhr und fuhr, während sie schrieb wie eine Verrückte. Wer war er
eigentlich? Ein Chauffeur?
    Während er überlegte, welche seiner körperlichen
Befindlichkeiten am unangenehmsten sein mochte – Nässe,
Hunger, Müdigkeit – beobachtete er stirnrunzelnd, wie Flora,
die Zunge in den Mundwinkel geschoben, ihr Geschreibsel auf dem Display
überflog, es hier und da ausbesserte und anschließend wie rasend immer
neue Absätze produzierte.
    Flora war in ihrem Element. Enrico, der Mistkerl, hatte den
Albino, einen korrupten Bullen, vorgeschickt. Der Don wusste nichts
davon, doch es bestand kein Zweifel, dass er es im Stillen gutheißen
würde, wenn er davon erfuhr. Und erfahren würde er davon, das war so
sicher wie das Amen in der Kirche. Nichts, was im Dunstkreis des Don
geschah, ließ sich vor ihm geheim halten. Antonio und Florinda entkamen
also nur mit knapper Not dem Killerkommando, das der miese Albino in
aller Eile zusammengetrommelt hatte. Nur Florindas Geistesgegenwart und
ihrem Einfallsreichtum war es zu verdanken, dass sie jetzt nicht
blutüberströmt und von MP-Salven durchlöchert in Antonios Wohnung lagen
und dort stumm ihr Leben aushauchten. Sie hatten es gerade noch mal
geschafft. Doch nun waren sie wieder auf der Flucht, gejagt, verfemt,
den Elementen ausgeliefert.
    Flora schluckte, so nahe ging ihr das Schicksal von Florinda
und Antonio.
    Aber da war doch noch etwas … Hatte sie nicht etwas
ungeheuer Wichtiges außer Acht gelassen? Flora ging ein paar Seiten
zurück und suchte. Plötzlich hob sie den Kopf und starrte Anton
entsetzt an.
    »Antonio, wir müssen den Wagen loswerden!«
    »Was?«, fragte er

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