Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich schnapp' mir einen Mann

Ich schnapp' mir einen Mann

Titel: Ich schnapp' mir einen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
Vom Netzwerk:
machte keine Anstalten, sich fürs Bett fertig zu machen.
Sie schob ein paar Gummibärchen in den Mund.
    »Die beiden haben es echt geschafft«, sagte sie angelegentlich.
    Anton gab keine Antwort.
    »Findest du nicht?«, hakte sie nach.
    »Was?«
    »Dass die beiden es geschafft haben.«
    »Wer?«, brummte er.
    »Na, Heiner und Tamara. Bestimmt war das vorhin heute schon
die dritte Wiederholung dieser Pinselei. Anscheinend sind sie jetzt
berühmt. Ich wette, er hat seit gestern mindestens zehn Bilder
verkauft. Und zwar sicher nicht billig. Nicht eingerechnet die Honorare
für die Fernsehauftritte. Ich möchte nicht wissen, zu wie viel Prozent
sie beteiligt ist. Halbe-halbe, würde ich sagen. Mindestens.« Da von
Anton keine Reaktion kam, setzte Flora anzüglich hinzu: »Meist kriegt
ja derjenige mehr, der sich auszieht. Was meinst du?«
    Anscheinend hatte er keine Meinung dazu, zumindest keine, die
er äußern wollte. Er bearbeitete verbissen die Tastatur.
    »Na, jedenfalls sind sie mit hundertprozentiger Sicherheit
finanziell aus dem Schneider«, fuhr Flora fort, eine Hand voll
Gummibärchen nachschiebend. »Das haben sie nur uns zu verdanken, meinst
du nicht?«
    Anton blickte auf. »Nicht uns. Dir.« Ihm war nicht entgangen,
dass Flora ihn reizen wollte, wenn er auch nicht wusste, warum. Was
auch immer der Grund war, er hatte keine Lust, immer nur einzustecken.
»Wie du siehst, ist der Grat zwischen Bedeutungslosigkeit und Ruhm sehr
schmal«, dozierte er überheblich. »Manchmal genügen schon vier Worte,
um nicht nur sich selbst, sondern seine ganze Bekanntschaft ins
Rampenlicht zu rücken. Wie zum Beispiel: Dies ist ein Banküberfall.«
    Das saß. Flora schluckte einen riesigen Klumpen aus mindestens
zehn Gummibären auf einmal.
    Anton beugte sich wieder über die Tastatur. »Und jetzt lass
mich bitte in Ruhe an meiner und deiner Verteidigung arbeiten. Da ist
es leider nicht mit vier Worten getan. Vor allem nicht bei deiner.«
    Bestürzt starrte Flora ihn an, machtlos gegen die Tränen, die
ihr plötzlich in die Augen schossen.
    Anton hörte ihr Schniefen, stand auf und kam zum Bett. Er
setzte sich neben sie und nahm ihre Hand. »Ich hab's nicht so gemeint.
Tut mir Leid. Komm, heul nicht, ja?«
    »Ich heul ja gar nicht«, schluchzte Flora.
    »Doch, tust du wohl. Hör mal, wenn es wegen diesem Heiner
ist – vergiss ihn doch! Der Kerl ist es echt nicht wert, dass
du ihm auch nur eine einzige Träne nachweinst! Der verdient dich doch
gar nicht!«
    Ihre Tränen versiegten schlagartig. »Findest du wirklich?«
    Anton nickte nachdrücklich.
    »Danke«, flüsterte Flora.
    »Keine Ursache.«
    »Du hättest auch jemand Besseren verdient als diese Tamara.«
Flora zwirbelte mit der freien Hand hektisch den Gürtel des Bademantels
zusammen. Sie fragte sich, ob er ihr Herz hämmern hören konnte. Seit er
ihre Hand hielt, klang es in ihren Ohren so, als würde es gleich
explodieren. »Man könnte im Grunde sagen, dass Heiner Tamara verdient«,
stieß sie hervor. »Und umgekehrt erst recht. Genau genommen verdienen
sie sich gegenseitig. Eigentlich ist es sehr praktisch, dass sie
einander haben. So können sie wenigstens uns beide nicht mehr nerven.«
    Anton betrachtete sie argwöhnisch. »Willst du damit etwas
Bestimmtes zum Ausdruck bringen?«
    »Nein, wie kommst du darauf?« Flora entzog ihm ihre Hand,
legte sie ins Kreuz und begann unvermittelt mit ihrer
Nase-Mund-Entspannungsatmung.
    Anton schrak zurück. »Um Gottes willen – kriegst du
etwa Wehen?«
    »Nein«, schnaufte Flora, »das sind nur Atemübungen. Die mach
ich immer, wenn ich Stress habe.«
    Anton stieß erleichtert die Luft aus. »Na gut. Solange du mit
Stressbekämpfung beschäftigt bist, werde ich baden. Ist ja auch schon
nach halb zwölf. Ich glaub, ich hör für heute auf mit dem Arbeiten.«
    Als er aus dem Bad kam, frisch rasiert, geduscht und in
Tobias' etwas zu knapp sitzendem Pyjama, schlief Flora schon. Sie lag
auf der Seite, die Hände um ihren Bauch gelegt, und stöhnte im Schlaf.
Neben ihr auf dem Kopfkissen lag ein Schwarzweißfoto, eine
Polaroidaufnahme. Anton deckte Flora zu, dann nahm er das Foto und
betrachtete es. Ganz offensichtlich war es ein Ultraschallbild des
Ungeborenen. Anton hatte gehört, dass es so etwas gab, hatte aber noch
nie eins gesehen. Unten, am Rand, standen Worte und Ziffern in
Computerschrift. Floras Name und Geburtsdatum und daneben ein weiteres
Datum. Anton rechnete rasch nach. Noch zehn Tage. Sicher war das

Weitere Kostenlose Bücher