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Ich schnapp' mir einen Mann

Ich schnapp' mir einen Mann

Titel: Ich schnapp' mir einen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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bist Anwalt, deswegen bist du noch ein bisschen
schlauer als die normalen Ganoven, du denkst dir also, du kannst ruhig
hingehen, weil sie das Haus sowieso nicht überwachen, da sie ja
glauben, dass du dich nicht hintraust, weil du von einer Überwachung
ausgehst.«
    Sie atmete hastig ein und wieder aus. »Aber stell dir vor, sie
wissen, wie schlau du bist und was du dir denkst, und überwachen
deshalb das Haus doch …«
    Anton sprang entnervt aus dem Wagen und warf die Tür zu. Flora
folgte ihm ohne zu zögern nach draußen.
    Anton pirschte durch den stetig fallenden Regen auf das Haus
zu, in dem er wohnte, und sicherte dabei nach allen Seiten. Gott sei
Dank, von den Nachbarn war gerade niemand unterwegs. Das schlechte
Wetter hatte auch sein Gutes. Kein Mensch hielt sich ohne triftigen
Grund unter freiem Himmel auf, und von den Fenstern aus war er mit
Sicherheit so gut wie gar nicht zu sehen.
    Flora hatte es mit ihrem wasserfallartigen Gerede tatsächlich
geschafft, ihn zu verunsichern. Dabei gab es gar keinen Grund, sich
deswegen verrückt zu machen. Natürlich wurde das Haus nicht überwacht.
Der ebenso schlichte wie einleuchtende Grund dafür war fehlendes Geld.
Die Polizei hatte weder die Mittel noch das Personal, um eine
flächendeckende Überwachung aufzuziehen. Nicht in diesem Fall. Nicht,
solange er nicht wenigstens zwei, drei oder besser noch mehr Leute
umgebracht hatte und die hundertprozentige Gewissheit bestand, dass er
etwa noch mal so viele kaltmachen würde.
    Hatte er da nicht eben ein verdächtiges Geräusch gehört? Die
leisen Schritte eines Verfolgers? Er blieb abrupt stehen und schrie
unterdrückt auf, als Flora mit ihrem Bauch gegen seinen Rücken prallte.
    »Herrgott, hast du mich erschreckt!«, fuhr er auf.
    »Bist du schon lange verheiratet?«, fragte sie, ihr Gesicht
mit der Hand gegen den Regen abschirmend.
    »Das geht dich nichts an.«
    »Kinder?«
    Anton gab keine Antwort, sondern trat in den Hauseingang und
schloss die Tür auf. Flora folgte ihm auf dem Fuße.
    »Du gehst aber nicht mit rauf«, beschied er sie.
    »Glaub ja nicht, dass du mich hier unten allein lassen kannst!«
    »Kann ich das nicht?«, fragte Anton. Es sollte drohend
klingen, doch er erreichte damit lediglich, dass Flora ihre Hand ins
Kreuz drückte und verhalten stöhnte. »Ich wollte es dir nicht sagen,
weil ich dich nicht unnötig beunruhigen wollte, aber ich hab da die
ganze Zeit schon so ein Ziehen … Ich hoffe bloß, es sind nicht
die Nieren. Wegen der Feuchtigkeit und so. Wenn ich nur ganz schnell in
deiner Wohnung was Trockenes anziehen könnte … Ein altes Hemd
von dir vielleicht?«
    In der Diele herrschte diffuses Dämmerlicht.
Und es war still in der Wohnung, absolut und unheimlich still.
    »Tamara?«, rief Anton leise, während er das Licht anknipste.
    Flora sah sich überwältigt um. Das war ja noch feudaler, als
sie gedacht hatte! Marmorboden, an der Decke versenkte Halogenstrahler
und an den Wänden Drucke, von denen ein einziger bestimmt so viel
gekostet hatte, wie Flora im Laufe eines Jahres für Lebensmittel
ausgab. Ein allem Anschein nach antiker, glänzend rot lackierter
chinesischer Schrank bildete zu der eher kühlen Pracht der übrigen
Diele einen reizvollen Gegensatz.
    Als Anton die Tür zum Wohnzimmer aufstieß, sah Flora, dass
hier ebenfalls an nichts gespart worden war. Sie fragte sich, ob seine
Frau die Möbel ausgesucht hatte. Vor allem aber fragte sie sich, wie
seine Frau aussah. Und wie sie reagieren würde, wenn ihr Mann eine
schwangere Mandantin anschleppte, die absichtlich den Ruf ihres Mannes
ruiniert hatte.
    »Tamara! Gott sei Dank, du bist da!«, sagte Anton erleichtert.
    Mit einem schrillen Aufschrei fuhr Tamara vom Sofa hoch, wo
sie ein Nickerchen gehalten hatte. Sie trug einen weißen
Frotteebademantel, der am Hals offen stand und außer einer Menge
nackter Haut ein paar hartnäckige Farbflecken sehen ließ.
    Flora erstarrte. »Das ist deine Frau?«, fragte sie fassungslos.
    »Meine Freundin«, sagte Anton.
    »Falsch«, korrigierte Flora ihn. »Heiners Freundin.«
    Sie stürzte sich auf Tamara, und einen Sekundenbruchteil
später bildeten die beiden ein Knäuel aus Armen, Beinen, zerrauften
Haaren und Floras dickem Bauch.
    Entsetzt verfolgte Anton die Rauferei. Flora bekam eine Hand
voll von Tamaras Haaren zu fassen und riss sie kurzerhand aus.
    Tamara gab einen unmenschlich klingenden Heulton von sich und
verdrehte Floras Arm, bis ein vernehmliches Knacken ertönte. Ohne

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